Wachstumsdynamik begrenzt |
13.12.2019 15:29:00
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OeNB: Schwächeres Lohnwachstum trübt Aussichten für 2020
In den Jahren 2018 und 2019 - als es bereits erste Schwächeanzeichen in der Industrie gab und sich das internationale Umfeld einzutrüben begann - war der heimische Arbeitsmarkt noch ein klarer Unterstützungsfaktor für das Wirtschaftswachstum, wie eine Heat Map der OeNB zeigte. "Der Arbeitsmarkt ist ein Träger der österreichischen Konjunktur", sagte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, am Freitag im Rahmen der Präsentation des OeNB-Konjunkturausblicks am Freitag. Dieser sorge zu einem Gutteil auch dafür, dass der private Konsum rund läuft. Neben der Baubranche ist die Konsumnachfrage laut OeNB ein wesentlicher Faktor, der die Schwäche der Industrie abfedern kann.
Doch am heimischen Jobmarkt sieht es für 2020 nicht mehr ganz so rosig aus. So dürfte sich laut den Prognosen der OeNB das Lohnwachstum je Arbeitnehmer deutlich von 2,8 (2019) auf 2,1 Prozent (2020) abschwächen. Auch die Zahl der unselbstständig Beschäftigten dürfte im kommenden Jahr weniger stark wachsen, nämlich um 0,9 Prozent nach heuer 1,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote werde zudem leicht von 4,6 auf 4,7 Prozent ansteigen.
Österreich habe derzeit mit einem starken Arbeitskräftemangel zu kämpfen. Dieser sei vor allem auf einen Mismatch - also ein Nicht-Zusammenpassen von Angebot und Nachfrage - zurückzuführen. "Der Mismatch ist im Wesentlichen ein Fachkräftemangel", sagte Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der Abteilung Volkswirtschaft der OeNB. Um diesen auszugleichen, könne an mehreren Hebeln angesetzt werden, unter anderem Ausbildung und Migration. So gebe es Ausbildungsformen wie die mit Matura kombinierte Lehre. Zudem könnten Maßnahmen gesetzt werden um mehr Leute im Arbeitsprozess zu halten, so Ritzberger-Grünwald.
Im punkto Migration könnte die Öffnung des österreichischen Arbeitsmarktes für Kroaten ab dem 1. Juli 2020 neue Möglichkeiten bringen. Von dieser erwartet sich die OeNB ein Plus an Arbeitnehmern von 20.000. "Das ist nicht besonders viel", so Ritzberger-Grünwald. Die Situation am kroatischen Arbeitsmarkt sei derzeit gut, überdies hätten andere Länder ihren Arbeitsmarkt schon früher für Kroatien geöffnet, was das Migrationspotenzial für Österreich beschränke. Ohne Kroatien rechnet die OeNB mit einem Bevölkerungszuwachs durch Migration von 100.000, während die bereits ansässige Bevölkerung bis 2022 um 92.000 schrumpfen dürfte. In Kombination mit steigenden Erwerbsquoten bei älteren Personen ergibt sich für die Nationalbank ein insgesamt erhöhtes Arbeitsangebot bis 2022 von rund 150.000 Personen.
Obwohl sich die Lage am Arbeitsmarkt etwas eintrüben dürfte, bleibt der private Konsum laut den Prognosen der OeNB stabil. Für 2020 rechnet die Notenbank sogar mit einem leichten Anstieg von 1,2 (2019) auf 1,3 Prozent. Allerdings werde die heimische Industrie, die stark exportgetrieben ist, weiter unter dem internationalen Umfeld leiden - was sich insbesondere in schwächeren Prognosen für die Exporte sowie für die Investitionen manifestiere. Das Exportwachstum werde 2020 mit plus 1,7 Prozent seinen Tiefpunkt erreichen, der Boom der vergangenen Jahre bei den Ausrüstungsinvestitionen habe zudem bereits Mitte 2019 sein Ende gefunden, so die OeNB.
Für 2020 rechnet die Notenbank in Folge mit einer deutlichen Wachstumsdelle: Von 1,6 Prozent im Jahr 2019 dürfte sich das Wachstum im kommenden Jahr auf 1,1 Prozent abschwächen - das sind um 0,5 Prozentpunkte weniger als in der Prognose vom Juni für 2020 vorausgesagt wurden.
Dabei leide Österreich auch spürbar unter den trüben Aussichten für den wichtigen Handelspartner Deutschland. Die Deutsche Bundesbank hat ihre Prognose für das Wachstum 2020 jüngst auf 0,6 Prozent halbiert. Die OeNB habe eine derart schwache Prognose für Deutschland aber bereits in ihre Erwartungen für Österreich inkludiert, sagte Ritzberger-Grünwald am Freitag.
Nach der Talsohle im kommenden Jahr dürfte es sowohl für Deutschland als auch für Österreich wieder etwas bergauf gehen. So wird für 2021 ein heimischer BIP-Anstieg von 1,5 und für 2022 ein Plus von 1,6 Prozent von der OeNB prognostiziert. Unterstützen dürften dabei die erwartete Erholung des Exportwachstums und der Ausrüstungsinvestitionen nach dem Tiefpunkt 2020 sowie eine etwas anziehende Inflation und steigende staatliche Budgetüberschüsse.
APA
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