Starke Zahlen 06.02.2019 17:44:00

OMV verdoppelte Nettogewinn 2018 auf fast 2 Milliarden Euro - Pause bei Zukäufen - Aktie deutlich im Plus

OMV verdoppelte Nettogewinn 2018 auf fast 2 Milliarden Euro - Pause bei Zukäufen - Aktie deutlich im Plus

Das Ergebnis je Aktie stieg von 1,33 auf 4,40 Euro - das teilte die OMV am Mittwoch in der Früh mit. Die Dividende soll von 1,50 Euro auf 1,75 Euro angehoben werden.

Der Jahresumsatz stieg um 13 Prozent auf 22,93 Mrd. Euro, das CCS operative Ergebnis vor Sondereffekten um 23 Prozent auf 3,646 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Steuern wurde um 122 Prozent auf 3,298 Mrd. Euro verbessert, der den Aktionären zuzurechnende Periodenüberschuss betrug 1,438 Mrd. Euro (nach 435 Mio. Euro im Vorjahr). Der freie Cashflow nach Dividenden ging um drei Viertel auf 263 Mio. Euro zurück, der organische freie Cashflow (abzüglich Investitionen und Akquisitionen) nach Dividenden legte um 44 Prozent auf 1,715 Mrd. Euro zu.

Im vierten Quartal 2018 verdoppelte sich das Ergebnis vor Steuern auf 1,209 Mrd. Euro (+115 Prozent), der Periodenüberschuss legte um 89 Prozent auf 793 Mio. Euro zu. Der den Aktionären zuzurechnende Periodenüberschuss betrug 608 Mio. Euro. Der Umsatz legte im vierten Quartal um 35 Prozent auf 6,64 Mrd. Euro zu. Das CCS EBIT (um Lagerhaltungseffekte bereinigt) vor Sondereffekten stieg im vierten Quartal um die Hälfte auf 1,05 Mrd. Euro.

Nach Abu-Dhabi-Deal Pause bei Zukäufen

Mit der vor wenigen Tagen verkündeten Milliarden-Beteiligung an der Raffinerie in Abu Dhabi hat die OMV ihre strategischen Ziele zum größten Teil bereits erreicht. "Es ist nur noch ein Projekt offen, nämlich Achimov-IV/V, dann haben wir das ganze strategische Programm abgearbeitet", sagte OMV-Chef Rainer Seele am Mittwoch zur APA.

Diese Transaktion mit dem russischen Gazprom-Konzern solle wie geplant im Sommer dieses Jahres abgeschlossen werden, "und dann werden wir als OMV eine kleine Konsolidierungsphase einnehmen. Das heißt, wir wollen dann die akquirierten Geschäfte integrieren und insbesondere den Cashflow aus den akquirierten Geschäften auch nutzen, um OMV fit zu machen für die nächste strategische Phase."

Der Ende Jänner bekannt gegebene Einstieg bei ADNOC Refining in Abu Dhabi fällt ebenfalls in dieses Jahr. "Wir werden an dem Geschäft beteiligt ab dem Closing, das im dritten Quartal dieses Jahres sein wird." Im OMV-Ergebnis werde die 15-Prozent-Finanzbeteiligung 2020 im Beteiligungsergebnis für 2019 ausgewiesen werden.

Eine offene Baustelle der OMV ist noch das Erdgasprojekt "Neptun" im Schwarzen Meer. "Wir sind, was die Entwicklung in Rumänien betrifft, schon ein wenig enttäuscht", sagte Seele, "denn die Entscheidung der rumänischen Regierung gegen Ende des Jahres, den Steuerrahmen in Rumänien so zu verändern, hat natürlich das Risiko für Investitionen im Land deutlich erhöht." Man spüre bereits negative Auswirkungen durch die Gaspreisregelung in Rumänien, weil für die nächsten drei Jahre der Gaspreis auf 68 Lei (14,33 Euro) eingefroren werde. "Das ist etwa ein Drittel niedriger als der derzeitige Marktpreis. Das hat natürlich Auswirkungen auf unser Ergebnis." Dennoch seien die OMV und auch die Petrom "vollkommen kommittiert zu diesem Neptun-Projekt. Allerdings brauchen wir, wie alle anderen Investoren auch, eine gewisse Sicherheit um diese Milliardeninvestition zu stemmen." Das sei nicht nur die Haltung der OMV, sondern auch des Projektpartners Exxon.

Zwar stehe der Kaufpreis für Achimov-IV/V noch nicht fest, "aber das ursprüngliche Akquisitionsbudget, das wir einmal mit 10 Mrd. Euro festgelegt haben, werden wir nur zu einem Teil ausschöpfen", sagte Seele. "Das heißt, die OMV braucht zur Realisierung des Wachstumskurses nicht die im letzten Jahr angekündigten vollen Budgetmittel."

Das Investitionsbudget für das laufende Jahr habe man mit 2,3 Mrd. Euro festgelegt, nach 1,9 Mrd. Euro im Vorjahr. Den Finanzmärkten hatte man einen Korridor von 2 bis 2,5 Mrd. Euro für die nächsten Jahre indiziert. "Wir werden aber zukünftig einen Shift sehen in der Struktur unserer Investitionen. Die OMV wird in erheblicherem Maße auch im Downstream-Bereich investieren und nicht wie in der Vergangenheit mit über 70 Prozent im Upstream-Bereich."

Starkes Jahr 2018

Das vergangene Geschäftsjahr sei für die OMV ein Rekordjahr gewesen, betonte Seele. "Wir haben die höchste Produktion, das höchste operative Ergebnis, das höchste Nettoergebnis, den höchsten operativen Cashflow, den höchsten freien Cashflow, die höchste Dividende und das höchste Ergebnis pro Aktie."

Die Produktion stieg im Vorjahr um 23 Prozent auf 427.000 boe/d (Barrel Öläquivalente pro Tag), für heuer wird ein Anstieg der Gesamtproduktion auf 500.000 Fass pro Tag erwartet. Die Produktion des Feldes El Sharara in Libyen ist aktuell ausgesetzt. Es wird erwartet, dass die Produktion im März 2019 wieder aufgenommen wird. Bis Jahresende könnte der Produktionsbeitrag aus Libyen damit von 30.000 auf 35.000 boe/d steigen.

"Wir hatten natürlich ein positives Marktumfeld, vor allem sind die Ölpreise gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent gestiegen. Wir hatten sehr gute Retail-Margen, die um 26 Prozent gestiegen sind. Die Petrochemie-Margen sind um 4 Prozent gestiegen." Allerdings seien die Raffineriemargen im letzten Jahr um 13 Prozent zurückgegangen und der Dollar sei um 5 Cent schwächer gewesen.

Man habe also vom Marktumfeld profitiert, aber auch viel aus eigener Kraft geschafft. "Wir haben unsere Produktionskosten weiter gesenkt. Im vierten Quartal ist die OMV jetzt schon unter 7 Dollar pro Barrel - wir hatten uns selbst einmal das Ziel gesetzt, 8 Dollar pro Barrel zu erreichen. 2014 hatten wir 16,6 Dollar."

Für heuer erwartet die OMV einen durchschnittlichen Brent-Rohölpreis von 65 Dollar je Barrel (Vorjahr: 71 Dollar). Die Gaspreise an den europäischen Spotmärkten sollten heuer niedriger sein als 2018.

Finanzierung Nord Stream 2

Die OMV hat zur Finanzierung der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 bisher mit 600 Mio. Euro beigetragen - insgesamt entfällt auf die Österreicher ein Zehntel der gesamten Projektkosten von 9,5 Mrd. Euro. "Ich gehe davon aus, dass wir 2019 nahezu den Rest finanzieren werden", sagte OMV-Vorstand Manfred Leitner am Mittwoch in Wien bei der Präsentation der Ergebniszahlen.
Es sei nach wie vor geplant, ab Ende 2019 russisches Gas durch die neue Leitung nach Deutschland zu transportieren, sagte Leitner. "Die einzige Genehmigung, die uns noch fehlt, ist die aus Dänemark", sagte Leitner. Die Nord Stream 2 AG habe aber auch eine Route eingereicht, für die nur eine formale Genehmigung erforderlich sei, nämlich die Umweltverträglichkeitsprüfung, die in allen anderen Ländern positiv ausgegangen sei. "Es gibt hier aber keinen straffen Zeitplan, es gibt keine Deadline für die Behörden, das macht die ganze Sache ein wenig unsicher. Wir gehen aber davon aus, dass die Genehmigung etwa bis Mitte des Jahres kommen sollte."

Von den Sanktionsdrohungen der USA zeigt sich Vorstandschef Rainer Seele umbeeindruckt. Die Drohungen gebe es schon seit geraumer Zeit, entscheidend sei dabei die Haltung Europas. "Es wäre ja fatal, wenn ein voll genehmigtes Milliardenprojekt in Europa nicht durchgeführt werden könnte auf Grund von übergeordneten Entscheidungskriterien. Das würde nicht unbedingt das Vertrauen von Investoren in einen solchen Standort mehren." Rund 600 km Rohrleitungen seien in der Ostsee bereits verlegt, sagte Seele. "Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass diese für Europa so wichtige Investition zum Erfolg führen wird."

Leitner geht davon aus, dass in Europa der Importbedarf nach Gas von derzeit rund 300 Mrd. Kubikmetern pro Jahr in den 2030er Jahren auf mehr als 400 Mrd. Kubikmeter steigen wird. "Persönlich glaube ich nicht, dass das alles durch LNG abgedeckt werden wird können." Seele forderte im Hinblick auf die Rolle von Erdgas in der Klimapolitik eine "Versachlichung" der Diskussion. "Wir halten es für vollkommen unzulässig, Erdgas in einem Atemzug mit Kohle zu nennen und den Ausstieg aus der fossilen Energie insgesamt zu fordern. Gas ist Teil der Lösung und nicht des Problems."

Heuer will die OMV ihre Öl- und Gasproduktion auf 500.000 Fass pro Tag steigern, und da sei Achimov IV/V in Sibirien noch nicht dabei, betonte Upstream-Vorstand Johann Pleininger, "das schaffen wir mit dem derzeitigen Portfolio". Man habe sich das Ziel gesetzt, bis 2025 auf eine Tagesproduktion von 600.000 Barrel zu kommen. Mit Achimov, Neptun (im Schwarzen Meer), einem Produktionsanstieg in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Malaysia - dort werde man die Produktion von derzeit 10.000 Barrel bis 2023 mindestens versechsfachen - werde man das gesetzte Ziel weit übertreffen, so Pleininger.

An der Haltung der OMV zum Iran habe sich auch durch die Errichtung einer europäischen Zweckgesellschaft für den Handel mit dem Iran nichts geändert, sagte Seele, da sie den Unternehmen keinen vollumfänglichen Schutz biete. "Die OMV verfolgt keine Projekte im Iran, da ist alles auf Eis gelegt."

Von den ursprünglich für die Expansion und Zukäufe budgetierten 10 Mrd. Euro hat die OMV laut Seele bisher knapp 6 Mrd. Euro ausgegeben. Jetzt komme nur noch Achimov IV/V in Russland dazu. Die OMV hatte den 25-Prozent-Anteil an dem Projekt ursprünglich mit einem 38,5-Prozent-Anteil an der OMV Norge bezahlen wollen, dieser Deal ist aber gescheitert und die OMV muss dafür Cash auf den Tisch legen. Der Preis ist noch nicht fixiert worden, er dürfte aber unter einer Milliarde Euro liegen. Danach werde es vorerst keine größeren Zukäufe geben, sagte Seele.

Die OMV Aktie verbuchte im Mittwochshandel ein deutliches Plus von 5,17 Prozent und schloss somit bei 45,40 Euro.

APA

Weitere Links:


Bildquelle: OMV,Tupungato / Shutterstock.com

Analysen zu GAZPROMmehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

ExxonMobil Corp. (Exxon Mobil) 104,10 0,37% ExxonMobil Corp. (Exxon Mobil)
OMV AG 40,98 0,44% OMV AG