Börse Frankfurt 19.06.2013 15:31:30

Rohstoffe: Gefangen im Seitwärtstrend

Seit Wochen bewegt sich der Goldpreis um die Marke von 1.400 Dollar je Unze und scheint sich weder in die eine, noch in die andere Richtung losreißen zu können. "Der Markt hat offenbar ein Gleichgewicht gefunden. Nach dem Kursverfall im April hatte sich die physische Goldnachfrage zwar deutlich erhöht, langsam ebbt sie aber wieder ab, so dass - Verschärfung der Krisen ausgeschlossen - das Aufwärtspotenzial für 2013 ziemlich begrenzt ist", erklärt Matthias Kuzinski von der Asset Management Gesellschaft Lupus alpha.

Bastian Hepperle von der Deka Bank pflichtet dem bei: "Die Abflüsse aus den Gold-ETCs haben sich zwar deutlich verlangsamt, ein Ende ist aber noch nicht in Sicht. Wir rechnen mittelfristig weiterhin mit einem Rückgang des Goldpreises." Auch Bernhard Wenger von ETF Securities meldet, dass Positionen in Gold-ETCs weiterhin abgebaut werden, wenn auch in einem geringeren Umfang als noch vor einigen Wochen.

Laut Jörg Sengfelder von Flow Traders in Amsterdam kommen mittlerweile aber auch wieder erste Käufer in den Markt zurück. "Gekauft wird etwa der ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) oder der Gold Bullion Securitie (WKN A0CANA)", meldet der Market Maker. Martina Schröttle, Händlerin bei der Commerzbank, beobachtet eine ähnliche Tendenz: "Nach dem Preisabsturz im April war die Handelsstatistik bei Gold-ETCs ziemlich aufgebläht. Mittlerweile normalisiert sich alles wieder und es sind auch ein paar Käufer zurück."

Platin, Paladium und Silber mit Luft nach oben

Wenger

Mehr Nachfrage als nach Gold sehen Analysten und Händler indes bei Edelmetallen, die von Seiten der Industrie eingesetzt werden - etwa Platin, Palladium oder Silber. "Investoren setzen weiterhin auf eine andauernde konjunkturelle Erholung und ein baldiges Zurückdrehen der lockeren Geldpolitik in den USA. Sie kaufen daher insbesondere zyklische Rohstoffe", berichtet Wenger. Insbesondere ETCs auf Palladium und Platin haben laut ETF Securities in der vergangenen Woche hohe Zuflüsse erlebt.

"Denn Investoren sehen die Förderung in Südafrika, das weltweit der wichtigste Anbieter für beide Edelmetalle ist, durch drohende Probleme in der Energieversorgung und Auseinandersetzungen mit den Minenarbeitern bedroht. Rund 85 Millionen US-Dollar haben die Investoren vergangenen Monat in Platin-ETCs gesteckt. Palladium-ETCs zogen vergangene Woche zusätzliche Investitionen in Höhe von 7,4 Millionen US-Dollar an", fasst Wenger zusammen. Insbesondere bei Palladium erscheine die Nachfrage durch den starken Automobilmarkt für Benzinmotoren in den USA und China sehr robust. Platin hänge dagegen stärker von der schwächeren Nachfrage des europäischen Automobilmarktes ab, wo vor allem Diesel-Fahrzeuge genutzt werden.

Hepperle

Auch Kuzinski sieht bei Platin und Palladium größeres Preispotenzial als beim Gold. "Bei diesen beiden Edelmetallen ist nach der jüngsten Korrektur mittlerweile ein Niveau erreicht, bei dem es sich lohnen könnte, wieder auf die Long-Seite zu wechseln. Während beim Gold die Angebotsmenge deutlich über der Nachfrage liegt, ist das bei Platin und Palladium eher umgekehrt."

Hepperle von der Deka Bank ergänzt: "Von einer erwartet moderaten Konjunkturbelebung in den kommenden Monaten dürften die konjunkturreagiblen Rohstoffe noch am besten abschneiden. Das sind insbesondere die Industriemetalle und diejenigen Edelmetalle, die auch von der Industrie genutzt werden, wie Palladium, Platin, Silber. Für die ,Krisenwährung' Gold erwarten wir hingegen auf Sicht der kommenden Monate eine Seitwärtsentwicklung um 1.400 US-Dollar je Feinunze."

Kupfer gefragt

Peters

Von den Industriemetallen stehen, wie Wenger berichtet, seit der vergangenen Woche Kupfer-ETCs auf den Einkaufslisten der Investoren. "Denn das Angebot verknappt sich aufgrund von Produktionsausfällen in den Kupferminen Indonesiens in Grasberg und im US-amerikanischen Bingham Canyon. Gleichzeitig vertrauen die Investoren zunehmend in eine Erholung der Nachfrage nach Kupfer. Beispielsweise nehmen die Vorräte für Kupfer an der Londoner Metallbörse derzeit schnell ab und stehen damit nicht mehr länger zum Handel zur Verfügung", weiß der Produktmanager.

Heinrich Peters von der Helaba zeigt sich über das mittelfristige Aufwärtspotenzial beim "Konjunkturindikator" Kupfer allerdings skeptisch. "Zweifel am chinesischen Wachstumsmodell, die zuletzt durch den Rückfall des verarbeitenden Gewerbes unter die Kontraktionsschwelle zusätzlich genährt wurden, erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines strukturellen Überangebots nach Jahren sehr umfangreicher Investitionen der Metallindustrie. Selbst im Rahmen der voraussichtlich leichten Wachstumserholung in den Jahren 2013 und 2014 wird das Aufwärtspotenzial eher begrenzt sein", prognostiziert der Analyst.

Uneinheitliches Bild bei Öl-ETCs

Sengfelder

Von Sorgen über eine mögliche Angebotsverknappung profitiert aktuell auch der Ölpreis. Seit einigen Wochen stützen die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten - anhaltende Proteste in der Tu?rkei, mögliche Waffenlieferungen der USA an die Rebellen in Syrien und Sorge um eine Eskalation in der Region - die Preise für Brent und WTI. Wenger berichtet vor diesem Hintergrund von Abflüssen in Short-ETCs, etwa im ETFS Short WTI Crude Oil (WKN A0V9XY). Flow Traders verzeichnet allerdings auch Abgaben auf der Longseite. So überwiege etwa im db Brent Crude Oil Booster Euro Hedged ETC (WKN A1AQGX) die Verkaufsseite, meldet Sengfelder.

Karoline Kopp

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