Verurteilung |
19.12.2023 22:10:00
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Nikola-Aktie nach Talfahrt im Plus: Ex-CEO von Nikola muss ins Gefängnis
• Nikola-Gründer Trevor Milton zu Haftstrafe verurteilt
• Zahlreiche Lügen Miltons nachgewiesen
Der angeschlagene Elektro-Autokonzern Nikola kommt aktuell nicht aus den Negativschlagzeilen. Erst am Montag verlor die Nikola-Aktie an der NASDAQ bis zum Handelsschluss 9,62 Prozent an Wert und schloss bei 0,8199 US-Dollar. Am Dienstag bahnt sich zwar eine leichte Erholung an, die Aktie stieg 13,39 Prozent auf 0,9296 US-Dollar. Diese leichte Aufwärtsbewegung ist aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: Allein in diesem Jahr belaufen sich die Verluste auf 57 Prozent.
Hintergrund der jüngsten Talfahrt des Nikola-Anteilsscheins war die Verurteilung des Nikola-Gründers und ehemaligen CEOs Trevor Milton. Weil Milton Investoren bezüglich der Technologie und der Entwicklung der Produkte Nikolas angelogen hatte, muss er nun für vier Jahre ins Gefängnis. Angesichts der von der Staatsanwaltschaft geforderten Gefängnisstrafe von elf Jahren kommt Milton jedoch noch recht glimpflich weg. Im Höchstmaß hätten dem Unternehmer gar bis zu 60 Jahre Haft gedroht.
"‚Fake it till you make it‘ ist keine Ausrede für Betrug"
In einem Statement kommentierte US-Staatsanwalt Damian Williams den Ausgang des Verfahren wie folgt: "Trevor Milton hat Investoren immer und immer wieder belogen - auf den sozialen Medien, im Fernsehen, in Podcasts und in Printmedien. Aber das heutige Urteil sollte eine Warnung an Startup-Gründer und Unternehmenschefs überall sein - ‚fake it till you make it‘ ist keine Ausrede für Betrug und wenn sie ihre Investoren in die Irre führen, zahlen sie dafür einen hohen Preis."
Konkret heißt es in dem Statement, von mindestens November 2019 bis mindestens September 2020 hätte Milton bewusst Anleger mit Lügen über Nikola dazu gebracht, Aktien des Elektroautounternehmens zu erwerben. Dabei hätte er insbesondere auf Kleinanleger abgezielt und davon profitiert, dass Nikola mithilfe eines SPAC im Gegensatz zu einem traditionellen IPO an die Börse gegangen sei. Auf diese Weise konnte er falsche und irreführende Behauptungen aufstellen können, die nicht erlaubt gewesen wären, wäre ein traditioneller IPO angestrebt worden, da hier strenge Regeln bezüglich öffentlicher Aussagen gelten.
Zahlreiche Lügen nachgewiesen
Die Lügen, die der Unternehmensgründer verbreitet habe, hätten laut dem Statement fast alle Bereiche des Nikola-Geschäfts umfasst. So habe Milton behauptet, dass sein Unternehmen schon früh Erfolg darin gehabt habe, einen "voll funktionsfähigen" Semi-Truck-Prototypen herzustellen. In Wahrheit sei der sogenannte "Nikola One" jedoch zum einen nie vervollständigt und zum anderen nicht betriebsfähig gewesen. Zudem habe Milton behauptet, Nikola hätte einen eigenen Elektro- und Wasserstoffbasierten Pickup-Truck namens "Badger" "von Grund auf" selbst gebaut, auch wenn dies gar nicht stimmte. Eine weitere Lüge Miltons habe darin bestanden, Nikola würde Wasserstoff zu niedrigeren Preisen herstellen, obwohl das Unternehmen in Wahrheit überhaupt keinen eigenen Wasserstoff herstellte. Zudem hat der Nikola-Gründer behauptet, die Reservierungen für Fahrzeuge, die in der Zukunft ausgeliefert würden, seien bindend und würden dem Unternehmen daher Milliarden US-Dollar an Einnahmen garantieren. In Wirklichkeit war die große Mehrheit dieser Vorbestellungen jedoch jederzeit kündbar.
Zusätzlich zu der Gefängnisstrafe muss Milton ein Grundstück in Utah abgeben und eine Strafe in Höhe von einer Million US-Dollar zahlen. Auch nach seiner Gefängnisstrafe wird der Startup-Gründer noch drei Jahre überwacht.
Nikolas Zukunft ungewiss
Milton gründete Nikola im Jahr 2014 und trat im September 2020 als CEO zurück. Zum damaligen Zeitpunkt war der E-Autobauer rund drei Monate an der Börse. Als Produzent von Fahrzeugen, die auf der Wasserstoffzellen- und Elektrobatterie-Technologie basieren, galt Nikola zur Zeit seines Börsengangs als starker Rivale von Platzhirsch Tesla und erfreute sich eines richtiggehenden Hypes, von dem angesichts der Probleme, denen sich das Unternehmen auch aufgrund der Lügen Miltons gegenüber sieht, mittlerweile jedoch nicht mehr viel übrig ist. Erst kürzlich kündigte Nikola an, neue Schulden aufzunehmen. Schon im Februar 2023 informierte das Unternehmen im Rahmen einer Einreichung bei der Regierung, dass man innerhalb der folgenden zwölf Monate möglicherweise zahlungsunfähig werde und den Betrieb "modifizieren oder beenden" werden müsse. Wie es künftig weitergeht, bleibt also abzuwarten.
Redaktion finanzen.at
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