29.11.2021 12:43:00

Oberbank-Chef: Lockdown trifft Industrie nicht unvorbereitet

Oberbank-Chef Franz Gasselsberger sieht im vierten Lockdown keinen Anlass zu übermäßiger Sorge um die heimische Industrie. Dass es wegen des Shutdowns zu vermehrten Insolvenzen kommen könnte, glaubt er nicht. Die Herausforderungen für die Betriebe lägen eher in den längerfristigen Effekten der Coronakrise wie dem Mangel an Rohstoffen, steigende Preise für Materialien und Energie sowie im Fachkräftemangel.

"Ich glaube, es trifft die Industrie nicht unvorbereitet", sagte der Bankchef zum vierten Lockdown am Montag im Gespräch mit der APA. Ein Lockdown komme zwar immer kurzfristig, dass es dadurch aber nun zu vermehrten Unternehmensausfällen kommt, glaubt Gasselsberger nicht. "Nein, die Insolvenzen werden nicht steigen", so der Bankchef. Man sehe derzeit lediglich eine Normalisierung, sei aber immer noch weit weg vom Vor-Corona-Niveau 2019.

Auch bei den Kreditrisikokosten der Bank gebe es momentan keine Anzeichen für vermehrte Ausfälle. Allerdings seien die Vorsorgen derzeit "abnormal niedrig", die weitere Entwicklung wolle er daher gut im Auge behalten. "Es wäre gefährlich, nicht an die künftigen Risikovorsorgen zu denken", so Gasselsberger. Nach neun Monaten lagen die Risikokosten der Oberbank bei 5,9 Mio. Euro und damit um 68,2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.

Derzeit seien die Auftragsbücher der Firmenkunden voll, nur die Produktion komme nicht immer nach. Gründe dafür gebe es mehrere. Zum einen sei das Personalthema bisher zu wenig auf der Agenda gewesen, so Gasselsberger. Man müsse berücksichtigen, dass in den Betrieben mittlerweile drei bis 10 Prozent der Mitarbeiter infiziert oder in Quarantäne seien. Hinzu komme ein seit längerem bestehender Facharbeitermangel sowie höhere Preise und ein Mangel bei Rohstoffen und Materialien. "Das macht den Unternehmen doch sehr zu schaffen", so Gasselsberger.

Wie lange die Probleme mit den Lieferketten noch bestehen bleiben, sei nicht genau abschätzbar. Laut Basisszenario der Oberbank werde sich die Lieferkettenproblematik aber im Laufe des kommenden Jahres nach und nach auflösen. Es gebe aber auch Kunden, die eine längere Dauer bis ins Jahr 2023 hinein erwarten, so Gasselsberger.

Ähnlich verhält es sich mit der Inflation. Diese werde zwar wieder etwas von ihrem derzeit hohen Niveau herunterkommen, der Oberbank-Chef rechnet aber in den nächsten zwei Jahren weiterhin mit einer durchschnittlichen Teuerung von rund drei Prozent - vor allem wegen höherer Kollektivvertrags-Abschlüsse und höherer Rohstoffpreise. Im Kampf um gute Facharbeiter werden laut Gasselsberger vor allem solche Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil haben, die rechtzeitig in eine gute Führungskultur und in Nachhaltigkeit investiert haben. Die Unverwechselbarkeit eines Konzerns werde in Zukunft wichtiger sein, um ausreichend Mitarbeiter zu bekommen.

Für die Oberbank lief das Geschäftsjahr 2021 bisher gut. Wegen der geringen Risikokosten und eines positiven Beteiligungsergebnisses konnte die Bank ihren Gewinn nach neun Monaten von 75,5 Mio. Euro auf 189,8 Mio. Euro erhöhen, teilte das Institut am Montag mit.

bel/kan

ISIN AT0000625108 WEB http://www.oberbank.at

Analysen zu Oberbankmehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Oberbank 70,00 0,00% Oberbank