Teurere Dienstleistungen |
17.01.2020 16:09:00
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Österreichs Inflation über Euroraum-Schnitt, Dienstleistungen treiben
Der Dienstleistungssektor habe in Österreich einen starken Einfluss auf die Inflation, insbesondere wegen der hohen Bedeutung des Tourismus, sagte Ingolf Böttcher, Leiter der Abteilung Preisstatistik der Statistik Austria, am Freitag. Dies schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Bereits seit 2010 liege der Gesamt-HVPI in Österreich etwas über dem Euroraum-Schnitt. Sehe man sich aber nur den HVPI für Waren und Güter an, entwickle sich dieser dagegen praktisch gleich wie der Index für den Währungsraum. So betrug die Teuerung für Güter laut den Daten der Statistik im Vorjahr 0,9 Prozent in Österreich und 1,0 Prozent im gesamten Euroraum. Der HVPI für Dienstleistungen stieg dagegen in Österreich um 2,1 Prozent, während die Preise im Währungsraum nur um 1,4 Prozent zulegten.
"Recht gut erklären" ließe sich diese überdurchschnittliche Teuerung im heimischen Dienstleistungssektor durch die positiven Lohnabschlüsse der vergangenen Jahre, so Böttcher. Im Vergleich zu anderen Euro-Ländern habe zudem der Tourismus in Österreich ein doppelt so starkes Gewicht bei der Berechnung der Gesamtinflation.
Auch für die national berechnete Inflationsrate (VPI) - die für 2019 ebenfalls bei 1,5 Prozent liegt - waren Bewirtungsleistungen ein klarer Preistreiber, insgesamt stiegen die Preise in Hotels und Restaurants um 2,9 Prozent. Daneben sind auch Kosten für "Wohnen, Wasser und Energie" klar gestiegen. "Mieten waren auch 2019 ein stabiler und wichtiger Treiber für die Inflation", sagte Böttcher. Wohnungsmieten verteuerten sich um 3,0 Prozent und damit doppelt so stark wie die Gesamtinflation. Auch Haushaltsenergie wurde um 2,6 Prozent teurer, vor allem wegen der höheren Strompreise (plus 3,7 Prozent).
Treibstoffe, die 2018 noch ein klarer Preistreiber waren, gehörten dagegen im Vorjahr zu den Preisdämpfern. Nach den starken Preisanstiegen 2018 haben sich diese im vergangenen Jahr leicht rückläufig entwickelt, so Holzer. So sind die Preise für Dieseltreibstoff 2019 um 1,2 Prozent zurückgegangen, Superbenzin wurde um 1,9 Prozent billiger. Diese Entwicklung habe - gemeinsam mit deutlich sinkenden Preisen für Flugtickets - dazu geführt, dass die Teuerung in der Gruppe Verkehr (plus 0,3 Prozent) quasi stagniert habe, was ungewöhnlich sei.
Die Preise für den täglichen Einkauf sind indessen deutlich weniger stark gestiegen als im Jahr davor. Betrug die Teuerung für den Mikrowarenkorb 2018 noch 2,6 Prozent, schwächte sich die Preissteigerung im abgelaufenen Jahr auf plus 0,3 Prozent ab. Der Mikrowarenkorb spiegelt den täglichen Einkauf wieder und beinhaltet vor allem Nahrungsmittel, aber auch den Kaffee im Kaffeehaus oder Tageszeitungen.
"Bei den Nahrungsmitteln blieb die Teuerung im Vorjahr eher moderat", sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Werner Holzer am Freitag. Die Preise in der Gruppe stiegen um 1,1 Prozent. Innerhalb der Gruppe entwickelten sich die Preise sehr unterschiedlich. Obst wurde deutlich billiger (minus 5 Prozent) und war damit einer der stärksten Dämpfer für die Entwicklung der Gesamtinflation. Insbesondere die Preise für Äpfel fielen im Vorjahr um deutliche 16,9 Prozent, Trauben wurden um 4,0 Prozent billiger und Bananen um 2,8 Prozent. Dagegen stiegen unter anderem die Preise für Fleisch um 2,1 Prozent, für Gemüse um 3,9 Prozent und für Brot- und Getreideerzeugnisse um 1,7 Prozent.
Auch die Preise im Warenkorb für den wöchentlichen Einkauf, der neben Waren auch Dienstleistungen des kurzfristigen Verbrauchs und Treibstoffe enthält, stiegen im Vorjahr um nur 0,7 Prozent an, nach einem Plus von 4,2 Prozent im Jahr 2018.
Für die Erhebung von Daten im Lebensmittel- und Drogeriebereich könne die Statistik Austria künftig auch auf Scannerdaten der Supermärkte zugreifen, so Böttcher. Seit Anfang Dezember gebe es eine dementsprechende Gesetzesnovelle. "Das hilft uns sehr stark, die Daten zu erheben", so Böttcher. Erste Berechnungen für den VPI auf Basis Daten werde es aber erst ab 2022 geben, denn man müsse zunächst für einige Zeit Daten sammeln um eine sinnvolle Vergleichsbasis zu haben. "Das ist eine große Methodenänderung, daher muss man auch auf die Qualität achten," ergänzte Holzer.
bel/ivn
APA
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