Mindestannahmeschwelle |
09.12.2019 18:01:44
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OSRAM-Aktie legt zweistellig zu: ams gelingt mehrheitliche Übernahme von OSRAM - ams-Papier gibt ab
"Wir werden mit aller Macht darauf drängen, dass gegebene Zusicherungen für die Arbeitnehmer rechtssicher eingehalten werden. Darüber hinaus werden Investitionen notwendig sein, um die OSRAM-Standorte zukunftsfähig zu machen", so Abel.
ams hatte am Freitagabend mitgeteilt, bei seinem Übernahmeangebot für OSRAM die angestrebte Schwelle von 55 Prozent überschritten zu haben - im Detail will man das Ergebnis am Dienstag bekanntgeben. Die IG Metall kündigte nun an, mit ams Zukunftsvereinbarungen abschließen zu wollen, "die den Beschäftigten die Möglichkeit bieten, die Zukunft mitzugestalten und sich entsprechend zu qualifizieren". Die IG Metall und der OSRAM-Konzernbetriebsrat hatten sich bis zuletzt gegen die Übernahme positioniert. Sie fürchten eine Zerschlagung OSRAMs, bei der letztlich die Mitarbeiter die Zeche zahlen würden.
OSRAM-Chef Olaf Berlien warb in einer am Freitag verschickten Nachricht an die Belegschaft dagegen für die Übernahme. ams habe "weitreichende Schutzzusagen" für Mitarbeiter und Produktionsstätten gemacht, betonte er. In einer angehängten Videobotschaft spricht er von einem Zusammenschluss auf Augenhöhe und erinnert daran, dass auch OSRAM einst überlegt habe, ams zu übernehmen. Jetzt sei es zwar andersherum, aber die Logik dahinter bleibe dieselbe. Die Fusion bringe beiden Unternehmen Chancen. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Montag berichtete, habe Berlien der ams einige Zugeständnisse abgerungen, unter anderem, dass es bis Ende 2022 keine betriebsbedingten Kündigungen geben solle.
Gleichzeitig weist Berlien in der Nachricht an die Mitarbeiter aber auch darauf hin, dass OSRAM und ams bis zum Vollzug der Übernahme "zwei eigenständige Unternehmen und Wettbewerber um Marktanteile sowie Kunden" blieben. Den Vollzug der Übernahme erwartet er bis Sommer 2020, den von ams angestrebten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag "nicht vor Ende 2020".
Anfang Oktober, bei seinem ersten Übernahmeversuch, war ams noch am Widerstand der OSRAM-Aktionäre gescheitert, brachte dann aber den OSRAM-Vorstand um Olaf Berlien auf seine Seite - denn auch dieser hatte sich lange gegen den Verkauf gewehrt. "Der heutige Erfolg ist auch ein Resultat des konstruktiven und positiven Verhältnisses, das wir aufgebaut haben", sagte denn auch ams-Vorstandschef Alexander Everke am Freitag.
ams hat es vor allem auf die zukunftsträchtigen Sensor- und Lichtlösungen von OSRAM für die Auto- und Informationstechnik abgesehen, die den steirischen Konzern weniger abhängig vom Großkunden Apple machen sollen. Der Zusammenschluss könne "einen Photonik- und Sensorik-Champion von Weltrang auf den Weg bringen", meinte Berlien zuletzt. Wie die künftige Konzernstruktur aussehen wird, ist noch offen. So schrieb das "Handelsblatt" dass es "Diskussionsbedarf" bei der Digitalsparte sowie im Automotive-Bereich von OSRAM gebe. Das Joint-Venture von OSRAM und Continental laufe derzeit "nicht rund", hieß es in dem Bericht.
Zunächst wollte ams die Übernahme mit Krediten finanzieren. Ein Drittel davon - 1,6 Mrd. Euro - soll nun mit einer Kapitalerhöhung getilgt werden. ams werde daher schon im Jänner zu einer außerordentlichen Aktionärsversammlung einladen, um die notwendigen Beschlüsse zu fassen, erklärte das steirische Unternehmen am Freitag. Die Kapitalerhöhung solle danach "zeitnah" umgesetzt werden.
ams-Erfolg in der Übernahmestory beflügelt OSRAM-Aktien
Die Aktien des Lichtkonzerns OSRAM sind nach der erfolgreichen Übernahme durch den Sensorspezialisten ams auf den höchsten Stand seit Juni 2018 geklettert. Zum Handelsschluss lagen die Papiere via XETRA 14,91 Prozent im Plus bei 44,24 Euro. Damit waren sie der mit Abstand beste Wert im MDAX. Seit Jahresbeginn haben die Anteilsscheine rund 15 Prozent zugelegt, in den zurückliegenden drei Jahren steht allerdings ein Minus von knapp einem Zehntel zu Buche. Die an der Züricher Börse gelistete ams-Aktie verlor dagegen letztlich 4,77 Prozent auf 46,09 Schweizer Franken.
Kurz nach Handelsschluss war am Freitag bekannt geworden, dass die österreichische ams es im zweiten Versuch geschafft hatte, die auf 55 Prozent gesenkte Mindestannahmeschwelle zu knacken. Wie viele Aktionäre ihre Anteile tatsächlich angedient haben, dürfte nach Ansicht aus Industriekreisen wohl nicht vor Montagabend feststehen.
Beim ersten Übernahmeversuch im Herbst hatte ams die Annahmeschwelle von 62,5 Prozent noch klar verfehlt. Diesmal wurde die deutlich gesenkte Hürde übersprungen, obwohl sich vor Ablauf der Annahmefrist zahlreiche Hedgefonds mit OSRAM-Aktien eingedeckt hatten. Im Zuge dessen stand im Raum, dass auch die zweite Offerte scheitern könnte, da viele Hedgefonds darauf spekuliert haben sollen, ihre Anteile erst später und zu einem höheren Preis als den gebotenen 41 Euro je Aktie an ams zu verkaufen.
Nach der geglückten Übernahme will ams-Chef Alexander Everke zusammen mit OSRAM einen europäischen Weltmarktführer für Sensoriklösungen und Photonik schaffen. Die OSRAM-Aktionäre haben nun in einer weiteren Annahmefrist noch bis zum 24. Dezember Zeit, ihre Anteilsscheine anzudienen.
Es sei keineswegs klar gewesen, dass ams mit seiner Übernahmeofferte diesmal erfolgreich sein würde, schrieb ein Händler in einer ersten Reaktion. Der frühe Zeitpunkt der Verkündung des Erfolgs sei ebenso überraschend, befand er. Er glaubt, dass Spekulanten, die auf ein erneutes Scheitern und damit fallende Kurse gesetzt hatten, nun wegen des Kursanstiegs unter Handlungsdruck gerieten. Dies könne den Kurssprung zusätzlich angetrieben haben.
Commerzbank-Analyst Sebastian Growe zeigt sich nun gespannt auf die Art und Weise, wie Hedgefonds taktisch agiert haben. Mehr Eindrücke dazu dürfte es nach der Bekanntgabe weiterer Details geben. Zudem erwartet er, dass es nach der kartellrechtlichen Genehmigung des Zusammenschlusses im Sommer 2020 ein weiteres Jahr dauern werde, ehe das von ihm auf 44 Euro angehobene Kursziel erreicht werden könne.
Derweil bleibt Janardan Menon von Liberum weiterhin vorsichtig. Er kann in dem Zusammenschluss von ams und OSRAM keine ausreichenden Synergien aus Umsatzsicht erkennen. Hinzu komme, dass ams auf der Kostenseite eine Reihe an Zusagen gemacht habe, was die Beschäftigung der Mitarbeiter angehe. Dies werde eine Kostensenkung zumindest mittelfristig schwierig machen. Zudem geht er davon aus, dass OSRAM sich auf eine Periode schwachen Wachstums und geringer Profitabilität einstellen müsse, auch wenn es eine Erholung im Automotive-Geschäft geben sollte.
Marktexperte Harald Schnitzler von der DZ Bank erwartet nach der Übernahme schnelle Maßnahmen, darunter Veränderungen in Vorstand und Aufsichtsrat von OSRAM, und erwartet außerdem, dass die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin schwierig bleiben dürften.
APA / FRANKFURT (dpa-AFX Broker)
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