28.04.2015 22:42:37

Neue Westfälische (Bielefeld): Gabriel gegen Merkel Kneifen geht nicht alexandra jacobson, berlin

Bielefeld (ots) - Ein Zuckerschlecken ist es sicher nicht, 2017 als SPD-Kanzlerkandidat gegen Angela Merkel anzutreten. Zu beliebt ist die CDU-Kanzlerin, als dass ein SPD-Herausforderer die Chance hätte, an ihr vorbeizuziehen. Angeblich hat sich Sigmar Gabriel nun trotzdem dazu durchgerungen, selber in den Ring zu steigen. Alles andere wäre auch fatal gewesen. Ein Politiker, der Kanzler werden will, muss den Kampf auch unter ungünstigen Umständen aufnehmen und darf nicht darauf schielen, dass andere ihm die Last abnehmen. Jedenfalls darf er nicht zweimal hintereinander kneifen. Es ist ja auch nicht so, dass die SPD in Sack und Asche gehen müsste. In der Großen Koalition hat sie viel durchgesetzt. Sie sieht sich sogar selber in der Rolle des Taktgebers. Nur muss die SPD zur Kenntnis nehmen, dass weder der Mindestlohn noch die abschlagsfreie Rente mit 63 für langjährige Versicherte die Bürger in einen Freudentaumel versetzt. Offenbar sind das Rezepte für Teile der Bevölkerung, die viele andere völlig kalt lassen. Der SPD fehlt im Bund ein roter Faden. Es mangelt an einer übergeordneten Idee, für wen sie mit welchem Programm Politik machen will. Dass es die Union momentan besser schafft, die Mitte der Gesellschaft zu erreichen, ist nicht in Stein gemeißelt. Meinungsforscher sagen, dass Millionen von Menschen sich vorstellen könnten, SPD zu wählen - wenn sich denn die SPD insgesamt wieder stärker auf die Mitte zubewegt. Im Moment sieht es nicht so aus, als ob Sigmar Gabriel 2017 Bundeskanzler werden kann. Eine Koalition unter Beteiligung der Linkspartei stellt eher ein Gedankenexperiment als eine seriöse Option dar. Trotzdem könnte Gabriel viel erreichen - mit den richtigen Themen müsste es ihm gelingen, die SPD wieder in Richtung 30 Prozent zu bringen. Doch dafür ist es notwendig, dass er einerseits die Schlacht nicht vorzeitig verloren gibt und andererseits seiner Partei und diesem Land keinen Dauerwahlkampf bis 2017 zumutet.

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