Prognose gesenkt |
04.10.2024 16:42:00
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Österreichische Wirtschaftsforscher erwarten zweites Rezessionsjahr in Folge
Im Vorjahr schrumpfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) bereits um 1 Prozent. "Österreich verharrt im Wachstumsloch. Jetzt wäre es Zeit für Strukturreformen", sagte Wifo-Chef Gabriel Felbermayr am Freitag bei der Präsentation der Konjunkturprognose in Wien. Man erwarte "die längste, aber nicht die tiefste Rezession seit 1946". IHS-Direktor Holger Bonin verwies darauf, dass "Österreich die rote Konjunkturlaterne in den letzten sechs Quartalen" in der Eurozone innehabe. "Das gibt uns Anlass zur Sorge", sagte Bonin bei der gemeinsamen Wifo/IHS-Pressekonferenz. Die Wachstumsschwäche in Österreich im Vergleich zur Eurozone sei "eine Herausforderung für die nächste Bundesregierung".
Die österreichische Exportwirtschaft leidet laut den Wirtschaftsforschern an der schwachen Industriekonjunktur im Euroraum und an dem Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der vergleichsweise hohen Lohn- und Energiekosten. Die Warenexporte sollen heuer um 3,5 Prozent bzw. 4,8 Prozent einbrechen und dann im kommenden Jahr wieder um 2,3 Prozent bzw. 2,0 Prozent steigen.
Wifo und IHS hatten aufgrund gestiegener Realeinkommen noch im Juni mit einem Anspringen des privaten Konsums heuer gerechnet und einen deutlichen Konjunkturimpuls erwartet. Die realen privaten Konsumausgaben sollen sich heuer aber nur mehr um 0,1 Prozent bzw. 0,4 Prozent erhöhen und im kommenden Jahr dann um 1,2 Prozent bzw. 1,3 Prozent steigen.
Das Wifo erklärte die steigende Sparquote in seinem Konjunkturbericht damit, dass das Vorsichtssparen mit steigender Arbeitslosigkeit zunehme, das höhere Zinsniveau die Ersparnisbildung begünstige und die Konsumenten wohl aufgrund mangelnden Vertrauens in die Nachhaltigkeit der Lohnerhöhungen bzw. der staatlichen Unterstützungsleistungen lieber sparen. Die Sparquote soll laut Wifo heuer kräftig von 8,7 Prozent auf 11,4 Prozent steigen und auch 2025 auf ähnlich hohem Niveau bleiben. Eine ähnlich hohe Sparquote gab es in den Jahren 2007/08 vor Beginn der Niedrigzinsphase. "Psychologisch steckt der Inflationsschock den Österreichern noch massiv in den Knochen", sagte Wifo-Chef Felbermayr.
Die Ökonomen erwarten heuer und im kommenden Jahr einen Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen. Für die Bauwirtschaft gibt es nach mehreren schwierigen Jahren aber einen positiven Ausblick. IHS und Wifo erwarten eine Stabilisierung der Bauinvestitionen 2025 aufgrund des Baukonjunkturpakets.
Beide Wirtschaftsforscher empfehlen der kommenden Regierung angesichts des stark steigenden Budgetdefizits umfassende Strukturreformen. "Es ist nicht Zeit für ein massives Sparpaket", sagte Wifo-Chef Felbermayr im Hinblick auf das erhoffte Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr. Es brauche "einen Kassasturz" und man müsse alle staatlichen Ausgaben durchforsten, die keinen relevanten Wachstumsbeitrag liefern. Felbermayr und Bonin empfehlen unter anderem eine Abschaffung des Klimabonus. Der IHS-Chef kann sich kurzfristig auch Einsparungen bei der Bildungskarenz und Änderungen beim vorzeitigen Pensionsantritt vorstellen.
Für 2025 rechnen das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS) mit einem Impuls aus dem Ausland und steigenden Konsumausgaben. Das heimische BIP soll dann um 1 Prozent bzw. 0,8 Prozent wachsen. In ihrer Juni-Prognose gingen die Ökonomen aber noch von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,5 bzw. 1,6 Prozent aus. Die Wirtschaftsforscher des Wifo weisen in ihrer Konjunkturprognose darauf hin, dass eine zentrale Annahme der Prognose für 2025 sei, dass die Auslandsnachfrage wieder anziehen werde, insbesondere aus Deutschland. "Sollte die Nachfrage nach Investitionsgütern dagegen so schwach bleiben wie derzeit, könnte dies für Österreich ein drittes Rezessionsjahr zur Folge haben", warnen die Ökonomen.
Nach den Rekord-Inflationsjahren 2022 und 2023 mit 8,6 Prozent und 7,8 Prozent soll die Teuerung heuer hierzulande mit 3,1 bzw. 3,0 Prozent deutlicher niedriger ausfallen. Im kommenden Jahr gehen die Wirtschaftsforscher von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,2 bzw. 2,4 Prozent aus.
Höhere Ausgaben und ein schwächerer Anstieg der Steuereinnahmen lassen das staatliche Budgetdefizit weiter steigen. Im Juni rechneten Wifo und IHS mit einem Budgetsaldo im Jahr 2024 von -3,2 Prozent und -3,0 Prozent, in der Herbstprognose werden nun bereits -3,7 Prozent bzw. -3,5 Prozent erwartet. Damit liegt das Defizit über den EU-Schuldenregeln (Maastricht-Kriterien) von 3 Prozent. Im kommenden Jahr erwarten die Ökonomen einen Finanzierungssaldo des Staates von -4,0 Prozent bzw. -3,4 Prozent.
Die schwächelnde Wirtschaft lässt die Arbeitslosigkeit steigen. Wifo und IHS gehen von einem gleich hohen Anstieg aus. Die Arbeitslosenrate soll sich von 6,4 Prozent im Jahr 2023 auf heuer 7,0 Prozent und 7,2 Prozent im kommenden Jahr erhöhen.
(APA) cri/bel/cs
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