Leuchtturmprojekt |
25.03.2024 14:28:00
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Northvolt-Aktie: Baubeginn für Batteriezellfabrik in Deutschland
Neben Northvolt-Chef Peter Carlsson werden zum offiziellen Baustart nicht nur Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), sondern auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erwartet. In Regierungskreisen ist von einem Leuchtturmprojekt der Energie- und Verkehrswende die Rede. Der Standort in einer Region mit Windkraft im Überschuss biete beste Voraussetzungen für eine Produktion mit grünem Strom.
Das Unternehmen will nach eigenen Angaben nicht weniger als die "grünste Batterie der Welt in Serie" produzieren. Das Werk soll geklärtes Abwasser aus der Region für Kühlzwecke nutzen. Wärme aus der Produktion könnte an ein mögliches Fernwärmenetz der Stadt Heide abgegeben werden. Angedacht ist auch eine Anlage zum Recycling von Altbatterien ausrangierter E-Autos.
"Die Fabrik wird einen Schub für das ganze Land Schleswig-Holstein und insbesondere für die Westküste bringen", sagte Landeswirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU). Gemeinsam mit dem Bund wolle das Land die logistischen Voraussetzungen für den Betrieb schaffen. Die Region Dithmarschen könne mit der Fabrik und bereits existierender Forschungseinrichtungen sowie der reichlich vorhandenen grünen Energie zur Energiewende-Kompetenzregion werden.
Northvolt baut seine Fabrik auf einer Fläche von 110 Hektar in den Gemeinden Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden. 2026 soll die Produktion anlaufen. Die Bedeutung des Werkes reicht weit über den Norden hinaus. Die deutsche Autoindustrie will insgesamt unabhängiger von dominanten Zulieferern aus Asien werden.
Gespräche seit 2021
Northvolt-Chef Carlsson hatte zwischenzeitlich signalisiert, der Bau in Heide könnte sich verzögern. Als Gründe nannte er die vergleichsweise hohen Strompreise in Deutschland und höhere Subventionen in den USA. Das Unternehmen hatte stets die Standortvorteile der Westküste Schleswig-Holsteins betont. Dort wird an Land und auf dem Meer viel Windstrom erzeugt - den die Fabrik in großen Mengen benötigt.
Seit 2021 liefen vor Ort Gespräche über die Ansiedlung. Anfang des Jahres genehmigte die EU-Kommission schließlich Fördermittel und Garantien für das Projekt von Bund und Land von 902 Millionen Euro. Sie unterstützen den Bau der Batteriefabrik mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen mögliche Garantien über weitere 202 Millionen Euro. Von den Fördermitteln entfallen etwa 564 Millionen auf den Bund und bis zu 137 Millionen Euro auf Schleswig-Holstein.
Das schwedische Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Auftragsbestand von mehr als 50 Milliarden Dollar. Kunden sind die Volkswagen-Gruppe, BMW, Scania und Volvo Cars. Im schwedischen Västerås befindet sich ein Forschungs- und Entwicklungscampus für Batteriezellen. Seit 2022 produziert das Unternehmen auch in einem Werk im schwedischen Skellefteå.
IfW: Subventionen in Northvolt-Fabrik können erfolgreich sein
Die staatlichen Subventionen für die Errichtung der Batteriezellen-Gigafactory des Unternehmens Northvolt in Schleswig-Holstein können nach Ansicht des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) erfolgreich sein. Es sei besser, in Zukunftstechnologien zu investieren, als alte Industrien am Leben zu halten, wie IfW-Präsident Moritz Schularick vor dem Spatenstich und Baubeginn der Fabrik erklärte. Kritisch sieht er allerdings die Höhe der Subventionen von der Bundesregierung und dem Land in Höhe von rund 700 Millionen Euro plus Garantien von rund 200 Millionen Euro.
"Die Chancen für Schleswig-Holstein im Bereich der grünen Energien sind groß, und es gibt viele gute regionale und wirtschaftspolitische Gründe, diesen Transformationsprozess zu fördern und zu beschleunigen", sagte er. Vermutlich wäre aber Northvolts Investment auch mit weit weniger Subventionen lohnend gewesen. Das Geld müsse nun vom Steuerzahler aufgebracht werden und fehle an anderer Stelle, etwa bei Investitionen in Bildung oder Infrastruktur, wie er kritisierte.
"Diese Subventionen können erfolgreich sein, immerhin geht es hier um eine Schlüsseltechnologie zur grünen Transformation. Es ist besser, wenn der Staat in die Technologien von morgen investiert, statt zu versuchen, alte Industriezweige künstlich am Leben zu halten", sagte er. Aus einer wirtschaftswissenschaftlichen Perspektive wisse man jedoch noch nicht genau, unter welchen Bedingungen solche Subventionen wirklich ihr Geld wert seien.
Scholz und Habeck bei Spatenstich
Am Vormittag werden Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Spatenstich und Baubeginn für die Batterie-Gigafactory von Northvolt in Heide teilnehmen.
Nach Ansicht der Bundesregierung wird die Investition von Northvolt der Elektromobilität in Deutschland weiteren Schub verleihen, das Land unabhängiger von Importen machen und die deutsche Automobilindustrie im internationalen Wettbewerb stärken. Die Fabrik soll im Endausbau mit einer Kapazität von jährlich 60 Gigawattstunden eine der größten Batteriezellfertigungsstätten in Deutschland sein.
Das jährliche Produktionsvolumen soll nach dem Hochlauf der Fabrik rund 1 Million Elektrofahrzeuge mit hochwertigen Batteriezellen aus deutscher Produktion versorgen können, so die Bundesregierung. Die Förderung setze eine milliardenschwere private Investition frei und schafft 3.000 direkte Arbeitsplätze in Heide und tausende weitere in der umliegenden Industrie und im Dienstleistungssektor.
Habeck: Subventionen für Northvolt Gigafactory sind "gut angelegtes Geld"
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die staatlichen Subventionen für die Errichtung der Batteriezellen-Gigafactory des schwedischen Unternehmens Northvolt in Schleswig-Holstein als gut angelegtes Geld verteidigt. Die Subventionen seien "viel Geld, ohne Frage", sagte der Minister vor dem Spatenstich und Baubeginn der Fabrik. Aber gemessen an dem, was das Unternehmen selbst investiere, sei die staatliche Subvention durch die Bundesregierung und das Land deutlich unter dem, was man sonst im Durchschnitt manchmal zur Verfügung stelle.
"Es ist eine nachhaltige, klimafreundliche Batterieproduktion - von der Energie bis zum Recycling der Rohstoffe. Also ich glaube, es ist wirklich gut angelegtes Geld", sagte Habeck zu Journalisten. Zuvor hatte es Kritik gegeben an der Höhe der Subventionen von der Bundesregierung und dem Land in Höhe von rund 700 Millionen Euro plus Garantien von rund 200 Millionen Euro.
Insgesamt entstünden aktuell überall in Deutschland "Leuchtturmprojekte", wie neben der Batteriezellfabrik auch die Ansiedlung von Halbleitern, Chipfabriken, so der Minister. Die schwedische Firma Northvolt habe in Deutschland investiert und nicht etwa in Portugal oder Spanien. Dies spreche "für die dann doch vorhandene Attraktivität des Standort Deutschland".
Mit Blick auf die guten Standortbedingungen aufgrund des verfügbaren erneuerbaren Stroms in der Region bei Heide sagte Habeck, dass die Verfügbarkeit von Energie ein ganz wichtiger Standortfaktor für das Unternehmen gewesen sei. Er wisse zudem, dass in Bayern, wo der Ausbau von Windenergie noch steigerungsfähig sei, Industrieunternehmen und auch die bayerische Landesregierung den Ausbau der Windkraft wollten, weil dies günstiger Strom sei.
"Die Energie wird immer wichtiger werden, allerdings nie der alleinige Faktor", sagte Habeck. Wichtig seien auch gute Arbeitskräfte, gute Infrastruktur und ein schnelles Internet.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird ebenfalls beim Spatenstich und Baubeginn der Northvolt Gigafactory bei einer Veranstaltung in Hedwigenkoog anwesend sein. Nach Ansicht der Bundesregierung wird die Investition von Northvolt der Elektromobilität in Deutschland weiteren Schub verleihen, das Land unabhängiger von Importen machen und die deutsche Automobilindustrie im internationalen Wettbewerb stärken. Die Fabrik soll im Endausbau mit einer Kapazität von jährlich 60 Gigawattstunden eine der größten Batteriezellfertigungsstätten in Deutschland sein.
Scholz sieht strategische Bedeutung in neuer Northvolt-Batteriefabrik
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die strategische Bedeutung von Investitionen wie der Northvolt-Batteriefabrik bei Heide für Deutschland und Europa betont. "Deutschland war, ist und bleibt ein starkes Industrieland", sagte Scholz am Montag bei einem Festakt zum Bau der Gigafactory in Hedwigenkoog bei Heide. "Und die Herstellung guter Autos bleibt auch über den Verbrennermotor hinaus Rückgrat unserer Industrie." Dafür brauche es Batteriezellen aus deutscher Herstellung. Deshalb sei der Bau der Gigafactory bei Heide eine gute Nachricht für das ganze Land. 3000 Jobs entstünden bei Northvolt direkt, noch einmal 10 000 würden im Umfeld der Fabrik erwartet. "Daraus ergeben sich riesige Chancen für den Mittelstand."
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rechnet damit, dass sich an der Westküste durch den Bau vieles verändern wird. Das sei der Sinn der ganzen Übung für Deutschland, aber auch für die Region. "Es wird anders aussehen. Es ist ein großer Eingriff", sagte Habeck. Umgekehrt bedeute dies, dass Arbeitsplätze und Wertschöpfung entstünden und die Region touristisch attraktiver werde.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einem großen Tag der Freude. Mit dem Bau der Fabrik werde sichtbar, dass sich Investitionen in erneuerbare Energien lohnten. "Hier wird klimaneutrales Industrieland sichtbar." Das Beispiel Northvolt zeige, dass dies keine Spinnereien seien. Die Landesregierung unterstütze die Region, brauche aber auch in den kommenden Jahren Hilfe vom Bund beim Ausbau von Verkehrsinfrastruktur, um die Batterien auch aus der Fabrik zu bekommen. "Wir haben hier eine echte Wachstumsregion, die auf ganz Deutschland ausstrahlen wird."
Am Vormittag sollten Scholz, Habeck und Günther gemeinsam mit Northvolt-Chef Peter Carlsson und Northvolts Deutschlandchef Christofer Haux auf dem Gelände für die Fabrik in Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden den Startknopf für die Gründungsarbeiten für das erste Fabrikgebäude drücken. Bund und Land fördern die Batteriefabrik mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen mögliche Garantien über weitere 202 Millionen Euro, die noch bewilligt werden müssen. Die Produktion soll 2026 anlaufen.
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HEIDE (dpa-AFX) / (Dow Jones)
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