11.07.2014 20:28:47
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Börsen-Zeitung: Bondrally, ein Marktkommentar von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Die Bundesanleihen sind mit ihren Renditen fast
auf dem Rekordtief angekommen. Mit den 1,168%, die in der gerade
abgelaufenen Woche erreicht wurden, trennten die zehnjährige
Bundrendite gerade noch rund 4 Basispunkte oder 0,04 Prozentpunkte
von ihrem Rekordtief von 1,126%, das am 23. Juli 2012 markiert wurde.
Entlang der Kurve der Bundesanleihen sieht der Anleger über weite
Strecken derzeit sowieso nur noch eine Null vor dem Komma. Denn
Bundesanleihen mit (Rest-)Laufzeiten von einem bis acht Jahren werfen
nur noch Renditen im Nullkommabereich ab.
Bei einem Jahr Laufzeit sind es am Freitag noch 0,01% gewesen -
aber nur wenn der Anleger Glück hatte, denn es wurden zum
Wochenausklang in diesem Laufzeitenbereich auch schon wieder negative
Renditen gesehen, allerdings nur knapp unterhalb der Nulllinie.
Zweijährige Papiere werfen immerhin schon das Doppelte der
einjährigen Titel, also 0,02% ab. Es ist wohl nur eine Frage der
Zeit, bis auch hier wieder das Minuszeichen zu sehen ist. Bei fünf
Jahren sind es Renditen von um die 0,3%. Bei acht Jahren lassen sich
um die 0,85% verdienen. Nur bei neun Jahren Laufzeit bekommt der
Anleger noch einen Satz mit einer Eins vor dem Komma, und zwar 1,05%.
Angetrieben wird die Flucht in Sicherheit und damit der
Renditeabstieg der Bundesanleihen durch Krisenentwicklungen - wie so
oft in der Vergangenheit. Die Ukraine-Krise, aber auch die
Entwicklungen im Irak trugen schon zum Großteil der Umschichtungen -
raus aus risikobehafteten Assets, rein in sichere Anlagen wie
Bundesanleihen und US-Treasuries - und damit zu den fallenden
Renditen bei. Aktuell sind es die Sorgen um den portugiesischen
Bankensektor, die die Anleger den sicheren Hafen Bund und auch die
US-Staatsanleihen ansteuern lassen. Zu schaffen machen den Anlegern
in diesen Tagen Spekulationen über Zahlungsprobleme der
portugiesischen Bankiersfamilie Espírito Santo.
Gegen die Espírito Santo International ermitteln die Behörden
wegen angeblicher "erheblicher Unregelmäßigkeiten". Mit dieser
Krisenentwicklung in Portugals Bankenbereich taucht auch ein altes
Muster an den Anleihemärkten wieder auf. Anleihen der
Eurozonenperipherieländer werden zum Verkauf gestellt, Anleihen des
Bundes werden gekauft. Das war bei anderen Krisenentwicklungen so
nicht zu sehen. Als sich etwa die Entwicklungen in der Ukraine
zuspitzten oder als die Schwellenländer unter Druck gerieten, griffen
die Anleger zwar ebenfalls bei den Bundesanleihen zu. Aber es wurden
auch Anleihen Spaniens, Italiens oder Portugals gekauft: Die Eurozone
insgesamt galt bei diesen Krisen als Zufluchtsort.
Doch es sind nicht nur die Krisenentwicklungen, die die Renditen
der Bundestitel immer weiter gen Süden treiben. Auch schwache
Konjunkturdaten wie zuletzt die eingebrochenen Aufträge für die
japanischen Maschinenbauer oder die hinter den Erwartungen
zurückgebliebenen Ausfuhren der chinesischen Wirtschaft wirkten in
die gleiche Richtung: Investoren befürchten, dass der Konjunkturmotor
wohl doch nicht so rund laufen könnte, wie das vor einigen Monaten
noch erhofft oder erwartet wurde.
Anleger, die zu Jahresanfang den zu beobachtenden
Konjunkturoptimismus skeptisch beurteilt haben, sich von der
Zinswendediskussion nicht in die Irre leiten ließen und deshalb auch
Bondpositionen nicht reduzierten, konnten an den Bondmärkten im
Halbjahr richtig absahnen, denn die Märkte haben eine enorme Rally
hingelegt. Wer sich einfach ein paar langlaufende (über zehn Jahre)
Anleihen aus dem Euroraum ins Portfolio gelegt hat, freut sich heute
über stattliche Gewinne. Der iBoxx Euro Overall erzielte bei den
langen Laufzeiten bis Anfang Juli einen Ertrag (Total Return aus
Kursgewinn und Zins) von 13%. Im "BBB"-Segment waren es fast 15%.
Investoren, die Anleihen von Finanzinstitutionen bevorzugten,
kommen im "AA"-Segment immerhin auf gute 11%. Auf den gleichen Ertrag
kommen diejenigen Anleger, die auf über zehn Jahre laufende
Senior-Anleihen von Unternehmen setzten, wie am Plus von guten 11%
des iBoxx Corporates Senior abzulesen ist. Die Staatsanleihen aus der
Eurozone brachten es im langlaufenden Bereich (über zehn Jahre) auf
einen Ertrag von mehr als 13%. Mit entsprechenden Langläufern aus
Deutschland heimsten die Anleger fast 11% ein. Mehr bekam derjenige,
der in die Peripherie ging. So zum Beispiel in Irland (14%), Spanien
(16%) oder Italien (14,5%). Aber auch die US-Treasuries mit langen
Laufzeiten (mehr als zehn Jahre) waren kein schlechtes Investment in
diesem Jahr. Bislang weist der iBoxx Dollar Treasuries ein Plus von
guten 12% aus.
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