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21.04.2013 17:53:59

Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Uli Hoeneß gesteht Steuerhinterziehung Schlag für die selbsternannte Elite THOMAS SEIM

Bielefeld (ots) - Ausgerechnet Uli Hoeneß. Ausgerechnet! Man blickt etwas ungläubig auf die Erklärungen des Präsidenten vom FC Bayern zu seinen in der Schweiz versteckten Millionen. Nach Hoeneß' Offenbarung aber gibt es keinen Zweifel: Der Wurstfabrikant hat in ungekanntem Ausmaß Steuern am Finanzamt vorbeigemogelt. Es tun sich einige Fragen auf, die dringender Antworten bedürfen. Die ersten beziehen sich auf Hoeneß selbst: Warum hat er so lange gewartet? Hat er sich vielleicht nur deshalb selbst angezeigt, weil er hoffte, so einer Gefängnisstrafe zu entgehen? Wenn dem so war, dann könnte es eng werden - ungeachtet seiner unzweifelhaften Leistungen und Hilfe für Menschen in Not. Hoeneß hat sich sozial engagiert - ja. Geringer wird seine Schuld dadurch nicht. Uli Hoeneß gehörte zur Elite des Landes, zu jener Gruppe - auch selbsternannter - Meinungsführer, die die öffentliche Debatte dominieren. Er hat von dieser Macht Gebrauch gemacht. Er hat den Kokainkonsum des Trainers Christoph Daum öffentlich gemacht und ihn als Bundestrainer verhindert. Er hat sich öffentlich massiv gegen Steuererhöhungen positioniert. In diversen Talkshows hat er für niedrige Steuern plädiert, für ein Umwerben der Reichen, damit sie im Land bleiben und Gutes für Deutschland tun. Nun lernen wir, dass er selbst nicht im Land geblieben ist, sondern dass sein Charakter der anonymen Geldvermehrung in der Schweiz und also der Todsünde Gier nicht widerstanden hat. Parallelen zum Fall Zumwinkel drängen sich auf. Das ist ein Schlag für die Elite, auch für die selbsternannten Meinungsführer. Im September wählt Bayern. Bayerns Ministerpräsident Seehofer hat eingeräumt, dass er schon früh vom Fall Hoeneß erfuhr. Seehofers Vorvorgänger Stoiber sitzt im Aufsichtsrat der FC Bayern AG, dessen Vorsitzender Uli Hoeneß ist. Damit öffnet sich eine Tür zur Politik. Horst Seehofer war einer der härtesten Verfechter des an SPD und Grünen im Bundesrat gescheiterten Steuerabkommens mit der Schweiz, das Steuersündern Anonymität und Straffreiheit gesichert hätte. Uli Hoeneß selbst erklärt, er habe darauf gesetzt. Sollten durch das Abkommen noch mehr Prominente geschützt werden? Was wusste Seehofer, was Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble? Das alles sind Fragen, deren Antworten nun zu ermitteln sein werden. Darum werden sich Staatsanwälte, Richter und Journalisten kümmern wie im Fall Christian Wulff. Es muss alles aufgeklärt werden. Lückenlos. Bitter ist das für den Verein Bayern München, den Uli Hoeneß - auch das gehört zu dieser Geschichte und muss gerechterweise erzählt sein - ausgerechnet in diesem Jahr so erfolgreich gemacht hat wie kaum je zuvor. Man muss hoffen, dass dies keine sportlichen Folgen hat am Dienstag, wenn es gegen Barcelona geht. Und man muss erwarten, dass Hoeneß den Weg dazu frei macht, indem er sich von allen Ämtern zurückzieht, um Schaden vom Verein abzuwenden. Sofort. Dieser letzte Dienst am FC Bayern gehört zu den Pflichten des Steuerhinterziehers Uli Hoeneß.

Originaltext: Neue Westfälische (Bielefeld) Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2

Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de

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