18.03.2015 20:55:47

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Börsen-Zeitung: Bürgerkrieg in Bankfurt, Kommentar zur EZB von Bernd

Wittkowski

Frankfurt (ots) - Zigtausende Bürger Europas, nicht zuletzt aus

den Peripheriestaaten, haben am Mittwoch in Frankfurt friedlich für

die Europäische Zentralbank (EZB) demonstriert. Anlässlich der

Einweihung des EZB-Neubaus, der zum weltweit renommierten Symbol der

einigenden und friedenstiftenden Kraft der Gemeinschaftswährung

geworden ist, brachten sie ihre Anerkennung und ihren Dank zum

Ausdruck. Haben doch die Euro-Hüter mit ihrer pragmatischen, sich

über lästige Tabus großzügig hinwegsetzenden, das Recht nicht

übertrieben genau nehmenden Politik den nationalen Regierungen seit

fünf Jahren immer wieder Zeit gekauft, auf dass in den Hauptstädten

frei vom Druck der Märkte seit Dekaden aufgestauter Reformbedarf

abgearbeitet wird und die maroden Staatsfinanzen auf Kosten der

Gläubiger saniert werden.

Im Frankfurter Ostend trafen die EZB-Unterstützer auf einen

anderen Demonstrationszug, zu dem sich Zehntausende europäische

Sparer vereint hatten und der von den Präsidenten der Banken- und

Sparkassenverbände angeführt wurde. Diesem Bündnis hatte sich der

Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) angeschlossen, ohne den es nach

eigener Einschätzung nicht geht. Auf Transparenten war der

freundliche Hinweis zu lesen, dass es bei aller Solidarität in Europa

und bei allem Verständnis für jahrzehntelanges Versagen der Politik

mit der Enteignung der Sparer und der Umverteilung auf

verschiedensten Ebenen - auch von Festgeldsparern zu Aktienanlegern

-, dass es also mit diesen Auswirkungen des EZB-Krisenmanagements

jetzt mal genug sei. Auch diese Demonstration verlief nach

Polizeiangaben absolut friedlich.

So hätte es sein können am Mittwoch. So war es aber nicht.

Stattdessen Bürgerkrieg in Bankfurt. Die ach so friedlich gesinnten

Aktivisten von Blockupy, die sich den Ablauf ganz anders vorgestellt

hatten, die Linke, die in den Ausschreitungen Parallelen zur

Freiheitsbewegung in der Ukraine entdeckte - stimmt ja: nicht nur

über dem Main, auch über dem Maidan waberten Rauchschwaden! - oder

der DGB, der es "total kontraproduktiv" findet, wenn Polizisten

verletzt werden: Sie alle haben die Plattform für einen Gewaltexzess

geboten, wie ihn Frankfurt lange nicht erleben musste. Und jeder hat

es vorher gewusst. Diese Gewalt ist ein weiterer Beleg für das

Scheitern des Versuchs, das "Friedensprojekt Euro" zu retten, koste

es, was es wolle. So, wie Politik in der EU funktioniert, spaltet der

Euro Europa.

P.S.: Danke an alle, die den Kopf hinhalten mussten, um die

wirklich friedliebenden Bürger Frankfurts vor den vereinigten Chaoten

Europas zu schützen.

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