21.10.2013 13:22:00
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Österreichs Energieverbrauch soll nicht mehr weiter steigen
Schönbauer verwies darauf, dass der heimische Bruttoenergieverbrauch im Jahr 1990 mit 1.050 Petajoule (PJ) um rund ein Drittel niedriger war als die heutigen 1.450 PJ, doch stagniert der Verbrauch schon seit 2005, auch wegen der Wirtschaftskrise. Zur Entwicklung bis 2040 oder 2050 gebe es extrem unterschiedliche Szenarien von einer radikalen Senkung bis zu einem gleichbleibenden Energieverbrauch. Dass sich eine dramatische Verringerung schaffen lasse, sei derzeit aber noch nicht zu sehen. Als "Grundsätze der österreichischen Energiepolitik" nannte der Sektionschef u.a. die Steigerung der Energieeffizienz, den Ausbau der Energieinfrastruktur, eine Diversifizierung der Energieimporte und eine Senkung der Importabhängigkeit.
Verbund-Vorstandschef Wolfgang Anzengruber plädierte bei einem Symposium des Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO) dafür, die Erneuerbaren möglichst rasch in den Wettbewerb zu bringen. Ähnlich sprach sich Schönbauer dafür aus, auch hier nach Angebot und Nachfrage vorzugehen. Der CO2-Emissionshandel gehöre reformiert, so Anzengruber, da der Preisverfall für Verschmutzungszertifikate unsaubere Stromerzeugung aus Kohle attraktiviere. Nötig seien zudem eine höhere Netzstabilität, mehr dezentrale Stromspeicher sowie ein adäquates Energieeffizienz-Reglement, "ich sage nicht unbedingt ein Gesetz". In die gleiche Kerbe wie der Verbund-Chef schlug Wien-Energie-Geschäftsführerin Susanna Zapreva, die meinte, es passe nicht zusammen, einerseits mehr Energieeffizienz und gleichzeitig billigere Energie zu verlangen.
Praktikable Energiespeicher werde es auf absehbare Zeit nicht geben, meinte der Physiker Gero Vogl, früher Professor an der Uni Wien - deshalb lege er Studenten nahe, hier in die Forschung zu gehen, "das ist ein guter Arbeitsplatz". Dass Österreich, wie von manchen behauptet, bis zum Jahr 2050 eine "Energie-Autarkie" erreichen könne, bezweifelt der Physiker; das sei weder mit ausreichenden Verbrauchseinsparungen noch mit einem enormen Ausbau Erneuerbarer möglich. Auch sehe er keine 250.000 Elektroautos bis 2020 auf Österreichs Straßen, "aber vielleicht zählt (Noch-Umweltminister Niki) Berlakovich die Elektrofahrräder dazu". Einen Wasserkraft-Ausbau hält Vogl in Österreich nur mehr im geringen Prozentbereich für möglich, da die Akzeptanz dafür gleich Null sei. Wind werde maximal 10 oder 15 Prozent des Strombedarfs decken können (bis 2020 bzw. 2050), doch nicht mehr - ebenfalls wegen mangelnder Akzeptanz der Bevölkerung.
Das Thema "Energiewende" dürfe nicht auf Strom reduziert werden, betonte Verbund-Chef Anzengruber, schließlich mache Elektrizität nur rund ein Fünftel des gesamten Energiekuchens aus: "Wir werden die Energiewende also nicht über den Strom allein schaffen." Allerdings werde sich der Stromanteil, der in Europa heute bei 20, 21 Prozent liege, bis zum Jahr 2050 verdoppeln - weil Elektrizität eine hocheffiziente Energieform mit Substitutionspotenzial sei. Es müssten aber noch Konfliktsituationen aufgelöst werden. Durch den planwirtschaftlichen Teil (Wind, Sonne) gebe es nämlich im wettbewerblichen Bereich keine Investitionen mehr: "Die Gasverstromung, die vor drei Jahren noch als Brückentechnologie bezeichnet wurde, steht an der Kippe." Es gebe "viele EU-Ziele, aber ohne Hierarchien", kritisierte Anzengruber. Aus seiner Sicht sollten die Klimaziele ganz oben stehen. Derzeit laufe einiges falsch, sonst könnten nicht die CO2-Emissionen des Stromsektors steigen, Strom für die Kunden so teuer sein wie noch nie und trotzdem die Versorgungssicherheit sinken.
(Schluss) sp/ivn
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