15.12.2014 15:19:00

Wegfall impliziter Staatsgarantien laut OeNB "auch ein Risiko"

Trotz Niedrigzinsen wenig Kreditnachfrage heimischer Firmen, geringe Kapitalisierung und Profitabilität der Banken und Vorbereiten aufs wegfallen impliziter Staatsgarantien. So lauten einige wichtige Punkte im neuesten Finanzmarktstabilitätsbericht der Oesterreichischen Nationalbank. Es gehe weiter darum, dass die Banken ihre Eigenmittelbasis stärken, so Gouverneur Ewald Nowotny.

Die impliziten Staatsgarantien haben von 2006 bis zum Vorjahr je nach Bank 25 bis 40 Prozent zu deren Gewinne beigetragen, geht aus dem Finanzmarktstabilitätsbericht hervor. Mit steigenden Refinanzierungskosten und sogar mit Auswirkungen auf Ratings könne gerechnet werden, wenn diese Garantien wegfallen. Die impliziten Garantien bringen bzw. brachten Vorteile in der Refinanzierung.

Weil die Bedingungen zur Refinanzierung sich aber ohnehin schon verteuert hätten, da der Wegfall der impliziten Staatsgarantie des Längeren schon bekannt ist, habe sich die Situation inzwischen bereits angepasst - auch für nicht-österreichische Institute, die vom Auslaufen dieser Garantieform ebenso betroffen sind, hieß es auf Nachfrage aus der Notenbank.

Notenbank-Vize Andreas Ittner sprach bezogen auf den Wegfall der impliziten Staatsgarantien bei einer Pressekonferenz in Wien am Montag davon, dass dies "für Österreich speziell auch ein Risiko" darstellen würde.

Insgesamt verbuchten die heimischen Kreditinstitute zum Halbjahr heuer "nicht zuletzt wegen der (ehemaligen) Hypo Alpe Adria und Firmenwertabschreibungen einiger Institute" einen Verlust von 600 Mio. Euro, so die Notenbank.

Die Tier-1-Kernkapitalquote mit im Schnitt 11,8 Prozent ist im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich, sagte Vize-Gouverneur Andreas Ittner. Zur Verbesserung der Tier-2-Quote seien in den kommenden Jahren 5 Mrd. Euro notwendig.

Die schrittweise Einführung der strengeren Eigenmittel-Regeln im Rahmen von Basel III und die Risikoexponierung der österreichischen Banken in Zentral-, Ost- und Südosteuropa sind weitere Gründe dafür, warum die heimischen Banken nach einer stärkeren Eigenmittelbasis trachten müssen, so die Oesterreichische Nationalbank (OeNB). Auch weitere Bemühungen für Kostensenkungen seien angebracht.

Die zentral- und osteuropäischen Märkte, auf denen heimische Banken überdurchschnittlich engagiert sind, seien besonders differenziert zu betrachten, sagte Nowotny. Er hob im positiven Sinne Tschechien, die Slowakei und Polen hervor. Insgesamt gingen die Gewinne bis zur Jahresmitte (neueste Daten im Bericht) aber auch in Zentral- und Osteuropa zurück - um eine Milliarde Euro.

Aber die heimischen Banken erzielen beispielsweise auch in Osteuropa - ganz im Gegenteil zur Heimat - nennenswerte Zinsmargen: in CEE mehr als 3 Prozent, in Österreich gerade 1 Prozent. In Osteuropa ist auch noch Wachstum im Bank-Dienstleistungsbereich zu erwarten, der in Österreich gesättigt ist. Zum Beispiel werden Filialen von heimischen Großbanken hierzulande zurückgefahren. Höhere Margen in Osteuropa sind aber auch immer gemeinsam mit höheren Risikokosten zu sehen, sagte OeNB-Vize Andreas Ittner.

Besonders schwierig sei es derzeit in der Ukraine. In Russland selbst würden sich die dort vertretenen heimischen Banken neuerlich als Stabilitätsfaktor in der Krise beweisen, hoffte der Nationalbank-Chef.

Die Kreditvergabe an heimische Unternehmen war laut OeNB in den ersten drei Quartalen heuer verhalten, da es eine Zurückhaltung bei Investitionen gibt und diese "in erheblichem Ausmaß aus Innenfinanzierungen" der Firmen bestritten werden.

Nowotny, auch EZB-Ratsmitglied, sagte dazu, dass geldpolitische Maßnahmen - wie von der EZB - zwar notwendig seien, "aber keine hinreichende Bedingung dafür, dass Investitionen wieder anspringen und damit der Wirtschaftsbereich". Er orte aber "gewisse Ansätze seitens der EU-Kommission", sagte der Gouverneur mit Blick auf das sogenannte Juncker-Paket. "Sicherlich noch einiges zu tun" werde es bei Budgets einzelner Staaten geben, auch wenn diese bereits tendenziell verstärkt den gesamtökonomischen Kontext in ihre Betrachtungen einfließen ließen.

Zur EZB-Geldpolitik sagte Nowotny, dass er dafür sei, dass diese weiter Maßnahmen im Rahmen ihres Mandates setze. Der große Markt bleibe hierbei jener der Staatsanleihen. Anleihekäufe auf Sekundärmärkten seien ein klassisches Instrument der Notenbank-Politik.

"Eigentlich positive Nachrichten" verkündete die OeNB-Expertin Doris Ritzberger Grünwald. "Der Preisanstieg in Wien und Österreich hat sich deutlich beruhigt." Die Überbewertung in Wien verglichen zum sogenannten Fundamentalpreisindikator sei immerhin von 23 Prozent auf 20 Prozent zurückgegangen. Österreichweit gibt es gar keine Abweichung.

Nachfragerelevant auch bei Immos ist die Verschuldung der Haushalte in Prozent der verfügbaren Einkommen. Diese liegt in Österreich bei 88 Prozent. Dieser Wert sei im Vergleich niedrig, so Ritzberger-Grünwald. Er zeige, dass die Österreicher ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen könnten, selbst wenn die Preise anziehen.

(Schluss) phs/tsk

WEB http://www.oenb.at/ http://www.ecb.int

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