09.02.2022 20:21:38
|
OTS: Börsen-Zeitung / Baerbocks Coup, Kommentar zur neuen Klimabeauftragten ...
Baerbocks Coup, Kommentar zur neuen Klimabeauftragten von Stefan
Paravicini
Frankfurt (ots) - Wenn sich die Aktivistinnen und Aktivisten der
Umweltorganisation Greenpeace in den Anfangsjahren der Non-Profit-Organisation
mit einem Schlauchboot zwischen die Harpune eines großen Walfangschiffs und den
Wal manövrierten, wollten sie damit eine "mind bomb" zünden. Denn die Bilder von
diesen spektakulären Aktionen sollten in der Öffentlichkeit einschlagen wie eine
Bombe, Aufmerksamkeit für Umweltprobleme schaffen und letztlich den Druck auf
die Politik erhöhen. Das erzählte Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan vor ein paar
Monaten im Interview mit einer deutschen Wochenzeitung.
In einer von spektakulären Bildern überfluteten Gesellschaft hält sich die
Wirksamkeit von Schlauchbooten in Grenzen. Mit der Berufung von Morgan zur
Sonderbeauftragten für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt ist
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) dennoch ein Coup gelungen, der als
Mind Bomb durchgehen kann. In Kreisen der internationalen Klimapolitik hat die
Nachricht jedenfalls eingeschlagen wie eine Bombe: Die Klima-Außenpolitik der
Bundesregierung wird ab 1. März von einer Klimaaktivistin gelenkt, die sich seit
knapp dreißig Jahren für Nichtregierungsorganisationen mit dem Klimaschutz
beschäftigt.
Dass Morgan ihre neue Aufgabe gut gerüstet angehen wird, ist unstrittig. Die
US-Amerikanerin, die schon 1995 in Berlin mit dabei war, als die damals
frischgebackene deutsche Umweltministerin Angela Merkel die erste
UN-Klimakonferenz eröffnete, und auch an den 25 Weltklimakonferenzen seither
teilgenommen hat, ist exzellent vernetzt. Mit dem US-Klimabeauftragten und
ehemaligen US-Außenminister John Kerry ist sie genauso gut bekannt wie mit dem
EU-Chefverhandler an der jüngsten UN-Klimakonferenz in Glasgow, Frans
Timmermans. Die komplexe Dynamik der internationalen Klimaverhandlungen kennt
sie ohnehin aus dem Effeff.
Im November war Morgan in Glasgow noch wechselweise als Mahnerin und
Einpeitscherin für den Klimaschutz unterwegs und dabei fast omnipräsent. Den
Wechsel von der Nichtregierungsorganisation in die neue Rolle als
Regierungsbeauftragte - übrigens ohne Cooling-off-Periode - macht das nicht
leichter. Für das Auswärtige Amt birgt die Personalie ebenfalls Risiken, denn
der auswärtige Dienst sollte sich nicht an den Regeln des Klimaaktivismus
orientieren. Die frischgebackene Außenministerin hat gestern angekündigt, dass
sie die deutschen Vertretungen im Ausland zu "Klimabotschaften" machen will.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069-2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/5142769
OTS: Börsen-Zeitung
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!