Wirtschaftsleistung 31.05.2021 17:50:00

Österreich kommt mit Schwung aus der Krise

Österreich kommt mit Schwung aus der Krise

Dort lagen die Umsätze im April bereits bei 108,6 Prozent des Vorkrisenniveaus vor zwei Jahren. "Wenn die Pandemie eingedämmt bleibt, spricht vieles dafür, dass Österreich mit Schwung aus der wirtschaftlichen Krise herauskommen wird", sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Montag.

Der Blick zurück aufs erste Quartal zeigt aber noch ein düsteres Bild: Gegenüber dem Vorquartal lag das Bruttoinlandsprodukt im Zeitraum Jänner bis März real um 1,1 Prozent tiefer, saison- und arbeitstagbereinigt. Im Jahresabstand betrug der Rückgang 5,5 Prozent, gab die Statistik Austria bekannt.

Bis März sei die Wirtschaftsleistung Österreichs heuer bei nur 91,5 Prozent des Vorkrisenniveaus gelegen, bezogen auf das erste Quartal 2019, erklärte Tobias Thomas bei der Präsentation des "Austrian Recovery Barometer", das die Statistik Austria vierteljährlich veröffentlicht. "Die wirtschaftliche Lage Österreichs war im ersten Quartal weiterhin angespannt."

Anfang 2021 sei das BIP nach starken Rückgängen der Wirtschaftsleistung in den Vorquartalen - Q2 2020: -13,0 Prozent, Q3 2020: -3,2 Prozent, Q4 2020: -5,6 Prozent, jeweils real zum Vorjahresquartal - um 5,5 Prozent gesunken. Erneut deutliche Rückgänge verbuchten mit real -25,9 Prozent zum Vorjahresquartal die Bereiche Handel, Verkehr, Gastronomie und Beherbergung, als Folge des dritten Lockdowns. Positive Impulse kamen dagegen von Industrie und Bau (+1,8 Prozent bzw. +2,7 Prozent real zum Vorjahresquartal).

Am stärksten waren von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die Bereiche Beherbergung und Gastronomie betroffen, deren Wirtschaftsleistung um 79,1 Prozent unter dem Vorkrisenniveau lag, erklärte Statistik-Austria-Volkswirt Ferdinand Leitner. Beim Verkehr liegen die Einbußen bei 22,7 Prozent, gefolgt von personenbezogenen Dienstleistungen wie Friseure mit einem Minus von 16,7 Prozent.

Auch beim Außenhandel gab es ab dem zweiten Quartal 2020 massive Einbrüche, zuletzt noch einmal im Jänner, aber im Februar hat eine Erholung eingesetzt. Zuwächse gab es bei den Exporten vor allem in die asiatischen Länder mit +29 Prozent nach China und 26,6 Prozent nach Japan. Der Exportschlager waren medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse mit einem Plus von 10,4 Prozent. "Wir sehen, dass sowohl die Exporte als auch die Importe - die Importe mit 96,8 Prozent, die Importe mit 97 Prozent - schon sehr gut wieder an das Vorkrisenniveau angeschlossen haben", sagte Leitner. Das beziehe sich auf den aktuellsten verfügbaren Wert vom Februar.

Während Österreichs Wirtschaft also im ersten Quartal noch im Krisenmodus war, gebe es insbesondere bei Industrie und Bau positive Signale, sagte Thomas. "Wir sehen, dass wir bereits im Februar/März, aber insbesondere auch auf Basis vorläufiger Zahlen für den April deutlich kräftige Zuwachsraten im Vergleich zum Vorjahresmonat haben." Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahresmonat habe 46 Prozent betragen, wobei aber der Vorjahresmonat besonders schlecht ausgefallen sei. Im April 2021 liege der Austrian Recovery Index mit 108,6 Prozent für Industrie und Bau deutlich über dem April 2019. "Das bedeutet also, dass Industrie und Bau die Krise bereits hinter sich haben."

Weiterhin schwierig sei die Situation noch im Tourismus. Die Nächtigungen hätten in der Wintersaison 2020/21 nur 7,6 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2018/19 betragen. Bei den Inländern seien die Nächtigungen auf 24 Prozent eingebrochen, bei den Ausländernächtigungen habe es mit 2,8 Prozent nahezu einen Totalausfall gegeben. "Wenn neben Industrie und Bau, die die Krise schon hinter sich haben, nun auch Tourismus und Dienstleistungen insgesamt Fahrt aufnehmen, dann wird Österreich mit Schwung aus der wirtschaftlichen Krise herauskommen. Dafür spricht alles, was wir an Daten vorliegen haben."

Der Flugverkehr lag im April 2021 allerdings noch auf dem Boden. Während das Frachtaufkommen mit 94,8 Prozent nur unwesentlich unter dem Vorkrisenniveau lag, betrug das Passagieraufkommen im Vergleich zum April 2019 nur 9 Prozent.

Die Beschäftigung ist 2020 mit -2,1 Prozent noch kräftiger eingebrochen als während der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 mit -1,5 Prozent. Schlimmeres sei durch die Kurzarbeit verhindert worden, sagte Thomas. Die geleisteten Arbeitsstunden seien im letzten Jahr um 8,8 Prozent zurückgegangen. Im März und April habe die Beschäftigung nun deutlich zugelegt - das habe nicht nur saisonale Gründe. Bei den unselbstständig Beschäftigten liege das Austrian Recovery Barometer im April 2021 bei 99,6 Prozent im Vergleich zum April 2019. Die nationale Arbeitslosenquote liege im April mit 8,6 Prozent um 1,3 Prozentpunkte über dem April 2019. Besorgniserregend sei die Langzeitarbeitslosigkeit, die sich seit 2014 bis 2020 verfünffacht habe.

Bei den Corona-Infektionen bewege sich Österreich nun weitgehend im EU-Durchschnitt. Ihren Höhepunkt hätten die Sterbefälle in der 49. Kalenderwoche 2020 erreicht, mit dem höchsten Wert seit 42 Jahren. Die Sterblichkeit lag in dieser Woche um 59 Prozent über dem Schnitt der vorangegangen fünf Jahre. "Wir hatten hier schon eine massive Übersterblichkeit." Mittlerweile liege die Sterblichkeit nur noch wenig über dem Schnitt der letzten fünf Jahre. Bei den Erstimpfungen liege Österreich nun im oberen Drittel Europas.

sp/itz

(APA)

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Bildquelle: Pawel Kazmierczak / Shutterstock.com,Vaclav Volrab / Shutterstock.com
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