23.08.2015 15:24:45

Nach Thalys-Angriff gehen Ermittler von islamistischem Anschlag aus

   PARIS (AFP)--Nach dem Kalaschnikow-Angriff in einem Schnellzug zwischen Amsterdam und Paris deutet alles auf einen vereitelten islamistischen Anschlag hin: Französische Ermittler gingen am Sonntag wegen des mutmaßlich dschihadistischen Hintergrunds des festgenommenen Angreifers von einem Attentatsversuch aus. Nur durch das beherzte Eingreifen von mehreren Reisenden, die den schwer bewaffneten Marokkaner überwältigten, war in dem Thalys-Zug am Freitagabend wohl ein Blutbad verhindert worden.

   Der 25-jährige Ayoub El Khazzani wurde in dem Schnellzug von zwei US-Soldaten, einem befreundeten US-Studenten und einem Briten niedergerungen, wobei der Marokkaner mit Schüssen und einem Teppichmesser zwei Passagiere verletzte. Der Angreifer, der in Brüssel in den Zug gestiegen war, war zudem mit einer Kalaschnikow und einer Pistole der Marke Luger bewaffnet. Bei vier europäischen Geheimdiensten war der Mann als radikaler Islamist registriert, darunter auch in Deutschland.

   Bei ersten Befragungen im Polizeigewahrsam durch Anti-Terror-Ermittler in Paris bestritt der Marokkaner jegliche Anschlagsabsicht. Er gab an, er habe die Waffen in einem Park gefunden und lediglich Zugreisende ausrauben wollen, wie es aus französischen Ermittlerkreisen hieß. Auch die belgische Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen wegen Terrorismusverdachts eingeleitet.

   El Khazzani lebte von 2007 bis 2014 in Spanien, zunächst in Madrid, dann im andalusischen Algeciras. Dort fiel er den Sicherheitsbehörden wegen Reden auf, in denen er den bewaffneten Kampf gegen Ungläubige propagierte. Laut französischen Ermittlern lebte der junge Mann von Gelegenheitsjobs und kleineren Delikten, darunter Drogenhandel. Spanien meldete ihn an Frankreich, wo ein Sicherheitsvermerk angelegt wurde. Zuletzt fiel er auf, als er am 10. Mai von Berlin aus in die Türkei flog. Laut spanischen Behörden reiste El Khazzani von Frankreich aus auch nach Syrien, was der Marokkaner aber bestreitet.

   Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, als der Täter mit dem Schnellfeuergewehr über der Schulter die Zugtoilette verließ, habe zunächst ein französischer Passagier ihn aufzuhalten versucht. Der Angreifer habe dabei mehrere Schüsse abgegeben, wobei ein französisch-amerikanischer Passagier an der Schulter getroffen wurde.

   Anschließend überwältigten die drei US-Bürger den Angreifer, den sie nach eigenen Angaben bewusstlos schlugen. "Ich drehte mich um und sah einen Mann mit einer Kalaschnikow hereinkommen. Meine Freunde und ich duckten uns und dann sagte ich: 'Schnappen wir ihn'", berichtete der 22-jährige Alek Skarlatos, der Mitglied der US-Nationalgarde ist und gerade von einem Einsatz in Afghanistan zurückgekehrt war. Seine 23-jähriger Freunde Spencer Stone, ebenfalls ein US-Soldat, wurde bei dem Kampf durch das Teppichmesser an der Hand verletzt.

   Ein 62-jähriger Brite half dabei, den Angreifer zu überwältigen. "Ich weiß nicht, wieso er nicht schoss, aber ich glaube, seine Waffe klemmte", sagte Chris Norman französischen Medien.

   Die drei US-Bürger wurden als Helden gefeiert. Auch US-Präsident Barack Obama dankte ihnen: "Ihre heldenhafte Tat hat möglicherweise eine viel schlimmere Tragödie verhindert." Frankreichs Präsident François Hollande will die Männer am Montag im Elysée-Palast empfangen.

   In Belgien wurden wegen des Angriffs die Sicherheitsvorkehrungen für Züge und an Bahnhöfen verschärft. In Frankreich wurde eine Hotline für "anormale Situationen" eingerichtet.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/smh

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   August 23, 2015 08:53 ET (12:53 GMT)- - 08 53 AM EDT 08-23-15

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