15.08.2016 20:36:40

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Berliner Duckmäuser, Kommentar zur ...

Börsen-Zeitung: Berliner Duckmäuser, Kommentar zur Rentenpolitik von

Stephan Lorz

Frankfurt (ots) - Was nicht sein darf, kann auch nicht sein. Nach

diesem Motto verfährt die Politik gerne - insbesondere in der

Rentenpolitik. Nur einmal hatte Berlin den Mut und die Kraft

aufgebracht, den Menschen die Wahrheit über den Zustand der

Alterssicherungssysteme zu offenbaren und Anpassungen am Umlagesystem

vorzunehmen: Die Beiträge wurden gedeckelt, das Rentenniveau nach

unten geschleust und das Renteneintrittsalter auf bis zu 67 Jahre

erhöht. Die damals handelnden Personen wurden vom Wähler aber

abgestraft. Seither traut sich kein Politiker mehr, die älteren

Mitbürger zu verdrießen. Unter dem Lobgesang von Sozialverbänden und

Gewerkschaften wurden sogar viele Reformen wieder zurückgedreht.

Dass die Alterssicherungssysteme diese Belastung bislang so gut

verkraftet haben, ist nur der überraschend gut laufenden Konjunktur

zu verdanken und der Tatsache, dass wir uns in einer demografischen

Zwischenphase befinden. Die Babyboomer sind allesamt noch in Lohn und

Brot. Das gaukelt eine heile Rentenwelt vor. Aber schon bald schlägt

die Demografie zurück. Und es ist das Verdienst der Bundesbank, die

ökonomischen Rahmenbedingungen ungeschönt zu benennen. Im jüngsten

Monatsbericht fordert sie entsprechend zum Ausgleich einen Anstieg

des Renteneintrittsalters bis 2060 auf bis zu 69 Jahre. Schließlich

könne es doch nicht sein, dass die Menschen immer länger leben, damit

auch immer länger Rente beziehen, die Zeit ihres Erwerbslebens aber

zementiert und jede Debatte darüber tabuisiert wird. Ein höheres

Renteneintrittsalter ist also gar keine Benachteiligung künftiger

Rentner, wie stets beklagt wird. Das Verhältnis von Beitragszeiten

und Rentenbezugszeiten bleibt schlicht konstant.

Dass sich Politik und viele gesellschaftliche Gruppen nicht um

Logik und Fakten scheren, musste die Bundesbank bereits einmal 2008

und 2009 erfahren. Damals hatte sie ebenfalls eine schrittweise

Erhöhung des Rentenzugangsalters gefordert - und wütenden Protest

geerntet. Noch vor wenigen Monaten löste das Institut der deutschen

Wirtschaft mit einer ähnlichen Forderung einen regelrechten Shitstorm

aus. Auch die Bundesregierung eiert bei diesem Thema herum und

verschließt die Augen vor der Realität. Alle ihre Vorausberechnungen

enden konsequenterweise 2030, in jenem Jahr, auf das sich die letzte

große Rentenreform bezieht. Das hat seinen Grund: Danach steht der

nächste Rentenschock bevor. Hätte man bloß frühzeitig Vorbereitungen

getroffen, wird man einst der Politik vorwerfen.

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!