30.01.2015 10:23:00

Österreich knapp an Rezession - Aussichten für zweites Halbjahr verbessert

Österreichs Wirtschaft stagnierte im Vorjahr ab Sommer und schrammte mit zwei Nullwachstums-Quartalen nur knapp an einer Rezession vorbei. Doch für das zweite Halbjahr 2015 haben sich die Aussichten verbessert, etwa durch den unerwartet tief gefallenen Ölpreis. Die Prognose von einem halben Prozent BIP-Plus 2015 sei gut abgesichert, sagte Wifo-Experte Marcus Scheiblecker am Freitag zur APA.

Die Erwartungen des Vize-Institutsleiters für das 1. Quartal sind freilich gedämpft. Dazu hat das Wifo in seiner Prognose ein leichtes Plus von 0,1 Prozent im Quartalsabstand stehen - an dem trüben Konjunkturbild habe sich nichts geändert.

"Im Moment sieht es nicht so aus, dass es besser ausfällt - es könnte aber schlechter ausfallen. Für das erste Quartal sind wir eher pessimistischer", sagte Scheiblecker zum Zeitraum Jänner bis März. Die Jänner-Umfrage des Wifo, die teils bis ins 2. Quartal hineinreiche, habe nicht gut ausgesehen.

Optimistisch stimme aber der deutsche ifo-Index, der drei Mal in Folge gestiegen sei. Da viele große österreichische Firmen eher an der deutschen Konjunktur hängen, "hoffen wir, dass die im ersten Quartal etwas davon abbekommen - und auch von der internationalen Konjunktur, die Deutschland stimuliert".

Am Binnenmarkt in Österreich laufe es noch immer schlecht. Die vom billigeren Öl und - Stichwort Exporte - dem schwächeren Euro absehbaren Auftriebskräfte seien noch nicht eingetreten, das dauere üblicherweise ein halbes Jahr, bis das wirke. Wie stark der Privatkonsum künftig zulege, hänge auch von der Steuerreform ab. Sei die Entlastung stärker, könne das auf Jahre hinaus stimulieren. Doch auch ohne Steuerreform würde es beim Privatkonsum weiter sehr leicht aufwärtsgehen.

Da der Ölpreisrückgang aber kräftiger als erwartet ausgefallen sei, könne man für das 2. Halbjahr nun eher optimistischer sein. Das heurige Jahr sei zwar voraussichtlich "vorne etwas schwächer", aber dafür "hinten stärker". Die Prognose von 0,5 Prozent Realwachstum 2015 sei so "gut abgesichert, nach oben und unten".

Falls die heimische Wirtschaft Ende 2015 kräftig zulege, was jetzt anzunehmen sei, dann könnte es überdies einen kräftigen Wachstumsüberhang für 2016 geben - ähnlich wie beim Jahreswechsel 2013/14. Anders war die Situation jetzt, denn ins neue Jahr 2015 wurde aus dem Vorjahr ein "Wachstumsunterhang" mitgenommen.

Gegenüber dem Vorquartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 4. Quartal - zum zweiten Mal in Folge - nicht zu, rutschte aber auch nicht ins Minus. Der zunächst für das 3. Quartal geschätzte leichte Rückgang um 0,1 Prozent wurde bei der Neuberechnung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) nun zu einer Null. Bis solche Werte endgültig seien, dauere es aber bis zu drei Jahre, so Scheiblecker.

Für das Gesamtjahr 2014 ergibt sich ein Wachstum von nur 0,3 Prozent, wie das Wifo am Freitag erklärte. In den ersten beiden Quartalen legte das BIP im Quartalsabstand je 0,1 Prozent zu. Im Gesamtjahr 2013 war das BIP real um 0,2 Prozent gewachsen.

Im Jahresabstand schrumpfte die heimische Wirtschaftsleistung im 4. Quartal real um 0,1 Prozent, nach einem Zuwachs von 0,2 Prozent binnen Jahresfrist im 3. Quartal.

"Die Schwächephase der österreichischen Wirtschaft dauerte im 4. Quartal an", erklärte das Wifo zu seiner Schnellschätzung - das Update ist für 27. Februar geplant.

Im 2. Halbjahr verlor die Exportwirtschaft erheblich an Dynamik: Die Exporte im weiteren Sinne schrumpften im 4. Quartal gegenüber der Vorperiode um 1,0 Prozent, die Importe sanken um 0,3 Prozent. Im ersten Halbjahr hatte die Außenwirtschaft noch einen positiven Beitrag zum geringen BIP-Plus geleistet.

Die Binnennachfrage sei im 4. Quartal weiter schwach gewesen, und außenwirtschaftliche Impulse hätten gefehlt. Der Privatkonsum wuchs mit +0,1 Prozent im Quartalsabstand kaum. Die Anlageinvestitionen schwächten nach einem Anstieg Anfang 2014 merklich ab, im 4. Quartal sanken sie real um 0,9 Prozent.

Die Warenproduktion lag laut Wifo im 4. Quartal real um 0,2 Prozent unter dem Vorquartal, auch die Bauproduktion entwickelte sich weiter ungünstig (real -0,6 Prozent). Gestützt wurde die Entwicklung durch die marktnahen Dienstleistungen Beherbergung und Gastronomie (+0,4 Prozent), das Wohnungswesen (+0,5 Prozent) sowie sonstige Unternehmensdienstleistungen (+0,9 Prozent). Dämpfend wirkten der Handel, Kfz (-0,3 Prozent), der Verkehr (-0,2 Prozent) sowie Information und Kommunikation (-2,0 Prozent).

(GRAFIK 0140-15, Format 88 x 60 mm) (Schluss) sp/kan

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