Nach langem Rechtsstreit 18.01.2017 17:44:00

Semperit löst Joint-Venture in Thailand auf - Aktie zieht an

Semperit zieht sich aus der Handschuhproduktion in Thailand zurück, stockt aber im Gegenzug seine Anteile in anderen Ländern auf. "Wir haben jetzt klare Verhältnisse", sagte Semperit-Chef Thomas Fahnemann am Mittwoch zur APA. Das kommt auch am Markt gut an: Die Anleger reagieren erleichtert, die Aktie gewann zeitweise über sechs Prozent. Zum Handelsschluss in Wien kostete das Papier mit 28,90 Euro rund 6,25 Prozent mehr als am Vortag.

Das Werk zur Produktion von Handschuhen in Thailand wird Sri Trang künftig alleine führen. Mit jährlich 12 bis 13 Milliarden produzierten Handschuhen war es die bis dato größte Fabrik in diesem Segment von Semperit. "Ende 2018 werden wir in Malaysia die gleiche Größe erreichen", so Fahnemann. Ein weiteres thailändisches Werk zur Produktion von Schläuchen, das Semperit gemeinsam mit Sri Trang führt, ist davon unberührt. Dieses werde gemeinsam fortgeführt.

Im Gegenzug zur Aufgabe des Werks in Thailand übernimmt Semperit eine bisher mit Sri Trang gemeinsam betriebene Vertriebsgesellschaft in den USA zur Gänze und stockt auch bei zwei Fabriken in China auf 100 Prozent auf. Dort sind die Thailänder dann vollständig draußen. Des Weiteren übernimmt Semperit bisherige Sempermed-Joint Venture-Gesellschaften in Singapur und Brasilien sowie die Mehrheitsbeteiligung an der malaysischen Formtech, einem Produzent von Keramikformen für die Handschuhproduktion.

In der Bilanz von 2017 werde sich der Wegfall umsatzmäßig "nicht dramatisch" bemerkbar machen, sagte Fahnemann. "Die Lieferungen laufen ja noch." Zudem soll die Produktion im Werk in Malaysia stark erhöht werden. Für 2018 allerdings geht Fahnemann aus derzeitiger Sicht von einem Umsatzrückgang von 10 bis 15 Prozent aus.

Das Konzernergebnis dürfte schon 2016 von negativen Sondereffekten von 30 bis 40 Mio. Euro belastet sein. Ob den Aktionären eine Dividende winkt, ist noch nicht gewiss. "Aufgrund dieser erwarteten Sondereffekte wird die bestehende Dividendenpolitik der Semperit für die Jahre 2016 und 2017 überprüft", heißt es am heutigen Mittwoch in einer Mitteilung. Semperit wird sein Jahresergebnis am 23. März präsentieren. 2017 dürfte ein erfolgreicher Abschluss der Transaktion zu positiven Sondereffekten auf das Konzernergebnis in Höhe von rund 100 bis 115 Mio. Euro führen.

Das Closing erwartet der Semperit-Vorstand im März. Mit der Trennung erfolge eine einvernehmliche Beilegung der Schiedsgerichtsverfahren und Rechtsstreitigkeiten. Semperit erhält im Rahmen der Beendigung des Joint Ventures "Siam Sempermed" eine einmalige Ausgleichszahlung in Höhe von 167,5 Mio. US-Dollar (156,78 Mio. Euro) vor Steuern. Zudem bekommt Semperit rund 51 Mio. Dollar der Siam-Sempermed-Dividende vor Steuern in bar.

Unabhängig von den Gerichtsstreitigkeiten mit Sri Trang geriet das Werk in Thailand 2014 auch ins Visier der finnischen NGO Finnwatch, die die Arbeitsbedingungen massiv kritisierte. Die Vorwürfe wogen schwer: Die Arbeiter müssten bis zu 13 Stunden ohne Pause arbeiten und so lange Überstunden leisten, bis vorgegebene Produktionsziele erreicht sind. Während der Arbeit erkrankte Mitarbeiter hätten das Fabriksgelände nicht verlassen dürfen, Arbeiter aus Myanmar seien diskriminiert und Unter-18-Jährige mit gefälschten Pässen beschäftigt worden. Fahnemann wies die Vorwürfe mehrfach zurück, sie hätten "teilweise nicht den Tatsachen entsprochen". Vor allem gegen den Vorwurf, Minderjährige zu beschäftigen, verwehrt sich Fahnemann. "Kinderarbeit gab es nicht, gibt es nicht und wird es nicht geben", sagte Fahnemann in einem früheren Interview zur APA.

(Schluss) kan/snu

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