21.10.2016 17:50:00

Nowotny: Konjunktur normalisiert sich langsam

OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny geht davon aus, dass sich die weltweite wirtschaftliche Entwicklung wieder normalisieren wird. Mit einer Normalisierung der Wirtschaft wäre dann auch eine Normalisierung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) möglich, sagte Nowotny am Freitag auf der Gewinn-Messe.

Nowotny stellte damit in Aussicht, dass die EZB bereits im Dezember Entscheidungen über die Fortführung ihrer ultralockeren Geldpolitik fällen wird, womit er rechne, wie er am Rande der Gewinn Messe zu Journalisten sagte.

Aktuell sei die Wirtschaftsentwicklung noch eher schwach. Am stärksten sei sie noch in den USA und in China. Für Europa und auch Österreich erwartet der Notenbanker für 2016 ein Wachstum von 1,5 bis 1,6 Prozent. Die Inflationsraten werden in Europa wieder ansteigen und 2017 über 1 Prozent betragen.

Zum Thema Bargeldabschaffung meinte Nowotny, dass die Nationalbank dagegen sei. "In Österreich stirbt das Bargeld nicht aus. Die Menschen wollen es haben", sagte Nowotny. "Wer es will, soll es tun".

Auch zu Bitcoin zeigte sich Nowotny sehr skeptisch. "Wir wissen nicht, wer dahinter steht. Verbieten werden wir es nicht". Auch hier gelte: Wer mitmachen wolle, könne es tun

Ein definitives Ende der Bankenkrise wollte Nowotny nicht bestätigten, aber nach menschlichem Ermessen sei so was wie "Lehman" nicht mehr zu befürchten, nämlich, dass eine große Bank zusammenbricht. Aber es gebe noch viele Baustellen, auch bei Großbanken, aber nicht in Österreich, sondern "in einem Nachbarland", spielte Nowotny auf Italien an.

Zur Deutschen Bank meinte Nowotny, dass eine Bank, die sich in Richtung Investmentbanking entwickelt habe, eigentlich keine Deutsche Bank mehr sei. Das sei natürlich mit erheblichen Risiken verbunden und gefährde Reputation und Aktienkurs.

In Österreich habe es dagegen im letzten Jahre eine gute Entwicklung gegeben, Heta habe sich erledigt, im Volksbankensektor habe man eine große Reorganisation gesehen, man habe eine Entwicklung im Bank Austria-Bereich, neue Entwicklungen im Raiffeisensektor, und auch bei der Erste Bank sehe man jetzt, dass sich die Befreiung von notleidenden Krediten ausgezahlt habe.

Negativen Sparzinsen für Spareinlagen im normalen Ausmaß schloss Nowotny aus, für große könne dies der Fall sein. Das niedrige Zinsniveau hänge mit der weltweiten Entwicklung zusammen, den niedrigen Inflations- und Wachstumsraten und sei kein "Sadismus" der Notenbanken. Diese Entwicklung werde voraussichtlich noch einige Zeit anhalten.

Sparen habe aber trotzdem einen Sinn, der Ertrag sei zwar gering, aber man habe die Ersparnisse, wenn man sie brauche. Man könnte auch innerhalb der Sparformen nach Anlagen mit höheren Erträgen umschauen. Dabei sei aber zu beachten, dass höherer Ertrag mit höherem Risiko verbunden sei. Statt Aktien könnte man vielleicht Investmentfonds kaufen, riet Nowotny den anwesenden Besuchern der Gewinn-Messe, die heuer laut dem Veranstalter auf "enormen Publikumszuspruch" gefallen sei.

Einer möglichen Blasenbildung auf den Immobilienmärkten könnte die Notenbank mit einer Beschränkung der Kreditvergabe der Banken in den Immobilienbereich die Luft entziehen. In Österreich sieht Nowotny derzeit keine Notwendigkeit dazu. "Man könnte die Finanzierung verteuern und damit den Rohstoff für die Blase entziehen", so Nowotny.

(Schluss) ggr/stf

WEB http://www.oenb.at/

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