10.07.2014 23:05:58
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Ostthüringer Zeitung: Knut Pries kommentiert: Sprachtest zu grobschlächtig
Es wäre ja auch noch schöner. Frau Dogan kann Kenntnisse in der Schriftsprache auch in ihrer Heimat nicht vorweisen. Und mehr als zwei Millionen Bundesbürger, des Schreibens ganz oder weitgehend unkundig, können es in ihrer Muttersprache ebenfalls nicht. Das deutsche Aufenthaltsrecht, das die Möglichkeit von körperlicher oder geistiger Behinderung durchaus in Rechnung stellt, hat den Analphabetismus schlicht vergessen. So gesehen beseitigt der Spruch des EU-Gerichts lediglich einen handwerklichen Mangel.
Der Gesetzgeber sollte es aber nicht mit dessen Behebung bewenden lassen. Es gibt mehr zu tun als eine Flexibilisierung der Vorschriften im Hinblick auf Analphabetismus. Sprache ist ein wichtiges Mittel, ja die notwenige Voraussetzung der Integration. Der Sprachtest ist indes ein grobschlächtiges Instrument zum Vollzug dieser Notwendigkeit. Entsprechend muss der Gesetzgeber den Akzent neu setzen: Es geht nicht darum, möglichst viele Unberechtigte draußen (also auf Distanz zu ihren Gatten) zu halten, sondern möglichst vielen auch über die Sprache einen Zugang zur deutschen Gesellschaft zu eröffnen.
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