Effizienz verbessern 04.12.2019 17:58:00

Orange legt strategischen Plan bis 2025 vor - Orange-Aktie sackt ab

Orange legt strategischen Plan bis 2025 vor - Orange-Aktie sackt ab

Der französische Telekomkonzern Orange hat sich erst für die Zeit nach 2020 wieder Gewinnsteigerungen vorgenommen und will seine Funktürme in eine eigene Firma abspalten. Wachsen will der ehemalige Staatsmonopolist künftig vor allem mit seinem schon bisher gut laufenden Geschäft in Afrika und dem Nahen Osten, zudem sollen Dienstleistungen für Geschäftskunden und das in den vergangenen Jahren gestärkte Bankgeschäft im Mittelpunkt stehen, wie Vorstandschef Stephane Richard am Mittwoch in Paris sagte.

Eigene Funkturmfirmen

Wie auch andere Telekomkonzerne zuvor wollen die Franzosen ihre 40.000 europäischen Funktürme - die sogenannte passive Netzinfrastruktur ohne die tatsächlichen Sendeanlagen - stärker zu Geld machen. Dazu sollen in den Ländern eigene Funkturmfirmen entstehen. In Spanien wird Orange in einem ersten Schritt 1.500 Standorte an den spanischen Netzdienstleister Cellnex für 260 Millionen Euro verkaufen.

Vodafone hat derzeit einen Börsengang seiner fast 62.000 Mobilfunkmasten in Europa im Sinn, auch die spanische Telefonica will dafür eine neue Abspaltung vornehmen. Die Deutsche Telekom hat bereits vor vielen Jahren die Deutsche Funkturm als eigene Gesellschaft verselbstständigt. Telekom-Chef Tim Höttges betont immer wieder, im Funkturmgeschäft alle Optionen zu haben - allerdings sei der Zeitpunkt für Aktivitäten entscheidend.

Die Vermögensteile aus Mobilfunkmasten und Standorten gelten als beliebte Investitionsmöglichkeit für Investoren, die stabile Renditen suchen wie etwa Versicherer. Das Geschäft der Funkturmfirmen besteht vor allem aus Mieteinnahmen für die Nutzung der Masten und Standorte.

Für den Zeitraum 2021 bis 2023 strebt der französische Netzbetreiber ein Wachstum beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nach Leasingverträgen zwischen 2 und 3 Prozent jährlich an. Den Cashflow aus dem Telekomgeschäft will Orange bis 2023 vergleichbar auf 3,5 bis 4 Milliarden Euro steigern. Für 2019 liegt das Ziel bei mehr als 2 Milliarden Euro.

Das Verhältnis der Nettoschulden zum EBITDA vor Leasing im Telekomgeschäft soll sich mittelfristig bei 2,0 einpendeln, überdies sollen bis 2023 Einsparungen von 1 Milliarde Euro netto realisiert werden.

Orange wird in Spanien 1.500 nicht strategische Mobilfunkstandorte für 260 Millionen Euro an Cellnex Telecom verkaufen. Um die Effizienz im operativen Betrieb der Sendemasten zu verbessern, sollen lokale Betriebsgesellschaften in Europa aufgesetzt werden. Im nächsten Jahr wird damit in Frankreich und Spanien begonnen. Zu einem späteren Zeitpunkt besteht die Option, diese zusammenzufassen und gegebenenfalls mit Sendemastengeschäften anderer Netzbetreiber zusammenzuführen. Orange will allerdings die Mehrheit an der Netzinfrastruktur behalten.

"Wir werden unser Kerngeschäft - Vernetzung - ausbauen, indem wir unseren Wettbewerbsvorteil erhöhen und unsere Netzwerkinfrastruktur optimal nutzen", sagte Orange-CEO Stephane Richard. Auch abseits davon werde der Konzern Wachstum fördern.

In den nächsten Jahren will das Unternehmen seine Dividende bei 70 Euro-Cent je Aktie halten und mehr als 1,5 Milliarden Euro in ein Qualifizierungsprogramm für Mitarbeiter investieren.

Kürzlich hatte es Gerüchte gegeben, wonach Orange und die Deutsche Telekom einen Zusammenschluss ausloten.

Orange-Aktie verliert deutlich

Überraschend vorsichtig formulierte kurzfristige Ziele des französischen Telekomkonzerns Orange haben am Mittwoch die Anleger verschreckt. Im positiven Marktumfeld büßten die Anteile in Paris letztlich 4,66 Prozent auf 13,70 Euro ein. Sie waren damit nicht nur Schlusslicht im Eurozonen-Leitindex EURO STOXX 50, sondern rutschten auch wieder unter zwei wichtige charttechnische Trendlinien: Zum einen unter die exponentielle 90-Tage-Linie, die charttechnisch interessierten Anlegern den mittelfristigen Trend der Aktie signalisiert, und zum anderen unter ihre 200-Tage-Linie für den langfristigen Trend.

Die Experten von Goldman Sachs und der UBS waren sich über den von Orange zum Kapitalmarkttag gegebenen Ausblick bis 2023 einig: Die kurzfristigen Ziele enttäuschen, gen Ende des Zeitraumes sieht es indes deutlich besser aus. "Der neue mittelfristige Ausblick von Orange und der Strategieplan liegen sowohl für das Wachstum des operativen Ergebnisses (Ebitda) als auch der freien Barmittel (FCF) über den durchschnittlichen Analystenschätzungen, für 2020 aber darunter", kommentierte Goldman-Analyst Andrew Lee. Dies sei schwach und überschatte aktuell die Zuversicht des Konzerns hinsichtlich seines nachhaltigen mittelfristigen Wachstums samt deutlich verbessertem freien Barmittelzufluss.

Der Schwerpunkt des geplanten Wachstums liege auf späteren Jahren, brachte es UBS-Experte Giovanni Montalti auf den Punkt. Laut Jefferies-Analyst Jerry Dellis haben die Franzosen das Zurückfahren ihrer Investitionsausgaben in das Jahr 2022 verlagert.

Die vom Management aktualisierte langfristige Strategie findet der UBS-Analyst hingegen "solide". Dabei verwies Montalti unter anderem darauf, dass der Fokus auf führende Netzwerke im Festnetz und Mobilfunkbereich (Glasfaser, 4G und 5G) beibehalten wurde.

Auch Analyst Thomas Coudry vom Investmenthaus Bryan Garnier hob einige erfreuliche Ankündigungen während des Kapitalmarkttages hervor, sah aber ebenfalls die vorsichtigen Ziele für 2020 als Stimmungsdämpfer. "Investoren müssen für greifbar positivere Ergebnisse wohl bis 2021 und darüber hinaus warten, denn erst ab da sind die Prognosen des Telekomkonzerns aggressiver".

Von Kim Richters

BARCELONA (Dow Jones)

PARIS (dpa-AFX Broker)

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Bildquelle: Tupungato / Shutterstock.com

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