Chinas Kreditklemme 23.12.2012 03:00:00

Neue Zweifel an China-Aktien

Während die Finanzkrise für schwache Nachfrage und Umsatzeinbrüche sorgt, ver­geben chinesische Banken kaum noch Kredite an kleine Privatun­ternehmen, sondern bevorzugen Staatsbetriebe. Um Pleitewellen zu vermeiden, fördern chinesische Lokalregierungen daher massiv Börsengänge (IPOs) im Ausland.

Dabei ist die südostchinesische Stadt Jinjiang (Provinz Fujian) besonders aktiv. Bei einem erfolgreichen Auslands-IPO erhalten die dortigen Unternehmen zusätzlich zu den Einnahmen aus dem Börsengang zwei bis drei Millionen Renminbi an staatlichen Subventionen (250.000 bis 350.000 Euro).

Allein in der Präfektur Quanzhou, zu der Jinjiang zählt, gibt es 240.000 Betriebe, darunter viele Kleinunternehmen aus der Bekleidungsindus­trie, die stark unter dem Nachfragerückgang aus dem Ausland leiden. Von 37 an der Deutschen Börse gelisteten China-Unternehmen kommen unter anderem Ming Le Sports, Ultrasonic, Goldrooster und Fast Casualwear aus Quanzhou.

Bei Fast Casualwear sind die Probleme handfest. Nach Informationen des chinesischen Wirtschaftsmagazins „Caixin“ wurde das Un­ternehmen Anfang Dezember von einem Lieferanten verklagt, weil es eine Rechnung nicht vollständig bezahlt hatte. Vom Gesamtauftrag im Wert von einer Million Renminbi blieb Fast Casualwear 210.000 Renminbi schuldig.

Über solche Probleme chinesischer Unternehmen mit Auslandslisting war bisher nichts bekannt. Bis dato standen schlechte Rechnungslegungsstandards bei Kritikern im Fokus. James Roy vom Analysehaus China Market Research Group (CMR) hatte bereits im Juli gegenüber dem Schwestermagazin dieser Zeitung, €uro (8/2012), gesagt, dass manchmal „chinesische Wirtschaftsprüfer von den lokalen Regierungen dazu gezwungen werden, Unternehmen aus der Region nach außen besonders gut aussehen zu lassen“. Firmen mit Listing in den USA und Kanada erlebten zahlreiche Betrugs- und Bilanzskandale.

In Deutschland gelistete China-Aktien notieren häufig weit unter dem Erstausgabekurs. Auch wenn einige Papiere zuletzt teils zweistellig zulegten — die Ungereimtheiten, die vor und nach den Börsengängen auftreten, bleiben.

von Sabine Gusbeth und Angelina Qu, Peking

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