07.08.2021 12:34:38
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OLYMPIA: Von Stricken, Einsamkeit bis zum Eklat - Spezielle Momente
TOKIO (dpa-AFX) - Am 23. Juli entzündete Japans Tennis-Star Naomi Osaka das olympische Feuer. Es war ein erster spezieller Augenblick dieser Olympischen Spiele in Tokio, der noch länger in Erinnerung bleiben kann. Neben dem Höhepunkt der Eröffnungsfeier bewegten Athleten in den vergangenen beiden Wochen mit emotionalen Siegen und dramatischen Niederlagen - oder außergewöhnlichen Einfällen. Andere Szenen sorgten für Kritik. Eine Auswahl besonderer Olympia-Momente.
EINSAMKEIT AUF DER TRIBÜNE: Im Moment der Leere und Enttäuschung saß Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov auf den verwaisten Rängen. Eins der besten Spiele seiner Karriere hatte gegen Ma Long nicht für das Finale des olympischen Tischtennis-Turniers gereicht. Da griff der 32-Jährige zum Handy und rief seine Frau Jenny sowie seinen Vater Mikhail an. "Sie haben mir sehr aufmunternde Worte zugerufen, und das tut natürlich gut in diesem harten Moment", sagte Ovtcharov, später Bronzemedaillengewinner im Einzel und Olympia-Zweiter mit dem Team.
GRUSS AN DEN BRUDER: Tennisprofi Alexander Zverev brachte nach einem für ihn ergreifenden Sieg einen kessen Spruch im Gespräch mit seinem Bruder. Erst hatte der Hamburger nach seinem Halbfinal-Coup über den serbischen Topstar Novak Djokovic selbst die Tränen nicht zurückhalten können. Tief bewegt hatte er minutenlang sein Gesicht mit dem Handtuch verdeckt. Dann witzelte der 24-Jährige in der Eurosport-Schalte mit Mischa Zverev: "Hör auf zu heulen. Einer in der Familie reicht." Cool spielte Zverev zwei Tage später im Finale und kürte sich zum ersten deutschen Olympiasieger im Herren-Tennis.
ZERRISSENES SHIRT: Mit einer Kraftprobe feierte Leichtathlet Karsten Warholm seinen Olympiasieg über die 400 Meter Hürden. Der Norweger zerriss sein T-Shirt - ähnlich wie einst Diskus-Olympiasieger Robert Harting. Mit einer Zeit von 45,94 Sekunden war Warholm in eine neue Dimension vorgestoßen. Seine Fabelweltrekordzeit zählt zu den Leichtathletik-Bestmarken, die in Tokio zahlreich verblüfften.
GEMEINSAMER JUBEL VON RIVALEN: Gleich zwei Olympiasieger gab es im Hochsprung. Essa Mutaz Barshim aus Katar und der Italiener Gianmarco Tamberi, eigentlich zwei Rivalen, sprangen sich in die Arme und standen gemeinsam mit Gold auf dem Podium. Beide überquerten mit 2,37 Meter die gleiche Höhe und hatten die gleiche Anzahl von Fehlversuchen. Statt sich im Stechen den Gold-Traum gegenseitig wegzunehmen, fragten sie beim Kampfrichter an, das Ergebnis so stehen zu lassen. Das war möglich.
TEENAGER AUF DEM PODIUM: Auffällig war der Trend zur Jugend als Sieger auf dem Treppchen. Die 13-jährige Japanerin Momiji Nishiya trickste sich auf dem Skateboard vor der gleichaltrigen Rayssa Leal aus Brasilien zu Gold. Mit 17 Jahren schwamm Lydia Jacoby zum Triumph über 100 Meter Brust. Auch Skateboarderin Lilly Stoephasius kann sich schon als 14-Jährige Olympionikin nennen, sie war die Jüngste im deutschen Team - und wurde gute Neunte.
HEIRATSANTRAG AUCH OHNE TOR: Statt mit Erfolg verblüffte Fußballer Max Kruse im ARD-Interview. Überraschend montierte der 33-Jährige das Mikrofon vom Ständer, kniete nieder und machte seiner Freundin Dilara dann vor laufender TV-Kamera einen Heiratsantrag. "Schatz, ich liebe dich und ich frage dich, ob du meine Frau werden willst", schickte der Ersatz-Kapitän der deutschen Fußball-Auswahl als Gruß in die Heimat. Eigentlich wollte Kruse diese Frage nach einem Tor statt nach einem mühsamen 3:2 gegen Saudi-Arabien stellen. Für die Antwort war dies egal. Seine Freundin habe Ja gesagt, verriet er später.
ENTSPANNUNG BEIM STRICKEN: Der britische Olympiasieger Tom Daley strickte sich seine Tokio-Erinnerung selbst: einen Olympia-Pullover mit dem Logo des Teams GB und den Olympischen Ringen auf dem Rücken. Daley hatte im Synchronspringen vom Turm mit seinem Partner Matty Lee die Goldmedaille gewonnen. Strickend wurde er als Zuschauer eines Kunstspringens auf der Tribüne gesichtet.
OHRFEIGEN VOR DEM WETTKAMPF: Alles andere als Entspannung benötigt offenbar Judoka Martyna Trajdos - zumindest vor ihrem Wettkampf. Bizarre Bilder, wie Bundestrainer Claudiu Pusa die Athletin erst schüttelte und dann links und rechts ohrfeigte, sorgten für Aufsehen. "Das ist etwas, worum ich meinen Trainer bitte. Macht ihm keine Vorwürfe! Ich brauche das vor meinen Kämpfen, um wach zu sein", erklärte Trajdos auf Instagram und scherzte angesichts ihrer Niederlage: "Sieht so aus, als ob es nicht gar genug gewesen wäre". Der Judo-Weltverband IJF sprach ihrem Trainer eine Warnung aus.
RASSISMUS-EKLAT: Rad-Sportdirektor Patrick Moster wurde vom Deutschen Olympischen Sport Bund verspätet nach Hause geschickt. Der Druck wurde nach der Entgleisung groß: Im Einzelzeitfahren hatte Moster den Kölner Nikias Arndt mit den rassistischen Worten "Hol' die Kameltreiber, hol' die Kameltreiber, komm" angefeuert, die vor ihm fahrenden Azzedine Lagab (Algerien) und Amanuel Ghebreigzabhier (Eritrea) einzuholen. Moster entschuldigte sich, die Beleidigung "im Eifer des Gefechts" getätigt und sich "in der Wortwahl vergriffen" zu haben.
REIT-DRAMA BEIM MODERNEN FÜNFKAMPF: Heftige Kritik löste auch ein anderer Vorfall aus. "Hau mal richtig drauf! Hau drauf!", hatte Bundestrainer Kim Raisner - im Fernsehen deutlich hörbar - der Berlinerin Annika Schleu zugerufen. Verzweifelt und verunsichert schlug Schleu mit der Gerte auf das verängstigte Pferd. Zuschauer waren empört, für die Sportlerin war es ein Drama. Weinend saß die Führende auf dem ihr zugelosten Pferd, das mehrfach verweigert hatte. Die realistische Goldmedaille war weg. Der Fünfkampf-Verband wehrte sich gegen Beleidigungen und forderte eine Regel-Reform./puk/DP/zb
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