26.03.2010 18:51:16

Ökonomen uneins über IWF-Hilfen für Griechenland - Welt

   BERLIN (Dow Jones)--Führende Ökonomen unterstützen die Pläne der Regierung, den Internationalen Währungsfonds (IWF) mit ins Boot für eine Rettung Griechenlands zu holen. Das ergab eine Umfrage der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagausgabe) unter führenden Wirtschaftsforschern.

   Hans-Werner Sinn, Chef des Münchener ifo Instituts, sagte dem Blatt: "Den IWF mit an Bord zu holen war aus deutscher Sicht goldrichtig, denn nur der IWF ist in der Lage, Griechenland zu disziplinieren. Wir haben eine eiserne Kanzlerin erlebt. Alle Achtung." Außerdem würde der IWF im Falle einer Auszahlung von Geldern und der damit verbundenen harten Auflagen den Zorn der Griechen auf sich ziehen. "Für Deutschland ist das ein Vorteil: Besser, die Griechen sind auf den IWF sauer, als auf uns", sagte Sinn.

   Auch Henrik Enderlein, der an der Hertie School of Governance zum Thema Staatsbankrotte forscht, unterstützt die Pläne der Regierung: "Der Kompromiss ist aus deutscher Sicht extrem wichtig: Da nun der IWF mit an Bord ist, ist nicht davon auszugehen, dass es vorm Bundesverfassungsgericht einen Eilprozess gibt, der den ganzen Prozess abschießt", sagte Enderlein.

   Auch Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) hält eine Unterstützung des Fonds für richtig: "Das war die beste Entscheidung, die die EU treffen konnte", sagte Matthes. In den meisten Ländern sei der Währungsfonds ganz erfolgreich gewesen, wenn seine Reformen umgesetzt wurden", sagte er. "Die Zusammenarbeit zwischen EU und IWF hat schon zuletzt in Osteuropa erstaunlich gut geklappt."

   Der IWF sei die beste aller Lösungen, sagt auch Marco Annunziata, Europa-Chefvolkswirt von Unicredit. "Er verfügt über die Expertise, die Erfahrung und kann harte Programme leichter durchsetzen."

   Dagegen sieht der Wirtschaftsweise Peter Bofinger die Unterstützung kritisch: "Das war gestern kein guter Tag für Europa. Ich hätte mir eine deutlich kreativere Lösung gewünscht. Für Europa ist der Einstieg des IWF ein Imageschaden." Besser wäre es laut Bofinger gewesen, gemeinsame EU-Garantien für Griechenland bereit zu stellen, um zu verhindern, dass das Land noch weiter abrutsche.

   Die Regierung in Berlin verkenne, dass die Deutschen ein vitales Interesse an der Europäischen Währungsunion haben müssten und deshalb eine aktive Rolle bei der Rettung der Griechen spielen sollten, so Bofinger. "Stattdessen lässt sich die Bundesregierung zu sehr vom Druck der Straße lenken, wonach die Hilfe für Griechenland die deutschen Steuerzahler nur ja kein Geld kosten darf."

   Bedenken hat auch Dennis Snower: "Er hat zwar viel Erfahrung im Umgang mit Krisenstaaten und kann den Europäern bei ihrem Versuch, Griechenlands Schulden zu senken, Rückenwind geben", sagt der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. "Aber es ist möglich, dass der IWF wie in Asien in den Neunziger Jahren viel zu hart zur Sache geht und Griechenland noch tiefer in die Rezession treibt."

Webseite: www.welt.de

DJG/hab (END) Dow Jones Newswires

   March 26, 2010 13:20 ET (17:20 GMT)

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