04.11.2014 20:27:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Altersarmut wächst Von der Koalition vergessen Alexandra Jacobson, Berlin
Bielefeld (ots) - Die Große Koalition lobt sich gerne über den
grünen Klee. Vor allem die Rentenreformen sind Anlass für Selbstlob.
Wichtige Gerechtigkeitslücken seien mit der Mütterrente und der
abschlagsfreien Rente mit 63 geschlossen worden, heißt es dann. Um es
ganz klar zu machen: Jeder, der von diesen Verbesserungen profitiert,
hat es verdient. Doch leider zeigt sich, dass die Große Koalition die
wesentliche Gerechtigkeitslücke ausgeklammert hat: Union und SPD
haben die armen Alten vergessen. Eine halbe Million Senioren ist im
Alter auf die Grundsicherung angewiesen. In den vergangenen acht
Jahren stieg die Zahl der Menschen ab 65 Jahren, die eine
Grundsicherung erhalten, um 45 Prozent. Alle Experten sagen voraus,
dass sich dieser Trend beschleunigen wird. Der ausgedehnte
Niedriglohnsektor und die ständige Absenkung des Rentenniveaus
verstärken die Altersarmut. Besonders oft betroffen sind Frauen in
Westdeutschland. Denen hilft die leicht erhöhte Mütterrente keinen
Deut weiter. Sie profitieren von der aktuellen Steigerung nicht,
selbst wenn sie auch unter schwierigen Bedingungen vor 1992 ihre
Kinder bekommen haben. Denn die Mütterrente wird wie alle
Renteneinkünfte voll auf die Grundsicherung angerechnet. Diese Frauen
profitieren aber auch von der abschlagsfreien Rente mit 63 nicht,
weil sie in der Regel gar nicht genügend Beitragsjahre
zusammenbekommen. Im Koalitionsvertrag steht noch das Projekt der
"solidarischen Lebensleistungsrente". Auch da sind die Hürden hoch:
Sie soll für Menschen mit 35 Beitragsjahren gelten. Aber immerhin
wären diese Senioren dann nicht auf Sozialhilfe angewiesen.
Vielleicht wäre das ein erster Schritt im Kampf gegen die
Altersarmut. Nur hört man von diesem Projekt kein Sterbenswörtchen
mehr. Nicht weil die Große Koalition ihren Reformeifer hinsichtlich
der Rente abgelegt hätte - momentan wird um die Teilrente ab 60
gestritten und um einen Bonus für Rentner, die nach Erreichen der
Regelaltersgrenze weiterarbeiten wollen. Aber um die armen Alten
macht sich in dieser Koalition immer noch keiner Gedanken. Dabei
sollte man mit den Verbesserungen bei ihnen anfangen.
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Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
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