20.09.2015 21:27:38
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Neue Westfälische (Bielefeld): Annäherung in der Syrien-Politik Nötiger Versuch dirk hautkapp, washington
Bielefeld (ots) - Der Befund mag in Washington und anderen
Hauptstädten vielen den Magen umdrehen. Aber in Syrien kommt das
westliche Bündnis nicht mehr an Russland vorbei. Wie schon bei der
taktischen Abwehr eines amerikanischen Eingreifens gegen Assads
Giftgas hat Wladimir Putin durch kühle Kalkulation die Lage für sich
gedreht und mit militärischen Fingerübungen an Syriens Küsten Fakten
geschaffen. Moskau, nach der Ukraine-Intervention in der Paria-Ecke,
wird wohl schon bei der UN-Vollversammlung in wenigen Tagen als
Problemlöser an den weltpolitischen Verhandlungstisch zurückkehren.
Bei allen berechtigten Vorbehalten gegen Putin sind schon jetzt zwei
Aspekte festzuhalten: Aufgrund der katastrophalen humanitären Lage in
Syrien und angrenzenden Ländern hat der von Präsident Obama geführte
Westen gar keine andere Chance, als Putins Plan eines gemeinsamen
Vorgehens gründlich zu prüfen. Und: Die EU, die gerade unter dem
Versagen der Groß- und Regionalmächte in Syrien zu zerreißen droht,
muss alles tun, um die Gespräche in ein konstruktives Fahrwasser zu
lenken. Damit die Flüchtlingszahlen nicht noch weiter steigen.
Russland wie Amerika gehen gleichermaßen als moralisch Fußkranke ins
Verhandlungsgefecht. Moskau sorgt sich aus geostrategischem Egoismus
um den porös werdenden Stützpfeiler Assad. Washington hat es nach
langem Warten nicht geschafft, eine schlagkräftige innersyrische
Opposition gegen den Diktator aufzubauen. Nüchtern betrachtet spricht
nicht viel dafür, dass die russisch-amerikanische Schnittmenge groß
genug sein wird, um die Metastasen des Terrornetzwerks IS wirksam
einzudämmen und gleichzeitig den geordneten Abgang Assads
einzuläuten. Putins Motive sind überschaubar. Er will ein
Überschwappen der dschihadistischen Bedrohung durch den IS auf dafür
anfällige Regionen im Kaukasus abwehren. Er will Syrien als einzige
Einflussschneise in den Mittleren Osten nicht verlieren. Bei der
Aufzählung wird das zentrale Problem sichtbar: Die Beendigung des
Bürgerkriegs, dem bis heute 300.000 Menschen zum Opfer gefallen sind,
hat für Moskau keine Priorität. Wäre es anders, würde Russland
aufhören, den IS plakativ als das entschieden größere Übel zu
beschreiben und den Giftgasmörder Assad mit Wort und Tat zu festigen.
Erst Assads Massenmord am eigenen Volk hat den Aufstieg des IS
beflügelt. Bleibt Assad im Amt, wird der Islamische Staat weiter
wachsen. Putin weiß das. Darum wird er nicht auf Gedeih und Verderb
an dem Aleviten-Herrscher festhalten. Aber er verlangt einen Preis
dafür, den Schlächter (weich ins Exil) fallen zu lassen:
Wiederaufnahme in den internationalen Klub, Akzeptanz des russischen
Ordnungsfaktors in der Welt. Dazu müsste Obama über seinen Schatten
springen und den Kongress in Washington mitnehmen. Die Chancen dafür
stehen nicht gut. Aber man muss es versuchen.
OTS: Neue Westfälische (Bielefeld) newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65487 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
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