23.05.2014 19:39:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Europawahl Runter vom Sofa CARSTEN HEIL
Bielefeld (ots) - Die Europäer sollten sich nicht bequem
zurücklehnen und die Wahl nicht schwänzen. Auch wenn das oft die
Haltung des Wohlstands, der Ruhe und der Sicherheit ist. Mit
Bequemlichkeit beginnt der Niedergang. Der alte Kontinent, wie Europa
ab und an abfällig von Amerikanern genannt wird, hat es noch selbst
in der Hand, wohin er sich entwickelt. Gehen die Europäer dem
Niedergang entgegen, nach Jahrhunderten der wirtschaftlichen,
militärischen, politischen, intellektuellen, kul-turellen Dominanz?
Es gibt viele Beobachter, die das so sehen. Und es gibt sachliche
Hinweise darauf, dass diese Gefahr groß ist. Oder raffen sich Europas
Bürger auf, packen an, übernehmen sie Verantwortung und wachsen?
Halten sie mit mit der asiatisch-pazifischen und der eurasischen
Hemisphäre? US-Präsident Obama wendet sich zunehmend dem pazifischen
Raum zu. Russlands Präsident Putin fuchtelt unverhohlen mit der
russisch-chinesischen Mög-lichkeit. Beides kann für Europa nur der
Aufruf zu mehr Anstrengung sein. Der erste Schritt, den Niedergang
Europas zu verhindern, ist am Sonntag eine hohe Beteiligung an den
Wahlen zum EU-Parlament. Demokratie bezieht ihre Stärke aus der
Teilhabe und dem Mitmachen mög-lichst vieler Menschen. Wer bei der
Wahl auf dem Sofa sitzen bleibt und über die Unzulänglichkeiten der
Europäischen Union, die es zweifellos gibt, nur mäkelt, überlässt die
gute Idee Europa den Scharfmachern, den Putins, den Nationalisten,
die nie an den anderen denken, sondern nur an sich. So verwegen es
klingen mag, aber eine hohe Wahlbeteiligung und ein klares Bekenntnis
zu Europa möglichst vieler Wahlberechtigter könnte auch Russlands
Präsidenten Wladimir Putin in der Ukraine-Krise beeindrucken. Europas
Stärke gründet sich auf die Menschen, auf Zusammenhalt, auf
Engagement. So wie die Eurokrise zwar noch nicht gänzlich überstanden
ist, aber doch allein durch Miteinander derzeit kon-trolliert werden
kann, so ist auch die Ukraine-Frage nur durch Zusammenstehen zu
beantworten. Aller Kritik zum Trotz werden die Finanzprobleme Europas
derzeit durch Anstrengungen auf allen Seiten angegangen. Etwas
vereinfacht gesagt, müssen die Südländer Reformen ertragen und die
Menschen im Norden bezahlen. Wenn das Europa zusammenhält, ist allen
geholfen. Deshalb ist der zweite Schritt bei der Wahl die Überlegung,
seine Stimme nicht den Anti-Europäern zu geben. Noch mal, Kritik an
der EU ist berechtigt und wichtig. Aber Stimmen für die Europa-Hetzer
sind Stimmen gegen Frieden, Wohlstand und Zusammenhalt. So
unterschiedlich die Menschen und Länder in Europa auch sind: Die
Herausforderungen der Zukunft werden sie nur gemeinsam meistern
können. Die Absage der Niederländer an die Rechtspopulisten um Geert
Wilders macht Hoffnung, in Großbritannien dagegen scheint die Sache
anders zu liegen. Da sind die Eurokritiker vorn. Und in Italien sagen
Wahlforscher den Europa-Skeptikern insgesamt gut 50 Prozent voraus.
Das sind keine guten Voraussetzungen für ein starkes Europa-Signal.
Überall bei unseren Nachbarn machen sich lautstark die Kritiker
breit. Und auch in Deutschland wird den Euroskeptikern ein gutes
Abschneiden am Sonntag vorhergesagt. Deshalb ist Besorgnis für die
Zukunft angebracht. Dabei ist Europa nicht nur ein nach außen
gewandtes Projekt. Klima-, Verbraucher- und Arbeitnehmerschutz haben
dank der EU inzwischen hohe Standards erreicht. Es ist zwar schick,
aber nicht in jedem Falle richtig, auf die EU zu schimpfen. Es lohnt
sich, auf Bequemlichkeit zu verzichten.
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