03.08.2015 20:50:40

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Börsen-Zeitung: Cash-flow von der Zapfsäule, Kommentar zu Tank & Rast

von Walther Becker

Frankfurt (ots) - Wer von der Autobahn abbiegt, der fährt meist

auch wieder drauf. Bei der Allianz hat es etwas länger gedauert - um

genau zu sein, elf Jahre. Denn 2004 verkaufte sie gemeinsam mit dem

Finanzinvestor Apax und der Lufthansa mit Tank & Rast die ehemals

bundeseigene Gesellschaft für Nebenbetriebe der Bundesautobahn. Nun

sind die Münchener wieder dort angekommen.

Und die Versicherung, die die Mittel ihrer Kunden längerfristig

anlegen muss, sorgt gemeinsam mit ihren neuen Partnern für eine

wundersame Geldvermehrung bei diesem Franchisesystem. Es steht aus

der vormaligen, kreditfinanzierten Private-Equity-Geschichte tief in

der Kreide. 3,5 Mrd. Euro sind es heute. Als sich der

Deutsche-Bank-Ableger Rreef 2007 einkaufte, lag die Bewertung bei 2,4

Mrd. Euro, 2004, als Terra Firma einstieg, waren es erst 1,1 Mrd.

Euro. Allerdings besteht der Unternehmenswert vor allem aus Schulden.

Diese machen knapp das 9-Fache des operativen Ergebnisses aus.

Angesichts solch schwindelerregender Bilanzrelationen ist auch

diesmal ein Börsengang als Option rasch ausgeschieden - wie schon

Ende 2004, als Terra Firma das Unternehmen allein übernahm, nachdem

sich die IPO-Pläne nicht umsetzen ließen. Institutionelle Investoren

wie Versicherungen oder Pensionsfonds suchen indessen händeringend

nach lukrativen Anlagen in Infrastruktur, um in Zeiten von

Niedrigzinsen und Finanzkrisen von Griechenland bis Puerto Rico ihre

Abhängigkeit von Staatsanleihen abzumildern. Doch die Ziele machen

sich rar und der Liquiditätsüberschuss und Investmentdruck ist

immens. Zudem sorgen die gestiegenen Aktienkurse für höhere

Bewertungen.

Vor diesem Hintergrund vollzieht der bis über die Halskrause

verschuldete Raststättenbetreiber den Wandel vom Ladenhüter zum

Investmentschlager. Und so ist der größte Leveraged Buy-out in

Deutschland seit 2008 dank niedriger Zinsen sehr lukrativ für die

Verkäufer.

Die Allianz hat in Parksysteme in Chicago investiert, in britische

Militäranlagen, norwegische und tschechische Gasnetze, hat in

britisches Eisenbahnleasing Mittel gesteckt und ist in Wind- und

Solarportfolios in zahlreichen Ländern engagiert - nicht immer mit

Erfolg. Insofern erscheint ein Investment vor der eigenen Haustür, in

deutsche Autobahneinrichtungen, logisch. Wachstum verspricht Tank &

Rast, zu deren Cash-flow signifikant die Toilettengebühren (Sanifair)

beitragen, kaum. Aber stabile Mittelzuflüsse und hohe

Markteintrittsbarrieren sind genau das, was Infrastrukturinvestoren

suchen.

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