EURO STOXX 50
Wochenausblick |
08.08.2016 17:52:00
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Nach Kursrally bei ATX und DAX warnen Analysten: Schlechte Börsenmonate
Vergangene Woche ging es für den DAX erst nach unten, dann aber - getrieben durch gute Zahlen vom US-Arbeitsmarkt - wieder nach oben bis auf 10.367 Punkte am Freitag. Für die vergangenen fünf Wochen kommt der Index damit auf ein Plus von rund 10 Prozent. Ähnlich sah es für den österreichischen Leitindex ATX aus, der die gerade zurückeroberten 2.200 Punkte kurzfristig aufgeben musste, zum Wochenschluss sich dann aber doch über der psychologisch wichtigen behaupten konnte. Der marktbreite S&P 500 erreichte zum Wochenausklang ein neues Rekordhoch von 2.182,87 Punkten. Am Montagmorgen notierte der DAX zeitweise deutlich über 10.450 Punkten.
Die rosarote Brille
Nach Ansicht von Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank herrscht derzeit zu viel Optimismus. "Die Sorgen haben die Anleger in Anbetracht des Brexit-Votums sowie der im bisherigen Jahresverlauf nur mäßigen Gewinn- und Umsatzentwicklung bei vielen Unternehmen beiseite gewischt und die ?rosarote Brille? aufgesetzt." Dieser übertriebene Optimismus könne kurzfristig zu Kursrückschlägen bei DAX & Co. führen. "Langfristig bleiben wir aber weiterhin positiv für die Wertentwicklung." Auf Jahressicht würden DAX, Euro Stoxx 50, S&P 500 und Topix deutlich über ihren aktuellen Niveaus notieren, den DAX sieht die Postbank dann bei 11.900 bis 12.100 Punkten.
Laut Johannes Flieckenschildt von der Weberbank sollte am Aktienmarkt der Blick für die fundamentalen Unternehmensdaten nicht verloren gehen - auch wenn das wirtschaftliche Umfeld derzeit von politischen Risiken und globalen Unsicherheiten dominiert werde. "Dabei ist positiv hervorzuheben, dass die Gewinnschätzungen der Analysten bisher häufig übertroffen wurden und somit unsere mittelfristig positive Einschätzung für Aktien bestätigt wurde", erklärt der Analyst. Zudem habe man nach dem Stresstests der EU-Bankaufsichtsbehörde "verhalten aufatmen" können, denn das Ergebnis habe die Widerstandsfähigkeit im EU-Banken-Sektor als Ganzes unterstrichen.
Schub durch US-Wahlen
Aus technischer Sicht hat sich laut Martin Utschneider von Donner & Reuschel in München im DAX im Zuge der charttechnischen Erholung wieder ein kurzfristiger Aufwärtstrend gebildet. Dieser habe bei rund 10.500 eine massive Hürde vor sich. "Für den Monat August bedeutet das eine spannende Gemengelage: Zum einen der intakte kurzfristige Aufwärtsmodus seit dem 27. Juni mit Tief bei 9.269 Punkten, zum anderen sich auffällig einengende Bollinger-Bänder sowie die intakte technische Hürde bei 10.508." Stützend wirke in den nächsten Wochen sicherlich das Fibonacci-Retracement bei 9.986. Davor könne durchaus noch einmal die untere Aufwärtstrendlinie bei 10.083 in den Fokus rücken.
Richte man den Blick weiter nach vorne, dann komme das "gewichtige Pfund" der US-Wahl hinzu. "US-Wahljahre sind historisch betrachtet gute Börsenjahre. Seit dem Jahr 1900 gab es 28 Wahljahre, die mit einem durchschnittlichen Gewinn von 8 bis 9 Prozent abschlossen." Bis Juni gingen die Aktienkurse in der Regel leicht zurück und stiegen dann über die Sommermonate bis zum Ende des Jahres an. "Bislang gab es nur eine Ausnahme: 2008 zog die Insolvenz bei Lehman sämtliche Indizes weltweit in den Keller." Die US-Tendenz könne natürlich auch positiv auf den deutschen Leitindex durchschlagen.
Nachhaltiger Ausbruch nötig
Christian Schmidt von der Helaba zufolge hatte sich zuletzt der Eindruck eines begrenzten Potenzials auf der Oberseite verstärkt. "Spätestens nachdem auf das Hoch bei 10.460 Punkten ein 'bearish engulfing pattern' folgte, wurde diese These untermauert", erklärt der Charttechniker. Aktuell befinde sich der DAX in einer Seitwärtsphase. Die relevanten Begrenzungsmarken lägen bei 10.340/10.365 sowie bei 10.079/10.064 Punkten. "Erst bei einem nachhaltigen Ausbruch aus dieser Range ist mit einer richtungsweisenden Impulsbewegung bei entsprechend größerem Momentum zu rechnen."
Was wichtige Konjunkturdaten angeht, müssen Anleger in dieser Woche bis zum Freitag warten. Derweil geht die Berichtssaison weiter, in den kommenden Tagen legen unter anderem Munich Re, E.ON, ThyssenKrupp, die Deutsche Telekom und Henkel ihre Zahlen für das zweite Quartal vor.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Freitag, 12. August
4.00 Uhr. China: Industrieproduktion Juli. Laut DekaBank haben die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in China für Juli deutlich abweichende Tendenzen gezeigt, die Analysten sehen daher derzeit kein Umfeld für eine klare Zunahme der Industriedynamik. Aufgrund eines Basiseffekts rechnen sie dennoch mit einem Plus von 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Industrie leide unter der Schwäche des Außenhandels und der allmählichen Reduzierung von Überkapazitäten in Teilen der Schwerindustrie. Angesichts der guten Entwicklung des Dienstleistungssektors bleibe das Wachstumsziel von 6,5 bis 7 Prozent aber in Reichweite.
8.00 Uhr. Deutschland: BIP 2. Quartal. Das BIP-Wachstum ist nach Ansicht der DekaBank schwach ausgefallen. Zwar werde allgemein eine Wachstumsabkühlung erwartet, die Analysten rechnen mit 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Schon ohne die Verunsicherung durch das Brexit-Votum hätten sich die Ausrüstungsinvestitionen auf Schrumpfkurs befunden, noch stärker habe es die Bauinvestitionen getroffen, selbst der private Konsum zeige sich leblos. Einzig der Export habe Lebenszeichen von sich gegeben.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze Juli. Als erste Indikation haben laut Commerzbank die Automobilhersteller bereits ein kräftiges Absatzplus von 7 Prozent gemeldet. Insgesamt rechnen die Analysten mit einem Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 0,4 Prozent gegenüber dem Juni.
von: Anna-Maria Borse
© Deutsche Börse AG
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FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG)
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Indizes in diesem Artikel
DAX | 20 329,94 | -0,05% | |
S&P 500 | 5 918,25 | 0,16% | |
EURO STOXX 50 | 4 996,39 | -0,31% | |
ATX | 3 638,98 | -0,25% |