22.03.2013 12:43:00

Zypern - Brezinschek: Pleite droht bald, Lösung über Wochenende nötig

Nach Ansicht von Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek droht Zypern ohne einen tragfähigen Rettungsplan schon bald die Pleite und "nicht erst im Juni", wenn die nächste größere Anleihenrückzahlung durch das Land fällig wird. "Wenn der finanzielle Strom abreißt, wird die zypriotische Wirtschaft kollabieren - und zwar in den nächsten Tagen. Daher ist es höchste Zeit, eine Lösung über das Wochenende zu finden", betonte Brezinschek am Freitag im Ö1-"Mittagsjournal" des ORF-Radio.

Die bisher angedachten Möglichkeiten für den nationalen Solidaritätsfonds können sich "zeitmäßig gar nicht ausgehen", warnte der Experte. Auch wäre es "das Falsche an dem Konstrukt", wenn der Fonds Anleihen begeben sollte: "Es geht nicht um neue Schulden, sondern um Eigenleistungen des Landes, denn sonst würde sich auch der IWF nicht beteiligen" am Hilfspaket.

Erste Statements von EZB und EU würden in die Richtung gehen, dass das nicht als Eigenleistung verstanden werde, "sondern nur eine neue Form der Kreditgewährung ist". Zypern soll ja 5,8 Mrd. Euro selbst aufbringen, damit EU-Kommission und IWF zusammen 11 Mrd. Euro Kredit gewähren.

Die Pleite drohe nicht erst im Juni, denn schon die laufende Produktion könne ja nicht mehr finanziert werden, meinte Brezinschek: "Und wenn wir Güter nicht mehr bezahlen können, wenn der finanzielle Strom abreißt, wird die zypriotische Wirtschaft kollabieren - und zwar in den nächsten Tagen." Wenn man kein Geld mehr habe für den Wirtschaftskreislauf, für Löhne und Gehälter und um nötige Güterkäufe des täglichen Bedarfs zu tätigen, "läuft das ganze in eine Tauschwirtschaft zurück" - Pfandleiher würden in Zypern "schon die ersten Geschäfte" machen. Dann wäre "auf jeden Fall ein Staatsbankrott die letzte Konsequenz - das ist aber das, was man am wenigsten haben möchte".

Aus Sicht des Raiffeisen-Chefanalysten wäre es "noch immer eine der transparentesten und fairsten Lösungen", würde man zypriotische Spareinlagen ab 100.000 Euro höher belasten. "Denn", gibt er zu bedenken, "am Ende verlieren alle, wenn es dem Staat und den Banken an den Kragen geht." Ein Antasten kleinerer Guthaben unter 100.000 Euro dagegen "wäre ein Tabubruch gewesen, das ist eine sehr sensible Angelegenheit".

Dass die Finanzmärkte derzeit trotz des Zypern-Problems so gelassen reagieren, zeige dass sie nach der Größe der verschiedenen Problemfelder unterscheiden, vergleicht der Experte etwa mit früheren Fällen wie Irland, Portugal, Portugal, Griechenland und Spanien. Wirtschaftsdaten und Konjunkturindikatoren hätten offenbar ein stärkeres Gewicht an den Aktienmärkten als Zypern-Meldungen. Brezinschek: "Das zeigt eine gewisse Gelassenheit. Aber es ist doch das implizite Hoffen auf eine Einigung über das Wochenende in den Kursen enthalten."

(Schluss) sp/kre

WEB http://www.raiffeisen.at

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!