"Hauptnutznießer" 30.09.2022 15:19:39

Mutmaßliche Sabotage: Moskau spricht Verdacht gegen Washington bei Anschlägen auf Pipeline Nord Stream aus

Mutmaßliche Sabotage: Moskau spricht Verdacht gegen Washington bei Anschlägen auf Pipeline Nord Stream aus

"Es ist aber offensichtlich, dass der Hauptnutznießer (der Pipeline-Explosionen), vor allem wirtschaftlich, die USA sind", sagte der Sekretär des nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Freitag auf einer Sitzung mit den Geheimdienstchefs der GUS-Staaten.

Patruschew warf dem Westen vor, sofort nach Bekanntwerden der Lecks eine Kampagne gegen Russland gestartet zu haben. Daher sei es nötig, die Kooperation der Geheimdienste innerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), ein loser Staatenverbund ehemaliger Sowjetstaaten, zu vertiefen und die "Auftraggeber und Erfüllungsgehilfen des Verbrechens" zu enthüllen. Seit der Nacht zum Montag wurden insgesamt vier Lecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 festgestellt. Die Nato geht von Sabotage aus.

Patruschew sprach sich bei der Sitzung zudem dafür aus, gemeinsam gesetzlich gegen vom Westen kontrollierte Nichtregierungsorganisationen (NGO) und Medien vorzugehen. Dies diene unter anderem dazu, Revolutionen zu vermeiden. "Russland hat die entsprechende Erfahrung und ist bereit, sie zu teilen", bot er an. Russland hat in den vergangenen Jahren konsequent, die Pressefreiheit eingeschränkt und eine immer größere Anzahl von NGOs verboten. Patruschew, einst russischer Geheimdienstchef, gilt als langjähriger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin.

Der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes, Sergej Naryschkin, behauptete unterdessen, Moskau verfüge über Material, das auf eine "westliche Spur bei der Organisation und Durchführung der "Terroranschläge" auf die Nord Stream-Pipelines hinweise. Er beschuldigte den Westen, "alles zu tun, um die wahren Urheber und Organisatoren dieses internationalen Terrorakts zu verbergen".

Der "kollektive Westen unter Führung der USA" unternehme alles, um seine Hegemonie zu erhalten, sagte Naryschkin nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen weiter. Dadurch gerate die internationale Sicherheitsarchitektur aus dem Gleichgewicht, und weltweit erhöhe sich das Konfliktpotenzial.

Putin macht Westen für Sabotage an Gas-Pipelines verantwortlich

Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Westen für die Lecks an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 verantwortlich gemacht. "Sie (die Angelsachsen) sind zu Sabotage übergegangen. Unglaublich, aber wahr. Indem sie Explosionen an den internationalen Gas-Leitungen Nord Stream organisiert haben (...), haben sie faktisch mit der Zerstörung der gemeinsamen europäischen Energie-Infrastruktur begonnen", sagte Putin am Freitag bei einer Zeremonie zur Annexion mehrerer ukrainischer Gebiete. Mit dem Begriff "Angelsachsen" können im Russischen die US-Amerikaner, die Briten oder beide Nationen zusammengefasst gemeint sein.

Bereits zuvor hatte Putin mit Blick auf die Lecks von einem "Akt des internationalen Terrorismus" gesprochen, aber keine möglichen Drahtzieher genannt. Russland hat dazu für diesen Freitag auch eine Dringlichkeitsdebatte im UN-Sicherheitsrat beantragt.

MOSKAU (dpa-AFX)

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