25.06.2015 22:52:41
|
Neue Westfälische (Bielefeld): 70 Jahre Vereinte Nationen¶ Die Veto-Geißel¶ Dirk Hautkapp, Washington¶
Bielefeld (ots) - Im Herbst kommt der Papst und liest ihnen die
Leviten. In einem voraussichtlich an Eindringlichkeit kaum
steigerbaren Appell wird Franziskus die Vereinten Nationen in New
York an ihre Verantwortung für das Ganze erinnern. Die Strafpredigt
ist bitter nötig. 70 Jahre nach der Gründung zerfasert die auf den
Ruinen des Zweiten Weltkriegs erbaute Weltgemeinschaft in einen
Verein der Einzelkämpfer, in dem sich die größten Egoisten
fortgesetzt am Gründungszweck versündigen: Kriege verhindern, Frieden
schaffen, Sicherheit, Wohlstand und Entwicklung gewährleisten. 60
Millionen Flüchtlinge, die zurzeit auf der Suche nach Zuflucht und
Schutz sind, weil in ihren Heimatländern Chaos herrscht, weit mehr
als nach dem Fall von Hitler-Deutschland, sind der Beweis dafür, dass
die Vereinten Nationen sich immer weiter von ihrem zentralen
Versprechen entfernen. Alle nicht gering zu schätzenden Bemühungen
der UN, dem globalen Flüchtlingselend mit den segensreichen
Unterabteilungen ihres "Weltsozialamtes" (von UNICEF bis WHO)
beizukommen, sind am Ende nur Pflaster auf eine immer größer werdende
Wunde, die nicht zu bluten aufhört. Das Zynische an diesem Befund
ist: Alle Beteiligten kennen ihn. Und alle wissen den Grund. Solange
in der Schaltzentrale der UN, im Sicherheitsrat, der fortgesetzte
Missbrauch des seit 1945 nur fünf Ländern zugestandenen Vetorechts
nicht institutionell eingedämmt wird, so lange wird an den
verheerenden Fronten dieser Erde weiter Stillstand herrschen. In
Syrien hat diese Blockadepolitik nicht unwesentlich dazu beigetragen,
dass mehr als 250.000 Menschen sterben mussten. Eine Schande für die
UN, die sich gerne ihrer moralischen Autorität rühmt. Zum 70.
Geburtstag der Vereinten Nationen müssen sich die großen "Player"
Amerika, Russland, China, Großbritannien und Frankreich den Vorwurf
gefallen lassen, die Welt in Geiselhaft genommen zu haben. Nicht den
Vereinten Nationen gebührt die Kritik. Sondern jenen, die der
Organisation, die man erfinden müsste, würde es sie nicht geben, die
Instrumente vorenthalten, um ein wirksamer globaler Ordnungsfaktor zu
sein.
OTS: Neue Westfälische (Bielefeld) newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65487 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!