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30.08.2013 09:00:00

Nowotny: "Europa" war bei Notenbanker-Treffen kein Thema mehr

Beim diesjährigen Treffen der Notenbanker in Jackson Hole in den USA sei "Europa" eigentlich kein Thema gewesen. "Da wir in der Vergangenheit immer ein negatives Thema waren, ist das schon ein deutlicher Fortschritt", berichtete OeNB-Gouverneur und EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny am Donnerstagabend in Alpbach. Das große Thema seien diesmal die Emerging Markets gewesen.

Indien und Brasilien etwa seien jetzt Staaten, die sehr sensibel seien. Der Gouverneur von Brasilien sei wegen einer Notsitzung gar nicht gekommen. Bei den Problemen der Emerging Markets handle es sich immer um dieselbe Sache: Angesichts einer positiven Wirtschaftsentwicklung komme zu einem massiven Zufluss von kurzfristigem Geld, das führe zu einer Aufwertung der Währung, diese Aufwertung verschlechtere dann die Wirtschaftsperspektive und dann komme irgendwann der Punkt, wo das Geld das Land wieder fluchtartig verlasse, wodurch man dann eine Abwertungsproblematik habe. Um das zu reduzieren, setzten die Notenbanken die Zinsen hinauf, und damit werde dann das Wachstum gebrochen. "Das ist ein Mechanismus, den ich meinen Studenten schon vor 20 Jahren erklärt habe", so Nowotny.

Die Frage sei jetzt, in welcher Weise man damit umgehe. Dabei werde auch von Seiten des Währungsfonds Maßnahmen diskutiert, bis hin zu Wechselkursinterventionen und teilweisen Kapitalverkehrsbeschränkungen. Das Thema habe insgesamt durchaus Gewicht.

Relevant für Österreich seien in diesem Zusammenhang die Türkei und Russland. Dort müsse man die Entwicklung genau beobachten, in beiden Fällen hätten die Notenbanken schon frühzeitig gegengesteuert. "Die blinde Euphorie, die dort geherrscht hat, ist doch mit etwas Vorsicht zu betrachten", so Nowotny.

Der wichtigste Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes sei die Leistungsbilanz. Das sei auch ein Fehler bei den Zulassungskriterien für den Euro gewesen, die Maastricht-Kriterien hätten nur monetäre Aspekte berücksichtigt, nicht aber auch die Leistungsbilanz. Die Türkei etwa habe schon lange mit einer negativen Leistungsbilanz zu kämpfen, Brasilien sei gefährdet. "Immer, wenn ich eine negative Leistungsbilanz habe, brauche ich jemanden, der mir das finanziert, und damit bin ich viel verwundbarer", so Nowotny. Österreich habe seit dem Beitritt zur Währungsunion eine positive Leistungsbilanz, das sei ein Zeichen für die Leistungsfähigkeit der österreichischen Volkswirtschaft. "Ich halte es für viel wichtiger, auf solche konkrete Zahlen zu gehen, als solche obskuren Rankings zu diskutieren, wo man nie genau weiß, wie die wirklich zusammengestellt sind. "Das sind die Facts", so Nowotny.

(Schluss) ggr/cri/ivn

WEB http://www.oenb.at/

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