Lackmann geht 10.01.2018 16:36:00

Niki verliert mitten im Insolvenzkampf den Chef

Der 48-jährige deutsche Geschäftsführer Oliver Lackmann, der im April 2016 den Chefsessel von Niki übernahm, verlässt die Fluglinie im Februar, wie er am Mittwoch bekannt gab. Wegen der aktuellen juristischen Unsicherheiten droht ohne baldigen Verkauf das Geld für die Fortführung auszugehen.

Im Rechtsstreit um die Insolvenzzuständigkeit ist voraussichtlich am Freitag das Landesgericht Korneuburg am Wort. Niki hat für ihren angekündigten Sekundär-Insolvenzantrag in Österreich bis Donnerstag um Mitternacht Zeit. Bisher ist der Eigenantrag, der den bereits in Berlin ausverhandelten Kaufvertrag mit dem spanischen IAG-Billigflieger Vueling absichern soll, nicht eingelangt, hieß es am Mittwoch vom Gericht.

Eingebunden in die Gespräche zur Rettung von Niki ist auch die österreichische Bundesregierung. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erklärte, dass ein "klares Interesse" bestehe, Arbeitsplätze in Österreich zu sichern. Die hier Beschäftigten sollen möglichst schnell Klarheit haben. Ziel sei "natürlich" auch ein gesunder Wettbewerb, ermögliche dieser doch Flugreisen zu möglichst niedrigen Kosten, so Kurz.

Der scheidende Niki-Geschäftsführer Lackmann versicherte trotz seines Abgangs weiter mit dem deutschen Insolvenzverwalter Lucas Flöther an einem möglichst reibungslosen Übergang zu arbeiten. Die Entscheidung, die Fluglinie zu verlassen, "hat nichts mit dem Insolvenzantrag von Niki zu tun", betonte Lackmann in einem Mitarbeiterschreiben. "Allerdings ist es ohnehin durchaus üblich, dass bei einem Eigentümerwechsel auch eine neue Geschäftsführung ins Amt kommt. Insofern kommt mein Abschied durchaus zur richtigen Zeit, um den Neustart von Niki unter einer neuen Führung zu vollziehen."

Das Ende der Air-Berlin und das Niki-Grounding haben dem AUA-Mutterkonzern Lufthansa 2017 ein kräftiges Passagierplus beschert, weil in den vergangenen Wochen und Monaten viele gestrichene Flüge der Krisen-Airlinegruppe auf AUA und Lufthansa umgebucht wurden. Die Lufthansa, die im Dezember den Kauf von Niki nach Bedenken der EU-Wettbewerbshüter absagte, beförderte im vergangenen Jahr konzernweit rund 130 Millionen Passagiere und ist damit wieder vor dem irischen Billigflieger Europas Nummer eins am Himmel.

Unterdessen wurde bekannt, dass Vueling-Chef Javier Sanchez-Prieto am Montag in Wien war. Wie es von Teilnehmern der Mitarbeiterveranstaltung zur APA hieß, soll der Ticketverkauf im Februar starten. Der Erstflug unter dem neuen Eigentümer ist dann für Ende März geplant - sofern durch die aktuellen juristischen Unsicherheiten nichts mehr dazwischen kommt.

Die International Airlines Group (IAG), zu der neben Vueling auch British Airways und Iberia gehören, hält jedenfalls trotz Rechtsunsicherheiten daran fest, große Teil von Niki, unter anderem Betriebsgenehmigung, die Start- und Landerechte (Slots) sowie 740 der 1.000 Mitarbeiter zu übernehmen. Auch die Markenrechte sind in dem Kaufpreis von 36,5 Mio. Euro enthalten. 16,5 Mio. Euro davon dienen als Liquiditätshilfe, um den derzeitigen Betrieb aufrecht zu erhalten. Laut Flöther herrscht Zeitdruck, da dieses Geld nur für wenige Wochen reiche.

Parallel dazu ist bereits ein Marktkampf um die bisherigen Marktanteile von Niki und Air Berlin ausgebrochen. Der ungarische Billigflieger Wizz Air, der auch aktiv um Niki-Crews wirbt, kündigte am Dienstag an, heuer drei Flugzeuge in Wien zu stationieren. Neben osteuropäischen Zielen fliegt Wizz Air ab dem Sommer zu mehreren Mittelmeerdestinationen, die bisher von Air Berlin und Niki bedient wurden. Air Malta nimmt kurzerhand per 19. Jänner die Strecke Catania-Wien auf. "Es freut uns, die Lücke zu füllen, die Niki nach der Insolvenz gelassen hat. Wir bieten allen Kunden, die mit Niki ihren Flug gebucht hatten, einen Sonderpreis an", erklärte Manager Paul Sies. In Deutschland hatte in der Vorwoche Easyjet den Flugbetrieb am Airport Berlin-Tegel aufgenommen. Und auch die Lufthansa-Billigtochter Eurowings befindet sich auf einem Wachstumskurs, sie warf am Mittwoch vier Millionen rabattierte Tickets auf den Markt.

(APA)

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