22.05.2013 20:47:42

ROUNDUP: US-Notenbank uneins über Anleihekäufe

    WASHINGTON (dpa-AFX) - Die US-Notenbank Fed bleibt gespalten, was die Bewertung ihrer milliardenschweren Anleihekäufe angeht. Einige Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses sind bereit, schon ab Juni einen Gang herunter zu schalten. Viele andere wollen jedoch weitere wirtschaftliche Fortschritte sehen, bevor der Fuß vom Gas genommen wird. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll (Minutes) der letzten Fed-Sitzung hervor. Die Notenbanker sehen die US-Wirtschaft weiter in "moderatem" Tempo wachsen. Gegenüber der letzten Sitzung im März habe sich das konjunkturelle Umfeld allerdings wenig verändert.

    Die US-Notenbank kauft derzeit zur Stützung der Konjunktur monatlich Anleihen im Wert von 85 Milliarden Dollar. Zuletzt hatte es immer wieder Spekulationen über ein vorzeitiges Ende oder eine Drosselung der Käufe gegeben, da der Arbeitsmarkt Hoffnungssignale sendete. Notenbankchef Ben Bernanke hatte die Erwartungen am Nachmittag zunächst gedämpft, dann jedoch wieder aufleben lassen. "Ein voreiliges Ende oder eine Straffung birgt das Risiko, die wirtschaftliche Erholung abzuwürgen", sagte der Fed-Chef in Washington.

BERNANKE: 'UNGLAUBLICHE KEHRTWENDE' VOR DEM US-KONGRESS

    Die Geldpolitik bleibe so lange wie nötig expansiv, versprach Bernanke bei einer Anhörung vor dem US-Kongress. Im weiteren Verlauf bekräftigte er dann jedoch, dass das Tempo der Anleihekäufe durchaus auch zügig vermindert werden könne. Händler sprachen von einer "unglaublichen Kehrtwende". Bernanke betonte aber, dass eine kontinuierliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage Voraussetzung sei, um bei den Anleihekäufen nachzulassen.

    Zwar befinde sich die US-Wirtschaft in diesem Jahr auf einem "moderaten Wachstumskurs", sagte Bernanke. Die weltweit größte Volkswirtschaft werde 2013 voraussichtlich um 2,5 Prozent wachsen. Auch sei die Arbeitslosenquote zwar auf 7,5 Prozent gefallen. Doch die Lage auf dem Jobmarkt bleibe kritisch, vor allem die Zahl der Langzeitarbeitslosen sei "historisch hoch". Die Inflation sei dagegen nach wie vor gering. Daher sei weiterhin eine "anpassungsfähige Geldpolitik" notwendig.

FINANZMÄRKTE: AUF EUPHORIE FOLGT ERNÜCHTERUNG

    Der Devisenmarkt nahm die Minutes zwar unbeeindruckt zur Kenntnis. Der Dollar hatte allerdings bereits nach den Bernanke-Aussagen krasse Kursschwankungen erlebt. Zunächst geriet er stark unter Druck, der Euro stieg im Gegenzug auf ein Tageshoch bei knapp unter 1,30 Dollar. Die Äußerungen zu einer möglichen Drosselung der Anleihekäufe schoben die US-Währung dann kräftig an und der Euro fiel bis auf 1,2840 Dollar.

    An den US-Börsen machte sich nach anfänglicher Euphorie schnell Ernüchterung breit. Der Dow Jones Industrial (Dow Jones), der zu Beginn von Bernankes Auftritt bis auf 15.542,40 Punkte gestiegen war, büßte zuletzt 0,26 Prozent auf 15.347,22 Punkte ein. Der breit gefasste S&P-500-Index (S&P 500) war bei etwas mehr als 1.687 Punkten ebenfalls auf ein Rekordhoch geklettert, gab zuletzt aber 0,58 Prozent auf 1.659,48 Punkte ab. Der Nasdaq 100 (NASDAQ 100) verlor 0,75 Prozent auf 3.003,78 Punkte. /hbr/he

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