Vorkrisenniveau erst 2022 |
11.12.2020 16:34:00
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OeNB: Wirtschaft leidet unter Corona-Lockdown - Konsumausgaben massiv reduziert
"Österreich ist trotz allen Einbrüchen sehr viel besser durch die Krise gekommen als andere Länder", so Holzmann. Nur "einige wenige" Staaten, etwa Deutschland, seien besser durchgekommen, aber die Krise sei nicht vorbei.
Dass sich die Krise im zweiten Lockdown weniger hart auswirkt liegt laut Ritzberger-Grünwald einerseits an einem "Lerneffekt" der Österreicher, andererseits auch an der geringeren Unsicherheit. Denn nun zeichneten sich medizinische Lösungen ab.
Während die Prognose der OeNB für 2020 jetzt einen Hauch optimistischer ausfällt als im Juni, sind die Aussichten für 2021 nun schlechter. Der Aufschwung im kommenden Jahr dürfte nur 3,6 Prozent betragen, statt 4,0 Prozent. "Im ersten Quartal 2021 sowie in geringerem Ausmaß auch noch im zweiten Quartal 2021 wird die wirtschaftliche Aktivität in und außerhalb Österreichs noch durch die Pandemie belastet", so die Nationalbank.
Dennoch ist Ritzberger-Grünwald optimistisch, dass es rasch wieder bergauf gehen kann - wenn es nicht zu einem dritten Lockdown kommt. "Angesichts der positiven Erfahrung nach dem ersten Lockdown, wäre ich zuversichtlich, dass wir uns relativ schnell wieder nach oben bewegen" mit der wöchentlich gemessenen Wirtschaftsleistung. Zu bedenken sei aber, dass der Ausfall des Wintertourismus deutlich stärkere Spuren in der heimischen Wirtschaft hinterlässt als Hotelschließungen im Frühjahr oder Sommer, weil die Wertschöpfung zwischen Weihnachten und Ostern höher ist.
Die heimische Politik hat mit massiven Wirtschaftshilfen dafür gesorgt, dass die Bremsspuren der Pandemie am Arbeitsmarkt deutlich weniger stark ausgeprägt waren, als dem wirtschaftlichen Rückgang entspricht. So sind die geleisteten Arbeitsstunden der unselbstständig Tätigen heuer um 8,8 Prozent gefallen, die Jobs gingen aber nur um 2,3 Prozent zurück.
Allerdings lassen die Covid-19-Hilfsmaßnahmen das Budgetdefizit heuer auf 9,2 Prozent des BIP steigen. Die Förderungen für die Wirtschaft tragen dazu mit rund sechs Prozentpunkten bei, der Rest entfällt auf volkswirtschaftliche Effekte. Die Staatsverschuldung macht dadurch einen Sprung auf heuer 83,3 und 2021 86,4 Prozent des BIP. Das belastet den Staatshaushalt aber angesichts negativer Zinsen derzeit nicht, die Veränderung bei den Zinszahlungen verringert derzeit sogar das Budgetdefizit.
Einen starken Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung hat auch, dass die Österreicherinnen und Österreicher ihre Konsumausgaben massiv reduziert und dafür viel Geld auf die hohe Kante gelegt haben. Die Sparquote ist von 8,2 auf 13,7 Prozent gestiegen. Die Hälfte dieses Anstiegs wertet die Nationalbank als "Zwangssparen", wo Konsumenten ihr Geld wegen geschlossenen Geschäften oder fehlenden Reisemöglichkeiten nicht ausgeben konnten. Dieses Geld sollte nächstes Jahr wieder in den Konsum fließen, daher sei trotz stagnierender Realeinkommen ein Konsumwachstum von 3,9 Prozent zu erwarten.
Schulden machen ist für Österreich derzeit ein Geschäft
In der Coronakrise steigt die Verschuldung der Republik Österreich explosionsartig, die Zinszahlungen sinken aber. Auf diese paradoxe Entwicklung machte OeNB-Chefvolkswirtin Doris Ritzberger am Freitag aufmerksam. Die Neuverschuldung 2020 werde mit negativen Zinsen finanziert, neue Zinsen sind jedenfalls niedriger als Zinsen für alle Schulden. Sie würde es gelten lassen, wenn jemand sagt, dass Österreich derzeit am Schulden machen verdient.
Die Zinszahlungen der Republik machten 2016 noch 2,1 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. 2019 waren es schon nur mehr 1,4 Prozent und heuer werden es ebenfalls 1,4 Prozent sein, obwohl die Staatsverschuldung in diesem Jahr von 70,4 auf 83,5 Prozent des BIP hinaufgeschnellt ist. In den kommenden drei Jahren werden die kumulierten Zinszahlungen schrittweise fallen und 2023 nur mehr 0,8 Prozent des BIP ausmachen. Dabei wird die Verschuldung über 80 Prozent des BIP verharren. Für 2023 erwartet die OeNB einen Schuldenstand von 82,5 Prozent.
Der größte Anteil dieses Effekts entfällt darauf, dass alte Bundesanleihen mit höheren Zinsen durch neue, sehr gering oder negativ verzinste Papiere ersetzt werden. Aber auch der Zuwachs bei den Schulden hat derzeit einen positiven Effekt auf die Zinszahlungen. Unabhängig von der sinkenden Zinsbelastung ist aber zu berücksichtigen, dass die Schulden zurückgezahlt werden müssen und diese Belastung für die kommenden Generationen bleibt.
(APA) tsk/ivn/mk
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