22.04.2013 22:14:59

Neue OZ: Kommentar zu Fußball/Bundesliga/München/Steuern/Kriminalität/Medien

Osnabrück (ots) - Über den Fall hinaus

Der schwerreiche Vereinspräsident Uli Hoeneß hat mit seinem Vorgehen nicht allein sich selbst und die Premium-Marke FC Bayern München beschädigt. Denn ausgehend von seinem persönlichen Fall (im doppelten Sinn des Wortes) ist die grundsätzliche Debatte über Steuergerechtigkeit und Steuerehrlichkeit neu entflammt. Und wieder kommt die Kernfrage hoch, was denn eine Vereinbarung Deutschlands mit der Schweiz gebracht hätte.

Der neue Streit darüber fließt bereits heftig in den bayerischen Landtags- und den Bundestagswahlkampf ein. Besonders die CSU gerät in die Defensive. Und Hoeneß spielt indirekt der SPD in die Hände, obwohl er ihr politisch gerade nicht nahesteht. Die Partei kann sich auch deshalb freuen, weil der Kampf gegen Steuerflucht eines ihrer Lieblingsthemen ist.

Die Sozialdemokraten sehen sich mit ihrer Blockade des Abkommens mit der Schweiz bestätigt, übersehen jedoch, dass deutsche Finanzbehörden ohne eine Vereinbarung an die Schwarzgelder vieler Steuersünder gar nicht herankommen. Derzeit bleibt den Fahndern lediglich der juristisch zweifelhafte Kauf von CDs. Zugleich droht die Gefahr, dass Fälle verjähren. Derzeit bleibt allein die Hoffnung, dass immer mehr Täter angesichts des erhöhten Entdeckungsrisikos die Karten auf den Tisch legen und sich wie Hoeneß selbst anzeigen. Die Empörung in seinem Fall zeigt immerhin, dass Steuerbetrug nicht mehr als Kavaliersdelikt angesehen wird.

Christof Haverkamp

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