Spekulationen um Börsengang |
13.11.2022 16:16:00
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N26 firmiert zur Aktiengesellschaft um: Startschuss für den Börsengang?
• Börsengang wird bei der Neobank schon seit einiger Zeit thematisiert
• Anleger müssen wohl noch mindestens zwei Jahre auf N26-Aktie warten
Die Digitalbank N26 informierte Anfang November in einer Pressemitteilung über "die bevorstehende Umwandlung [der] Rechtsform von einer deutschen GmbH zur deutschen Aktiengesellschaft (AG)". Durch diesen Schritt würden "die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um zukünftig die Umwandlung in eine europäische Gesellschaft (Societas Europaea, S.E.) vollziehen zu können", heißt es weiter. Gleichzeitig kann die Umwandlung in eine AG allerdings auch als Vorbereitung für einen möglichen Börsengang von N26 gesehen werden, zumal explizit erwähnt wird, dass sie auch unternommen wird, um die Unternehmensstrategie voranzutreiben - und die beiden Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal bereits in der Vergangenheit hatten durchblicken lassen, dass ein IPO durchaus Teil dieser Strategie sei.
N26 bereitet sich schon seit längerem auf möglichen Börsengang vor
Bereits im März 2021 sagte Co-CEO Tayenthal gegenüber der "FAZ", dass man "innerhalb eines Jahres" für den Gang an die Börse bereit sein wolle. Er stellte damals sogar ein IPO schon 2022 in Aussicht, schränkte aber ein, dass man dabei keine Eile verspüre. Und so ging man es bei N26 in dieser Frage dann offenbar auch eher gemütlich an. Denn beim Mobile World Congress im Frühjahr 2022 bekräftigte Tayenthal zwar laut "cardscout", dass die Neobank "bis Ende des Jahres 2022 strukturell bereit für den Börsengang" sei, stellte das Börsendebüt allerdings frühestens für 2024 in Aussicht - erneut versehen mit der Aussage, dass man es nicht eilig habe. Auch wie das strukturelle Bereitsein aussehen sollte, wurde damals nicht kommuniziert, es ist allerdings wahrscheinlich, dass dieses nun mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft erreicht wird.
Das bestätigte jüngst auch Mitgründer Valentin Stalf im Gespräch mit "WELT", blieb dabei aber ebenfalls vorsichtig. "Wir haben immer gesagt, dass wir das Unternehmen weiter professionalisieren wollen, auch mit Blick auf einen möglichen Börsengang. Natürlich ist diese Transformation [Umwandlung in eine AG, Anm. d. Red.] ein Schritt dahin. Allerdings braucht es - auch mit Blick auf das schwierige Börsenumfeld - sicher noch einige Jahre, bis wir eventuell an die Börse gehen. Ein konkretes Datum können wir also nicht nennen", so Stalf. Generell gelte aber, dass für einen Börsengang erst dann ein guter Zeitpunkt sei, wenn die Profitabilität in greifbarer Nähe sei, so der N26-CEO.
Diese Probleme muss N26 vor dem Börsendebüt noch lösen
Momentan ist es bis zur Profitabilität der Smartphone-Bank allerdings noch ein weiter Weg. So konnte N26 im Geschäftsjahr 2021 zwar den Umsatz um mehr als 50 Prozent auf 182,4 Millionen Euro steigern, der Verlust wuchs allerdings trotzdem auf 172,4 Millionen Euro an. Schuld waren laut dem Startup hohe Marketingausgaben, Aufwendungen für den gescheiterten Marktstart in den USA sowie andere, nicht näher spezifizierte Kosten. Für die kommenden Jahre gab sich Stalf im Rahmen der Zahlenvorlage dennoch zuversichtlich.: "Wir verfolgen das Ziel, in den kommenden Jahren in Richtung Profitabilität zu gehen", so der Mitgründer laut dpa-AFX. Im Jahr 2022 wolle man beispielsweise die Erlöse in der Größenordnung von rund 30 Prozent steigern.
Dass der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr nicht noch stärker gewachsen ist, hat zudem mit einem weiteren Problem zu tun, das N26 vor einem möglichen IPO noch lösen muss. Denn gemäß einer Auflage der BaFin darf das Fintech in Deutschland nur 50.000 Neukunden pro Monat annehmen. In Italien verboten die Aufseher laut "WELT" die Neukundengewinnung sogar vollständig. Potenzielle Investoren dürften bei solchen Wachstumsbeschränkungen wohl eher die Finger von einer N26-Aktie lassen. "Natürlich muss das lange vor dem Börsengang behoben sein", sagte Stalf dann auch im Interview mit "WELT". Man arbeite gut mit den Regulatoren zusammen, letztlich müssten diese aber über den Zeitpunkt entscheiden, zu dem die Auflagen aufgehoben werden.
N26-Börsengang wohl nicht vor 2024
Ein Faktor, auf den N26 etwas mehr Einfluss hat, ist jedoch die bereits angesprochene Profitabilität, die laut dem Unternehmen vor einem IPO zumindest in Reichweite sein soll. "Wir werden [...] in etwa den nächsten zwei Jahren als Unternehmen profitabel werden", sagte Stalf im "WELT"-Interview, womit dann bald zumindest diese Bedingung erfüllt wäre. Auf die Rückfrage, ob dann entsprechend auch ein Börsengang innerhalb der kommenden zwei Jahre stattfinde, reagierte der Co-Gründer jedoch ausweichend. "Nein, es kann durchaus länger dauern. Aber wir machen das Unternehmen jetzt fit. Ob darauf ein Börsengang folgt oder zunächst eine weitere Finanzierungsrunde mit privatem Risikokapital, ist offen - abhängig vom Börsenumfeld und anderen Faktoren", so Stalf.
Sorgen, dass ein zu langes Abwarten beim Gang auf Parkett dazu führen könnte, dass der technologische Vorsprung von N26 schwindet und die N26-Aktie dann für Investoren weniger attraktiv wäre, macht sich der CEO jedoch offenbar nicht. Auch wenn die Apps traditioneller Banken immer besser werden, sehe man "weiterhin massive Marktanteilsverschiebungen hin zu Banken, die Technologie verstehen" und die digitale Entwicklung sei nun mal die Kernkompetenz von N26. So ermöglicht das Startup ausgewählten Kunden in Österreich seit Kurzem den Handel mit Kryptowährungen und plant laut Aussagen im "WELT"-Interview außerdem auch ein Tool für den Aktienhandel. Über dieses dürfte dann wohl eines Tages auch der Handel mit der N26-Aktie möglich werden.
Redaktion finanzen.at
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