Versteckte Gewinnwarnung? 10.04.2013 13:20:33

Schwaches Europageschäft lässt Daimlers Gewinnziele wackeln

Weil vor allem die Geschäfte auf dem Heimatkontinent schlechter laufen als erwartet, könnte der Konzern seine Gewinnerwartung noch im April kappen. Man werde die marktbezogenen Annahmen für das laufende Jahr überprüfen und sich bei der Bilanz für das erste Quartal zu den Ergebniserwartungen äußern, sagte Konzernchef Dieter Zetsche am Mittwoch bei der Hauptversammlung in Berlin. Die Zahlen für die ersten drei Monate wollen die Stuttgarter in zwei Wochen am 24. April vorlegen.

Die Daimler-Aktie geriet nach der Bekanntgabe zunächst unter Druck, drehte dann aber ins Plus und gewann als einer der größten Gewinn im DAX bis zum Mittag knapp 2,8 Prozent. Händler hatten offenbar schon mit einer möglichen Gewinnwarnung gerechnet und konzentrieren sich auf den mittelfristigen Ausblick und den Start neuer Modelle. Bereits Anfang der Woche hatten die Bankhäuser HSBC und UBS ihre Kursziele für die Stuttgarter reduziert, und dies mit gesunkenen Gewinnerwartungen angesichts eines wohl enttäuschenden ersten Quartals begründet.

'KEIN RÜCKENWIND AUS DEN MÄRKTEN'

Daimler hatte für dieses Jahr einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) aus dem laufenden Geschäft auf dem Vorjahresniveau von 8,1 Milliarden Euro angepeilt. Allerdings hätten sich zum Jahresanfang viele Märkte schwächer als erwartet entwickelt. Vor allem die Pkw- und Nutzfahrzeugmärkte in Europa seien betroffen, sagte Zetsche. "Auch in den kommenden Monaten erwarten wir wenig Rückenwind. Insbesondere für die Lkw- und Pkw-Märkte in Europa gibt es keine Anzeichen für eine Trendwende." Zuletzt hatte er im vergangenen Herbst Daimlers Gewinnziel für 2012 eindampfen müssen.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres hatten die Stuttgarter mit gut 350.000 Autos zwar rund 3 Prozent mehr Pkw abgesetzt als ein Jahr zuvor und rechnen auch weiter mit einem neuen Verkaufsrekord für 2013. Dabei hielten aber vor allem die A- und B-Klasse sowie die Geländewagen das Unternehmen auf Kurs. Im Vergleich zu den größeren Modellen der E- und S-Klasse lässt sich mit den Kompaktwagen aber weniger Geld verdienen. Große Hoffnung setzt Daimler auf sein Flaggschiff S-Klasse, dessen neue Generation im Mai Premiere feiert. Eine überarbeitete Version der E-Klasse rollt bereits von den Bändern.

Der Automarkt in Westeuropa liegt bereits seit Monaten am Boden, angesichts der Schuldenkrise sind die Verkäufe vor allem in südeuropäischen Ländern eingebrochen - zuletzt schrumpften sie aber auch in Deutschland deutlich. Sogar Branchenprimus Volkswagen (Volkswagen vz) musste wegen der kriselnden Märkte für seine Kernmarke VW ein Absatzminus für den Monat März vermelden.

ZWEITE JAHRESHÄLFTE SOLL BESSERUNG BRINGEN

Für das erste Halbjahr 2013 hatte Daimler schon bei der Bilanzvorlage Anfang Februar ein schwaches Geschäft prognostiziert. In den zweiten sechs Monaten rechne man aber auch dank der neuen Modelle mit einem besseren Ergebnis als in der ersten Hälfte, bekräftigte Zetsche jetzt. Für die Pkw-Sparte hatte der Konzern ohnehin nur ein operatives Ergebnis leicht unter dem Wert von 2012 angekündigt. Damals hatten die Stuttgarter mit dem Geschäftsbereich knapp 4,4 Milliarden Euro verdient.

Im Januar hatte Zetsche für 2013 ein zweites "Übergangsjahr" nach 2012 angekündigt. An den mittelfristigen Zielen halten die Stuttgarter aber fest: Von 2015 an sollten pro Jahr mindesten 1,6 Millionen Pkw der Kernmarke Mercedes-Benz verkauft werden, sagte Zetsche. Spätestens 2020 will Daimler die Oberklasse-Konkurrenz von BMW und Audi überholt haben und an der Spitze des Premiumsegments stehen. Allerdings kommen die Stuttgarter dabei noch nicht recht in Fahrt.

PROBLEME IN CHINA

Vor allem in China haben die Schwaben derzeit Probleme, aufzuschließen. Auf dem wichtigen Wachstumsmarkt verkaufen die Erzrivalen aus Bayern nicht nur mehr Autos, sie verdienen auch besser daran. "Wer also global den Ton angeben will, muss auch in China stark sein", erklärte Zetsche. "Im letzten Jahr haben wir unsere eigenen Ansprüche nicht erfüllt."

Zugleich zeigte er sich zuversichtlich, die langfristigen Ziele zu erreichen. "Der eingeschlagene Weg ist richtig, wir müssen ihn aber auch gehen." Vor allem bei der Profitabilität soll es bergauf gehen: Bis Ende nächsten Jahres sollen die Kosten konzernweit um 4 Milliarden Euro pro Jahr sinken.

ZETSCHE VERTEIDIGT SPARPROGRAMM

Das gewaltige Sparprogramm hatte für Unruhe rund um den Konzern und bis in den Aufsichtsrat gesorgt. Dieser hatte Zetsches Vertrag im Februar nur um drei statt wie erwartet um fünf Jahre verlängert. Angeblich wollte die Arbeitnehmerseite den Daimler-Chef sogar komplett auflaufen lassen und seinen Vertrag gar nicht verlängern. Vor allem Zetsches Kommunikationsstil im Zusammenhang mit dem Programm stand in der Kritik.

Auf der Hauptversammlung verteidigte der Konzernchef das Sparpaket. "Die Umsetzung dieser Maßnahmen wird Daimler verändern - und das führt fast zwangsläufig zu Meinungsverschiedenheiten", sagte er. "Umso wichtiger ist es, dass die vom Vorstand entwickelte Strategie auch vom Aufsichtsrat volle Rückendeckung hat." Diese hatte ihm der Vorsitzende des Gremiums, Manfred Bischof, zuvor zugesichert.

/mmb/kja

BERLIN (dpa-AFX)

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