16.07.2015 12:43:00
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Österreich profitiert laut IV zu wenig von guter europäischer Nachfrage
"Die Schritte der Regierung sind nicht groß genug, um das Vertrauen wiederherzustellen. Die Unternehmen leiden auch unter der Steuerreform", so Neumayer bei der Vorstellung des aktuellen IV-Konjunkturbarometers aus dem zweiten Quartal.
Neumayer fordert eine Senkung der Lohnnebenkosten und einen neuen Anlauf zur Flexibilisierung der Arbeitszeit - aber keine Arbeitszeitverkürzung. Dass Arbeitszeitverkürzung zusätzliche Arbeitsplätze schaffen würde, sei in Frankreich widerlegt worden. Von den geplanten Steuertarifanpassungen gingen keine Wachstums- oder Beschäftigungsimpulse aus.
"Die wirtschaftliche Erholung in Österreich befindet sich auf der Kriechspur", meinte IV-Chefökonom Christian Helmenstein. Während sich die europäische Wirtschaft allmählich Aufwind bekomme, gebe es in Österreich eine Vertrauenskrise.
Für Helmenstein besteht die Gefahr, dass die Aufarbeitung des an und für sich guten Auftragsbestandes der Industrie nicht alleine in Österreich erfolgt. Der österreichische Produktionsstandort sei teuer, viele Unternehmen hätten schon Standorte in Osteuropa, wo diese Aufträge abgearbeitet werden könnten.
Laut der IV-Umfrage unter 406 österreichischen Unternehmen hat sich die allgemeine Konjunktur für sie im zweiten Quartal leicht verbessert. Die aktuelle Geschäftslage hat sich ebenfalls verbessert. Dagegen wird die Geschäftslage in sechs Monaten weniger gut erwartet als im Vorquartal.
Grund für die generell positive Stimmung in der heimischen Industrie sind wesentlich bessere Auftragsbestände. Der Anstoß dazu kommt vom Ausland, vor allem über Deutschland. Positiv ausgewirkt hat sich die Euroschwäche, wodurch auch die Wettbewerbsfähigkeit zunahm. Die Produktionstätigkeit der Unternehmen sollte in den kommenden drei Monaten expandieren, allerdings nicht so stark, wie der Auftragsbestand, da nicht alle Aufträge in Österreich aufgearbeitet werden.
Das erste Mal seit drei Jahren hat sich laut Umfrage auch der Beschäftigungsstand in der Industrie deutlich verbessert. Die Zunahme sei allerdings zu schwach für das zunehmende Arbeitskräfteangebot, so Helmenstein. Also werde man weiterhin steigende Arbeitslosenzahlen sehen.
Der Druck auf die Verkaufspreise war im zweiten Quartal hoch, dieser werde auch anhalten, die Konkurrenz und der internationale Preiswettbewerb werde nicht abnehmen. Nur mit hochqualitativen und innovativen Produkten werde sich Österreich behaupten können, so der Ökonom.
Positiv eingeschätzt wird von den Unternehmen ihre aktuelle Ertragssituation, pessimistischer sind sie diesbezüglich auf Sicht von sechs Monaten, was laut Neumayer mit einem Vertrauensverlust in die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zusammenhängt. Jedenfalls sei die Einschätzung der Ertragssituation zu gering für einen investitionsgetriebenen Aufschwung.
(GRAFIK 0823-15, Format 88 x 132 mm) (Schluss) ggr/sp
WEB http://www.iv-net.at/
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