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01.06.2014 20:58:58

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Katholikentag Aufbruchstimmung CARSTEN HEIL

Bielefeld (ots) - Zuerst müssen für Christen immer der Mensch und die biblische Botschaft im Mittelpunkt stehen. Erst dann kann es um Dogmen, christliche Ideologie, Vorschriften und deren korrekte Einhaltung gehen. In den vergangenen Jahren konnte man in der Debatte um die katholische Kirche jedoch den Eindruck gewinnen, dass Dogmen und Ideologie wichtiger wurden als die Menschen und die Liebesbotschaft Jesu. Sexualmoral, das Verbot der Teilnahme an den Sakramenten von Menschen, die geschieden sind und erneut geheiratet haben, der Zölibat, das sind nur einige Beispiele. Etliche der Diskussionen wurden innerhalb der Kirche geführt, andere den Katholiken von außen aufgenötigt. Die Frage des Zölibats wurde für manche zur Kernfrage. Dabei steht sie ganz hinten. Anderes ist wichtiger. Beim Katholikentag in Regensburg wurden alle diese Fragen auch diskutiert. Aber in einem beginnenden anderen Klima als zuletzt. Da scheint sich der andere Ansatz des neuen Papstes bemerkbar zu machen. Franziskus stellt den Menschen in den Mittelpunkt seines Redens und Handelns. Das hat er zu Beginn der Katholikentagswoche auf dem Rückflug von Israel erneut deutlich gemacht. Er nennt den Missbrauch von Kindern, was es ist: ein Sakrileg, ein Vergehen gegen Heiliges. Franziskus lüftet die Kirche durch. Und wie nach dem Regen und der Kälte der ersten Tage die Besucher des katholischen Laientreffens in Regensburg ab Samstag bei Sonnenschein auflebten, so wird langsam, aber merklich ein offenerer Geist in der Kirche spürbar. Die Katholikentage früherer Jahre waren oft auch schon offen, der Zukunft zugewandt und fröhlich. Aber diesmal bestätigen viele Besucher und Würdenträger eine bessere und offenere Gesprächskultur, einen neuen Umgang mit brisanten Themen, Aufbruchstimmung. Dann kann der deutsche Katholizismus auch wieder glaubwürdiger gesellschaftliche Missstände ansprechen. Der Bedarf nach solchen Worten ist groß.

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