OeNB-Chef 20.03.2023 15:39:00

Notenbankchef Holzmann erwartet keine Gefahr für Bankenkrise wie 2008 - RBIs-Russland-Verflechtungen "heikles Thema"

Notenbankchef Holzmann erwartet keine Gefahr für Bankenkrise wie 2008 - RBIs-Russland-Verflechtungen "heikles Thema"

Er sehe keine Gefahr für eine Bankenkrise wie 2008, sagte das EZB-Ratsmitglied am Samstag in der ORF-Reihe "Journal zu Gast". Niemand bei einer österreichischen oder europäischen Bank müsse sich Sorgen um seine Anlagen machen.

"Das, was 2008 passiert ist, wird jetzt nicht mehr stattfinden können. Damals gab es keine Bankenaufsicht", so Holzmann. Sowohl die Silicon Valley Bank als auch die Credit Suisse seien Spezialprobleme, die man nicht verallgemeinern könne. Das Geschäftsmodell der SVB hätte keiner Risikoprüfung europäischer Natur standgehalten, sagte der OeNB-Chef. Die Credit Suisse wiederum habe ein schon länger anhaltendes Umstrukturierungsproblem.

Die Pleite der SVB hatte zum Wochenstart Schockwellen an den Finanzmärkten ausgelöst und auch in Europa und Österreich den Bankensektor mit nach unten gezogen. Nach einer Talfahrt am Montag beruhigten sich die Märkte aber wieder, da die Hoffnung zunahm, dass eine größere Finanzkrise abgewendet werden kann. Die auf die Finanzierung von jungen Technologiefirmen spezialisierte SVB war nicht zuletzt wegen der Zinswende in Schieflage geraten. Kunden hatten Milliarden an Dollar abgezogen. Die SVB-Pleite ist der größte Zusammenbruch einer Bank seit der Finanzkrise 2008.

Sorge bereitet Holzmann aber die Flucht von Investoren von mittleren zu großen Banken. "Flucht schafft immer Instabilität", sagte der Notenbankchef. Heutzutage seien Überweisungen schnell und einfach zu machen, was regionale Banken unter Druck bringen könne - Stichwort Bankrun. "Das macht ein bisschen Angst und bedarf entsprechender Antworten", sagte Holzmann, ohne jedoch konkreter zu werden.

Zurückhaltend äußerte sich Holzmann zur umstrittenen Verflechtung der Raiffeisen Bank International (RBI) mit Russland. "Wir haben es hier mit einem sehr heiklen Thema zu tun", sagte er. Es gebe auf der einen Seite Eigentümerinteressen, auf der anderen Seite moralische Bedenken, mit Russland Geschäfte zu machen. Eine Lösung sei, bei allen Punkten sehr transparent zu verhandeln. Holzmann räumte ein, dass die RBI überall ein großes Thema sei. "Aufgrund der besonderen Beziehung (zu Russland, Anm.) stellt sie Diskussionsstoff dar."

Holzmann, der auch an den zinspolitischen Entscheidungen der EZB beteiligt ist, erwartet noch weitere Zinsschritte und geht davon aus, dass die Zinsen auf plus minus 4 Prozent steigen werden. Im Kampf gegen die Inflation hatte die Europäische Zentralbank am Donnerstag die Zinsen erneut kräftig angehoben. Es war bereits die sechste Zinserhöhung in Folge seit der Zinswende im Juli 2022. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt nun bei 3,00 Prozent, der Leitzins stieg auf 3,50 Prozent.

Im Februar lag die Teuerung in Österreich bei fast 11 Prozent und damit deutlich über dem Schnitt der Eurozone (8,5 Prozent). "Wir erhöhen die Zinsen nicht des Spaßes wegen, sondern um inflationsdämpfend zu wirken und die Attraktivität des zu vielen Einkaufens und zu viel Urlaub Machens ein bisschen einzuschränken", sagte Holzmann. Denn erhöhte Nachfrage führe zu erhöhter Inflation.

OeNB nicht vom Ausfall der AT-Anleihen der CS betroffen

Österreichs Banken sind laut der Österreichischen Nationalbank (OeNB) nicht vom Ausfall der sogenannten AT1-Anleihen der kriselnden Schweizer Großbank Credit Suisse betroffen. Heimische Fonds und private Anleger würden aber entsprechende Anleihen im Wert von zwei Millionen Euro halten, heißt es von der OeNB gegenüber der APA. Ein Risiko für Österreichs Finanzplatz sieht man aufgrund der geringen Summe aber nicht.

Zuvor hatten bereits Erste Group, Raiffeisen International (RBI) und BAWAG auf Anfrage hin angegeben, nicht betroffen zu sein und keine solchen Anleihen zu halten. Im Zuge der Not-Übernahme der CS durch die größte Schweizer Bank UBS war bekannt worden, dass Inhaber "eigenkapitalähnlicher" AT1-Anleihen leer ausgehen sollen.

Auch im Finanzministerium gibt man sich gelassen. Man erwarte "keine wesentlichen unmittelbaren Auswirkungen" auf den Bankensektor in Österreich. Die europäischen Banken seien seit der Finanzkrise stärker beaufsichtigt, "bei der Credit Suisse handelt es sich um ein individuelles Problem", heißt es in einem Statement des Ministeriums.

Insgesamt haben die AT1-Anleihen der CS einen Umfang von 16 Mrd. Schweizer Franken (16,2 Mrd Euro). Auch die Aktionäre (also Halter von Aktien) der CS müssen mit Einbußen rechnen, sollen allerdings zu einem gewissen Maß mit UBS-Aktien entschädigt werden.

Die CS hatte zuletzt unter erheblichem Vertrauensverlust der Anleger gelitten. Der Aktienkurs war auf ein Rekordtief gefallen, nachdem der größte Investor der Bank die Bereitstellung von weiterem Kapital ausgeschlossen hatte und das Institut weiter mit Geldabflüssen zu kämpfen hatte. Nach Verhandlungen am Wochenende soll die UBS die CS nun für drei Milliarden Schweizer Franken (3,04 Mrd. Euro) übernehmen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) unterstützt die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken (rund 101 Mrd. Euro) an beide Banken.

kan/wim

WEB http://www.oenb.at/ http://www.ecb.int

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Bildquelle: Raiffeisen Bank International,OeNB,Raiffeisen Bank International AG
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