20.10.2016 20:36:39

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Börsen-Zeitung: Am Wendepunkt, Kommentar zur EZB von Mark Schrörs

Frankfurt (ots) - "Das haben wir nicht diskutiert" - das war am

Donnerstag der von EZB-Präsident Mario Draghi meistgenutzte Satz. Ob

die Verlängerung der Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE), ein

langsames Auslaufen (Tapering) am Ende von QE oder Maßnahmen, um

drohende Engpässe bei QE zu vermeiden - laut Draghi waren all die

Fragen, die derzeit jeden brennend interessieren, im EZB-Rat kein

oder kein großes Thema. Stattdessen hieß es immer nur: Wir sehen uns

im Dezember wieder. Da drängt sich sehr wohl der Eindruck auf: Außer

Spesen nichts gewesen.

Bemerkenswert war aber Draghis Absage an ein abruptes Ende von QE.

Zwar ist schon lange absehbar, dass die Europäische Zentralbank (EZB)

ihre Käufe nicht schlagartig von einem Monat auf den anderen

einstellt - dafür braucht es auch keine aufgeregt-gehypten

Medienberichte. Trotzdem ist es nun quasi amtlich, dass QE über März

2017 hinausgeht. Hinter die Aussage kann Draghi jedenfalls nicht

zurück. Die große Frage aber bleibt, ob die EZB ab April 2017 weiter

für 80 Mrd. Euro monatlich einkauft oder die Käufe doch bald

allmählich zurückfährt. Für Spannung ist gesorgt.

Die Marktteilnehmer würden sich sicher mehr Klarheit erhoffen -

wozu die EZB leider selbst beigetragen hat, als sie mit ihrer Forward

Guidance vorgegaukelt hat, sie könne stets die Zukunft vorausahnen.

Das war schon immer irrsinnig - aber erst recht an einem

geldpolitischen Wendepunkt, wie er jetzt zumindest allmählich näher

rückt. De facto kauft sich die EZB nun schlicht Zeit. So besteht die

Hoffnung, dass die Entscheidung im Dezember unter noch besseren

Vorzeichen stehen wird - mit höherer Inflation und solider

Wirtschaft.

Bei einer Verlängerung von QE sollte die EZB in jedem Fall den

Exit gleich mitdenken - aber mindestens in Aussicht stellen. Der

Wachstums- und Inflationsausblick rechtfertigt das allemal, und die

Risiken der ultralockeren Geldpolitik nehmen zu. Zu diesen gehört

auch, dass sich die Politik nur immer weiter hinter der EZB

versteckt, je mehr jene liefert. Im Übrigen: Selbst wenn die EZB 2017

mit dem Tapering beginnt, ist das meilenweit entfernt davon, den

Schalter von einer expansiven auf eine restriktive Geldpolitik

umzulegen. Es gibt keinen Grund zur Panik.

Draghi selbst hat gestern gesagt, QE sowie Null- und Negativzinsen

könnten nicht für immer bleiben. Wie Recht er hat! Dann sollte die

EZB die Marktteilnehmer aber auch nicht mit immer neuen Geldschwemmen

einlullen. Es wäre also nicht nur unangemessen, sondern sogar

kontraproduktiv, die Märkte Anfang Dezember mit einer übertriebenen

vorweihnachtlichen Bescherung zu überraschen.

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