"Grexit"-Gefahr gestiegen 06.07.2015 10:43:00

Österreich hat in Griechenland bis zu zehn Milliarden Euro im Feuer

Im Falle eines Konkurses des griechischen Staates und der griechischen Banken würden sich die Maximalverluste für Österreich bereits auf knapp 10 Mrd. Euro summieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des dem österreichischen Ökonomen Eugen von Böhm-Bawerk gewidmeten Blogs bawerk.net, der sich dabei auf Daten von Eurostat, EFSF, EZB, der Griechischen Zentralbank (Bank of Greece) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) beruft.

Demnach stünden bei einem Grexit rund 343 Mrd. Euro im Feuer, für die die Euroländer entweder haften oder die sie bereits an direkten Krediten an Griechenland vergeben haben. Die Summe setzt sich zusammen aus: 52,9 Mrd. Euro an bilateralen Krediten, 131 Mrd. Euro an Mitteln des Euro-Rettungsfonds EFSF, bei 19,8 Mrd. Euro handelt es sich um griechische Staatsanleihen, die von den anderen Euro-Notenbanken im Rahmen des Security Markets Programme (SMP) erworben wurden, 17,8 Mrd. Euro sind kurzfristige T-Bills (Schatzscheine), 32,3 Mrd. Euro machen die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (MRO) der EZB und rund 89 Mrd. Euro die EZB-Notfallskredite (ELA) aus.

Der auf Österreich entfallende Anteil von 9,86 Mrd. Euro an der errechneten Gesamtsumme von 343 Mrd. Euro entspricht etwa 2,9 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsproduktes (BIP). Ein großer Teil entfällt auf Haftungen. Die österreichischen Banken sollen indes zuletzt nur mehr mit weniger als 100 Mio. Euro in Griechenland investiert sein.

Zum Vergleich: Das deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut ifo ist in einer Ende Mai erschienenen Schnellanalyse - mit Datenstand per Ende März - für Österreich auf einen Wert von 9,2 Mrd. Euro gekommen. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) sprach Ende Februar - mit Datenstand Ende 2014 - von 8,9 Mrd. Euro bzw. 2,7 Prozent des BIP.

In Summe am stärksten betroffen von einem Grexit wäre nach den aktuellen Daten Deutschland mit 90,4 Mrd. Euro. Auf Frankreich würden 71,2 Mrd. Euro entfallen, gefolgt von Italien mit 61,8 Mrd. Euro und Spanien mit 44,4 Mrd. Euro. Ein zweistelliger Betrag würde auch noch auf die Niederlande (20,1 Mrd.) und Belgien (12,5 Mrd.) entfallen.

Bei Italien machen diese Außenstände samt Haftungen 3,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, in Relation am stärksten betroffen wären von einem Ausfall Lettland (5,7 Prozent) und Litauen (5,5 Prozent) und die Slowakei mit fünf Prozent.

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