02.09.2016 06:00:00

ÖBB-Chef sieht größte Herausforderung für Bahn im Güterverkehr

ÖBB-Chef Andreas Matthä sieht die größte Herausforderung für das öffentliche Unternehmen aktuell "im Bereich Güterverkehr aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Situation", die durchaus angespannt sei. "Das Marktvolumen in Summe ist stabil, aber es tummeln sich immer mehr Mitbewerber auf diesem Segment", spielte er auf die Straßentransporter an, die aktuell vom niedrigen Dieselpreis profitieren.

"Es ist eine Verlagerung von der Schiene auf die Straße zu bemerken", sagte Matthä im APA-Interview am Rande des Europäischen Forum Alpbach. "Durch die Vielzahl an Mitbewerbern im nationalen Bereich verlieren wir natürlich Marktanteile. Dem versuchen wir zu begegnen mit unserer Internationalisierungsstrategie." Aber alle Güterbahnen in Europa stünden derzeit unter Druck, die Konjunktur bewege sich seitwärts. Die Menge der beförderten Gütertonnen bei den ÖBB liege derzeit im einstelligen Bereich unter dem Vorjahr, ähnliches gelte für den Umsatz in der Gütersparte. Verkaufsbemühungen gibt es derzeit praktisch keine - aus Mangel an Interessenten.

Gemeinsam mit der ungarischen Güterbahn, die der ÖBB gehört, versucht die Staatsbahn Geschäfte mit Gütern zu lukrieren, die aus Südosteuropa nach Mitteleuropa gebracht werden sollen. Gleiches gilt für Nord-Ost - Polen und Tschechien - an die italienischen Adriahäfen (Baltisch-Adriatische-Achse) und zurück. "Wir konzentrieren uns hier auf Langläufe, wo wir unseren Industriepartnern ganzheitliche Logistiklösungen anbieten", so Matthä. Polen und Tschechien würden massive Impulse Richtung Italien setzen.

"Wir haben in den nächsten Jahren ein massives Investitionsprogramm in Arbeit, dank der Bundesregierung." Das betreffe die Modernisierung der Nordbahn ab der tschechischen Grenze, den fertiggestellten Hauptbahnhof in Wien, die Teileröffnung des Terminal Inzersdorf im Spätherbst - "das ist der Hauptbahnhof für den kombinierten Verkehr" -, den Ausbau der Pottendorfer Linie südlich von Wien, wo die Südbahn viergleisig wird und natürlich den Semmering Basistunnel und den Koralmtunnel. Bei den Großprojekten liege man im Zeitplan.

Im Laufe des nächsten Jahres hofft Matthä auf den Durchschlag im Koralmtunnel zwischen der Steiermark und Kärnten, trotz einer defekten Tunnelbohrmaschine liege man insgesamt noch im Zeitplan. 2024 sollte der Betrieb starten. Kapazitätsanalysen zeigten zudem, dass bei der Bahnstrecke entlang des Wörthersees kein Flaschenhals entstehen werde. "Kapazitätsanalysen zeigen, dass wir hier noch ausreichend Kapazität haben, Güterverkehr, Nahverkehr und Fernverkehr entlang des Wörthersees zu betreiben."

Wo konkret sieht der ÖBB-Chef das Unternehmen in zehn Jahren? "In zehn Jahren haben wir einen massiven Schritt vorwärts gemacht in der Modernisierung der Infrastruktur. Das ist wichtig, um attraktive Fahrzeiten anbieten zu können. Am Ende des Tages wollen die Reisenden moderne saubere pünktliche Züge mit attraktiven Fahrzeiten." Man sehe sich als "Gesamtmobilitätsdienstleister von Tür zu Tür; als Organisator der gesamten Reisebewegung". Das digitale Angebot werde ausgeweitet. "Das geht über Car-Sharing-Angebote über Taxilösungen über Bus entsprechend über digitale Lösungen in ein ganzheitliches Angebot zu gehen." Erste Applikationen gebe es schon - Stichwort: "Next Stop". Das müsse weiter ausgebaut werden, auch im Güterverkehr.

Personenverkehr und Infrastruktur laufen bilanziell gesehen "planmäßig". Zahlen zum Geschäftsjahr wollte Matthä aber noch nicht nennen.

(Forts.) phs/gru

WEB http://www.oebb.at/

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