Hohe Schwankungen an den Märkten kosten mittel- und langfristig orientierte Anleger Nerven. Kurzfristig agierende Trader freuen sich hingegen darüber. Das eröffnet ihnen hohe Gewinnchancen. Das heißeste Anlageprodukt sind hier Contracts for Difference (CFDs). Die auf Deutsch Differenzkontrakte genannten Instrumente sorgen bei Zockern und Daytradern für Nervenkitzel. Sie bewegen damit riesige Summen. Das Handelsvolumen liegt im dreistelligen Milliardenbereich, was an der Konstruktion der Papiere liegt.
Trotz des enormen Risikos faszinieren CFDs Anleger. Gemäß einer Studie des Marktforschungsinstituts Investment Trends hat die Zahl der aktiven Nutzer hierzulande seit Mai 2011 von 32.000 auf 43.000 zugelegt. Jedoch stagniert die Menge der Trader seit gut einem Jahr. Das führt dazu, dass die CFD-Broker in einem zunehmenden Konkurrenzkampf zueinander stehen. Wer das bessere Angebot und den besseren Service bietet, kann Kunden gewinnen oder im Umkehrschluss verlieren.
€uro am Sonntag hat zusammen mit dem Deutschen Kundeninstitut in Düsseldorf (DKI) die wichtigsten Anbieter in Deutschland einem gründlichen Test unterzogen. 16 CFD-Häuser wurden angeschrieben, bis auf Alpari nahmen alle teil. Anders als 2012 wurden einige kleinere Anbieter, die kaum Marktanteile haben, diesmal nicht befragt.
Der Test gliedert sich in die fünf Bereiche Kundenservice, Umfang des Angebots, Kosten, Handelsplattform und Website. Die Kosten sind in der Regel in den Spreads, der Differenz zwischen Geld- und Briefkurs, versteckt. Sie variieren von Basiswert zu Basiswert und ändern sich ständig. Daher ist es nicht sinnvoll, eine Kategorie „Günstigster Anbieter“ aufzustellen. Aussagekräftiger ist es, die Kosten ins Verhältnis zum Angebot zu setzen und das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu ermitteln. Die Gesamtergebnisse sind erfreulich. Drei der 15 Anbieter schneiden mit „sehr gut“ ab. Das sind IG Markets, WH SelfInvest und CMC Markets. Acht Broker wurden mit „gut“, vier mit „befriedigend“ benotet.
Die ordentliche Bewertung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Häuser im mit 35 Prozent am höchsten gewichteten Bereich „Kundenservice“ überzeugen. Sechs erzielen ein „sehr gut“, sechs ein „gut“ und drei „befriedigend“. Negative Ausreißer fehlen. „Kaum ein anderes Segment weist eine solche Fülle von Vor-Ort-Seminaren, Live-Webinaren und Onlinevideos auf wie das der CFD-Broker“, sagt Jörn Hüsgen, DKI-Studienleiter. Unangenehm fiel City Index auf, die weder Anfänger- noch Strategieseminare anbieten.
Auch bei Testanfragen per E-Mail oder Telefon gefielen die meisten Broker. Im Schnitt sieben Stunden warteten Probanden auf eine E-Mail-Antwort. ActivTrades stach mit nur 59 Minuten Dauer heraus, bei IG Markets hatten Kunden mit 14,4 Stunden am längsten auszuharren. GKFX und Saxo Bank beantworteten nur die Hälfte der Fragen.
E-Mails wurden überwiegend freundlich beantwortet — ebenso telefonische Anfragen. Im Schnitt mussten Kunden nur 39 Sekunden in der Warteschleife ausharren. Nur bei Flatex und der Saxo Bank musste man viel mehr Zeit einkalkulieren. Sowohl per E-Mail als auch per Telefon fielen WH SelfInvest und Saxo Bank in puncto Freundlichkeit gegenüber der Konkurrenz ab.
Verständigung macht Probleme
Dafür überzeugten diese ebenso wie die Mitbewerber bei der Kompetenz der Gesprächspartner. Die Anfragen wurden fast alle korrekt beantwortet. Es gab jedoch Verständigungsprobleme: Zwar bieten alle Broker deutschsprachigen Support an, die Tester wurden bei Anbietern im Ausland aber manchmal mit englischsprachigen Beratern verbunden. „Wer die englischen Fachtermini des CFD-Handels nicht draufhat, sollte einen Broker mit Sitz in Deutschland wählen“, rät daher Hüsgen.
Eine Schwäche bei elf CFD-Anbietern: Sie verteilen Kundeneinlagen nicht auf mehrere Banken, was im Insolvenzfall große Nachteile hat. Ausnahmen sind WH SelfInvest, ActivTrades, FXCM und FXFlat. Nicht voll zufriedenstellend ist bei einigen Brokern das Angebot, das mit 30 Prozent Gewicht in die Gesamtnote einfloss. Nur neun Anbieter erhielten „gut“. Dass Flatex und FXFlat hier nur die Bewertung „ungenügend“ erhielten, liegt vorrangig daran, dass sie keine eigene Brokerlizenz haben und nur Vermittler für den eigentlichen Broker sind.
Nachteile in Extremfällen
Bei Flatex ist das die Wertpapierhandelsbank CefDex, bei FXFlat der britische CFD-Anbieter GFD. In Extremsituationen hat das den Nachteil, dass Kunden ihre Forderungen gegenüber dem Broker geltend machen müssen, der zudem der jeweiligen Aufsichtsbehörde über Beschwerden Rechenschaft ablegen muss.
Während die Anbieter bei Tools und Charts sowie dem Funktionsumfang des Demo-Kontos gefielen, offerieren nicht alle einen Preis und Indikatorenalarm per E-Mail oder SMS. Immerhin elf Häuser haben eine iOS- und Android-App. IG Markets und City Index offerieren mit 10.000 CFD-Werten ein umfangreiches Angebot, bei Marketindex und FXCM ist es dagegen überschaubar.
Beim Preis-Leistungs-Verhältnis ist negativ anzumerken, dass nur Marketindex eine Guthabenverzinsung ohne Mindestbetrag offeriert. Auch verrechnen bis auf Marketindex und ActivTrades alle Broker beim Halten von Long- oder Short-Positionen über Nacht Finanzierungskosten. Negativ: Vier Anbieter verlangen Gebühren für die Kontoführung.
Wenig auszusetzen gibt es bei den Handelsplattformen und den Internetauftritten. Ihre Struktur ist übersichtlich, die Bedienbarkeit gut. Das meiste ist selbsterklärend. Mit wenigen Klicks ist auf den Plattformen die Orderaufgabe möglich. Bei fast allen Brokern stehen auf der Homepage Risikohinweise und auch die Funktionsweise von CFDs wird erklärt.
Die drei Sieger IG Markets, WH SelfInvest und CMC Markets sind in vier von fünf Kategorien top, CMC schwächelt beim Kundenservice leicht, die anderen beiden bei der Website, vor allem WH SelfInvest. Die beiden Schlusslichter ETX Capital und Saxo Bank haben teilweise starke Seiten, sind aber beim Kundenservice und Preis-Leistungs-Verhältnis verbesserungswürdig.
Fazit: Alle Anbieter haben verstanden, dass die Zeiten stürmischen Wachstums vorbei sind und sie nur durch Kundenorientierung punkten können.
So wurde getestet:
Testverfahren: Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) hat im Auftrag von €uro am Sonntag die Dienstleistungsqualität von CFD-Brokern getestet. Die Daten wurden mittels vier verschiedener Methoden erhoben: durch Umfrage bei den Anbietern, Testanfragen per Telefon und E-Mail sowie Analyse der Internetseiten und Handelsplattformen (Demokonten). Insgesamt wurden rund 210 Einzelkriterien in etwa 270 Kundenkontakten geprüft.
Testkategorien: Das Gesamtergebnis setzt sich aus den Ergebnissen fünf grundlegender Kategorien zusammen: Mit 35 Prozent am stärksten gewichtet wurde die Kategorie „Kundenservice“. Hier wurden vor allem die Ergebnisse aus den Testanfragen per E-Mail und Telefon berücksichtigt, wie zum Beispiel die Schnelligkeit und Freundlichkeit, mit der Anfragen beantwortet wurden. Mit 30 Prozent floss der Umfang des Angebots in die Gesamtwertung ein. Dieser wurde aus den Punkten der beiden Unterkategorien „Transparenz“ und „Handel“ gebildet. Punkte konnten die Anbieter hier insbesondere durch ein großes Angebot handelbarer CFD-Werte und Orderarten sowie vielfältige Analysemöglichkeiten sammeln. Die Kosten wurden mit 20 Prozent gewichtet. Neben der Höhe der Spreads stellten die Kriterien Mindesteinlage, Finanzierungsgebühren beim Halten einer Position über Nacht und Guthabenverzinsung wichtige Aspekte dar. Die Handelsplattform ging mit zehn Prozent in das Gesamtergebnis ein. Bewertet wurde unter anderem die Nutzerfreundlichkeit, etwa ob die Handelsplattform heruntergeladen und auf dem Computer installiert werden kann. Die Kategorie Website wurde mit fünf Prozent am wenigsten gewichtet. Interessenschwerpunkte waren neben der Nutzerfreundlichkeit die Informationen zum CFD-Handel wie Frequently Asked Questions (FAQ), Infobroschüren und Risikohinweise. Als zusätzliche Kategorie wurde das Preis-Leistungs-Verhältnis berechnet, indem die Ergebnisse der Kategorie „Kosten“ zu denen der Kategorie „Angebot“ ins Verhältnis gesetzt wurden. Davon flossen die Kosten mit 20 Punkten in das Gesamtergebnis ein.
Testgrundlagen: Der Test basiert auf einem wissenschaftlichen Verfahren, das an der Uni Düsseldorf entwickelt wurde. Die Studie arbeitet mit Basis-, Leistungs- und Bonusanforderungen. Basisanforderungen gelten für Kunden als selbstverständlich. Sind sie vorhanden, sorgen sie nicht für größere Zufriedenheit. Bleiben die Anforderungen dagegen unerfüllt, gibt es Minuspunkte. So gab es Punktabzüge beim Fehlen einer Brokerlizenz. Leistungsanforderungen sind die Parameter, an denen sich die Anforderungen des Kunden während der Kaufentscheidung festmachen. Ihre Absenz führt zu Enttäuschung und/oder Unzufriedenheit. Erfüllte Leistungskriterien führen zu Pluspunkten, nicht erfüllte bringen keine Punkte, führen aber auch nicht zu Abzügen. Hier konnten die Broker im Wesentlichen Punkte sammeln. Bezüglich Bonusanforderungen haben Kunden keine ausgeprägten Erwartungen. Daher werden sie auch nicht unzufriedener, falls sie nicht erfüllt sind. Sind Bonusanforderungen jedoch positiv wahrnehmbar, steigern sie die Kundenzufriedenheit überproportional. Hier können nur Pluspunkte gesammelt werden.
Wie funktionieren
eigentlich CFDs?
Reines Differenzgeschäft
CFDs sind Derivate. Der Begriff CFD ist in der Finanzwelt die Abkürzung für Contract for Difference — mithin ein Differenzgeschäft. Durch den Abschluss eines CFD-Geschäfts wird kein Basiswert (zum Beispiel eine Aktie oder ein Rohstoff) erworben. Ein CFD-Trader erwirbt also keine physischen Werte, sondern spekuliert auf die Differenz zwischen Kaufkurs und Verkaufskurs des Basiswerts. Käufer müssen bei ihrem Broker nur einen geringen Teil des gehandelten Basiswerts als Sicherheitsleistung hinterlegen, partizipieren daher mit einem Hebeleffekt überproportional an dessen Bewegungen. Anleger können dabei auf steigende oder fallende Kurse wetten. Hohe Hebel sind häufig — nicht selten betragen sie 100 oder mehr. Im Extremfall müssen Anleger hohe Geldsummen nachschießen, wenn das Kapital aufgebraucht ist. Die Verluste können immens hoch sein, deswegen sollten nur sehr erfahrene und sehr risikofreudige Anleger CFDs nutzen.
Beispiel:
Ein Spekulant hat auf seinem CFD-Konto 80 Euro eingezahlt und setzt darauf, dass der DAX, der bei angenommen 8.000 Punkten steht, anzieht. Der CFD-Käufer bewegt also mit seinem geringen Einsatz von nur 80 Euro 8.000 Euro. Klettert der DAX um zehn Prozent auf 8800 Zähler, gewinnt ein reiner Indexinvestor, der 8000 Euro investiert hat, zehn Prozent und erhält 8800 Euro. Der CFD-Besitzer bekommt die Differenz zwischen 8.800 und 8.000 Punkten, also 800 Euro zurück. Damit verzehnfacht er sein eingesetztes Kapital. Gibt der DAX jedoch nur um ein Prozent, um 80 Zähler, nach, erleidet der CFD-Besitzer einen Totalverlust.
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