14.06.2018 20:36:40
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Börsen-Zeitung: Besser (zu) spät als nie!, Kommentar zur EZB von Mark
Schrörs
Frankfurt (ots) - Die EZB hat es also getan: Nach der gestrigen
Zinssitzung stellte der EZB-Rat ein Ende der in Deutschland heftig
kritisierten Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) zum Jahresschluss
2018 in Aussicht. Zwar ließ sich der Rat einige Hintertürchen offen
und EZB-Präsident Mario Draghi betonte wiederholt die "Flexibilität"
der Euro-Hüter. Unter dem Strich steht aber die Botschaft: Mit QE ist
Ende 2018 Schluss. Das ist gut so - und aktuell durchaus auch mutig!
Denn so mancher Beobachter runzelt die Stirn, dass die Europäische
Zentralbank (EZB) ausgerechnet in Zeiten zunehmender globaler
Handelsstreitigkeiten und der politischen Turbulenzen in Italien das
Ende von QE ins Visier nimmt. Trotzdem ist der Schritt mehr als
angemessen: Bei allen Risiken und bei aller Unsicherheit - Wachstum
und Inflation in Euroland rechtfertigen längst keine Geldpolitik
mehr, die gar noch lockerer ist als in der Weltfinanzkrise. Und auch
ohne zusätzliche QE-Nettokäufe bleibt die Geldpolitik noch auf Jahre
extrem expansiv.
Der ein oder andere spekuliert nun über die "wahren" Beweggründe
der Euro-Hüter. Hat sie das Gefühl beschlichen, den optimalen
Zeitpunkt für den QE-Ausstieg verpasst zu haben? Vielleicht.
Tatsächlich wäre ein früherer Exit nicht nur möglich, sondern
vermutlich gar angezeigt gewesen. Will die EZB Rom klar machen, dass
die neue Regierung nicht auf die EZB hoffen sollte, wenn sie
überzieht? Vielleicht. In jedem Fall ist es ein richtiges Signal,
dass es keine Rettungsaktion der EZB für Italien geben wird. Zur
ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass die EZB bei QE zunehmend an
selbst gesetzte Grenzen stößt. Trotzdem ist es positiv, dass sich
Draghi & Co. von den aktuellen Widrigkeiten nicht haben beirren
lassen.
Dass EZB-Präsident Mario Draghi nun die Flexibilität betont, ist
verständlich. Die Hürde für eine Abkehr vom Ausstieg ohne
Gesichtsverlust liegt aber wohl recht hoch - und das sollte sie auch!
Dass der EZB-Rat zugleich einen - wenn auch vagen - Zeitpunkt
benennt, bis zu dem er die Leitzinsen voraussichtlich nicht anhebt,
ist aber heikel. Im aktuellen Umfeld soll das wohl die
Marktteilnehmer für das QE-Ende beschwichtigen. Das aber kann schnell
zum Problem für die Glaubwürdigkeit werden - und die Marktakteure
könnten allzu schnell die eigene Urteilsbildung vernachlässigen. Und
last but not least gilt auch bei den Zinsen zumindest perspektivisch:
Leitzinserhöhungen sollten nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag
vertagt werden.
Bei aller Kritik im Detail bleibt aber das Urteil: Das jetzige
Signal für ein Ende von QE ist absolut richtig - und überfällig. Oder
anders: Besser (zu) spät als nie!
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